The Sky, The Earth & All Between – Ein neues Kapitel für Architects
Mit ihrem elften Studioalbum The Sky, The Earth & All Between setzen Architects ihren musikalischen Wandel fort. Die Briten, einst als Pioniere des modernen Metalcore gefeiert, haben sich über die letzten Alben immer weiter von ihren Wurzeln entfernt. Besonders For Those That Wish To Exist (2021) und The Classic Symptoms of a Broken Spirit (2022) spalteten die Fanbase: Während einige die Weiterentwicklung mit elektronischen Elementen und hymnischen Refrains begrüßten, vermissten andere die rohe Energie und den wütenden Metalcore-Sound vergangener Tage.
Mit The Sky, The Earth & All Between gelingt Architects nun ein eleganter Spagat zwischen beiden Welten. Produziert von Jordan Fish (ehemals Bring Me The Horizon), vereint das Album einen modernen, druckvollen Sound, der die melodische Seite der Band weiterentwickelt, ohne die härteren Elemente zu vernachlässigen. Das Ergebnis ist ein Album, das sowohl Fans der neueren als auch der älteren Architects-Ära ansprechen dürfte.
Eine Reise durch Höhen und Tiefen
Schon der Opener Elegy zeigt, dass Architects sich nicht mit einer simplen Fortsetzung des letzten Albums zufriedengeben. Sanfte Synthesizer und atmosphärische Streicher eröffnen das Stück, bevor ein brachialer Riff-Einstieg und ein fetter Breakdown den Song in eine chaotische, aber präzise Richtung lenken. Sam Carters Screams klingen wütender als zuletzt, doch auch sein cleanes Gesangstalent kommt im hymnischen Refrain zur Geltung.
Songs wie Whiplash und Blackhole sind eine klare Rückbesinnung auf die Metalcore-Wurzeln der Band. Rasante Drums, technische Gitarrenriffs und brutale Shouts erinnern an Lost Forever // Lost Together (2014), doch die bombastische Produktion sorgt für eine frische Note. Besonders Brain Dead dürfte mit seinem Hardcore-angehauchten Tempo und dem massiven Breakdown ein neuer Live-Favorit werden.
Doch Architects setzen nicht nur auf rohe Aggression. Everything Ends ist ein melodischer, fast poppiger Song, der an neuere Bring Me The Horizon-Tracks erinnert – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Jordan Fish hier seine Finger im Spiel hatte. Der Track überzeugt mit eingängigen Hooks und einer dichten, cineastischen Atmosphäre. Judgement Day wagt sich sogar an Industrial-Elemente heran und überrascht mit einem Feature von Amira Elfeky, die mit düsteren, fast schamanenhaften Vocals für Gänsehautmomente sorgt.
Besonders gelungen ist auch Broken Mirror, eine Mischung aus ruhigen, fast zerbrechlichen Strophen und brachialen Ausbrüchen im Refrain.
Ein würdiger Abschluss und ein Blick nach vorne
Gegen Ende der Platte liefern Architects mit Curse und Seeing Red zwei der härtesten Tracks des Albums. Während Curse mit seinem stampfenden Groove und düsteren Synth-Flächen an Holy Hell (2018) erinnert, ist Seeing Red ein brachialer Song, der mit blastbeatlastigen Drums und einem brutalen Breakdown punktet.
Das Finale mit Chandelier ist ein überraschender, aber gelungener Abschluss. Der Song beginnt mit minimalistischen Pianoklängen und entwickelt sich zu einem epischen, fast orchestralen Stück, das gleichzeitig melancholisch und hoffnungsvoll klingt. Der Track erinnert in seiner Emotionalität an das legendäre Gone With The Wind, bleibt aber dank der cineastischen Produktion einzigartig.
The Sky, The Earth & All Between: Die perfekte Balance zwischen Alt und Neu
Mit The Sky, The Earth & All Between haben Architects ihr vielleicht ausgereiftestes Album geschaffen. Während die letzten beiden Alben noch stark experimentierten, wirkt dieser Release deutlich ausbalancierter: Harte Riffs, eingängige Hooks, atmosphärische Momente und emotionale Tiefe fügen sich zu einem beeindruckenden Gesamtbild zusammen.
Zwar wird das Album nicht alle Kritiker überzeugen – Fans der ganz alten Architects-Phase könnten sich immer noch an den moderneren Elementen stören –, doch für jene, die mit der Weiterentwicklung der Band gewachsen sind, ist dies eine der stärksten Platten ihrer Karriere. Ein modernes Metal-Highlight, das Architects‘ Status als eine der wichtigsten Bands der Szene erneut untermauert.
Tracklist:
1. Elegy
2. Whiplash
3. Blackhole
4. Everything Ends
5. Brain Dead (feat. House of Protection)
6. Evil Eyes
7. Landmines
8. Judgement Day (feat. Amira Elfeky)
9. Broken Mirror
10. Curse
11. Seeing Red
12. Chandelier
Bildnachweis: Epitaph / Indigo.
+ Balance: Gelungene Mischung aus Melodie und Härte.
+ Produktion: Modern, druckvoll und cineastisch.
+ Emotion: Tiefgründige und vielschichtige Songs.
- Wertung