Bruce Dickinson – The Mandrake Project
Bruce Dickinson, ein Name des Heavy Metals wie er in den Büchern steht. In der Heavy Metal Gemeinde ist er, genauso wie die Band Iron Maiden, in den Top 10 der bekanntesten Namen dieses Genres. Mit gut 66 Jahren ist der Mann immer noch sehr agil und stimmlich sehr gut unterwegs. Seit 1982 als aktiver Sänger von Maiden unterwegs und von einer „kleinen“ Schöpferischen Pause mal abgesehen, hat Bruce mit seinen Bandmitgliedern das ein oder andere Meisterwerk aus dem Boden gestampft. Auch wenn die Letzen Werke etwas durchwachsen waren und bei vielen Fans der 80er nicht so gut ankamen, mich selbst eingeschlossen, kann man die Leistung nicht kleinreden.
Bruce Solo Karriere startete schon einmal in den 90ern und brachte durchaus die ein oder andere Perle hervor. Tyranny of Souls, Accident of Birth und andere Hammer Klassiker sind noch in guter Erinnerung und laufen in meinen Playlists stetig mit.
Im Jahr 2024 kommt nun, obgleich erfolgreich mit Iron Maiden, ein neues Soloalbum namens „The Mandrake Project“ heraus. Es ist das siebte dieser Art und wird am 01.03.2024 der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Darf man etwas erwarten? Vorschusslorbeeren weil es Bruce Dickinson ist, oder eher Zweifel, weil Maiden ja nun auch keine Highlights gebracht haben seit einiger Zeit?
Die Redaktion von Moshpit Passion war sehr interessiert am Album und so entschieden wir uns, ein Kreuzfeuerreview in Angriff zu nehmen, bei dem drei Redakteure das Album hören und bewerten.
„The Mandrake Project” – Tracklist
Afterglow Of Ragnarok (05:45)
Many Doors To Hell (04:48)
Rain On The Graves (05:05)
Resurrection Men (06:24)
Fingers In The Wounds (03:39)
Eternity Has Failed (06:59)
Mistress Of Mercy (05:08)
Face In The Mirror (04:08)
Shadow Of The Gods (07:02)
Sonata (Immortal Beloved) (09:51)
Sven:
Der erste Track „Afterglow of Ragnarok” kam bereits als Single raus und startet durchaus erwartungsvoll mit einem starken Bassriff, sackt dann aber zu einer relativen Mid-Tempo Nummer ab. Kein guter Start für mein Ohr. Etwas zu psychedelisch und spacig. Einigen dürfte es vermutlich gefallen. Ich bin skeptisch.
„Many Doors to Hell“, klingt auch eindeutig nach einer Hard Rock Nummer und startet gemütlich. Bruce hat viel zu erzählen und der Song wird nahezu komplett durch seinen Gesang getragen. Er kommt und geht.
„Rain on the Graves“, irgendwie klingen alle Tracknamen schwermütig und tragend. Und meine Texte könnte ich genauso wiederholen. Dasselbe gilt leider auch für „Resurrection Man“, wenn man den Country Anteil mit Wild West Vibe mal positiv speichert. „Rider of the Storm“ von den Doors war trotzdem besser.
Finger in den Wunden oder auch „Finger in the Wounds“; positive Tracknamen suchen wir vergeblich. Und der Track macht auch genau da weiter, wo man es erwartet. Bruce schwermütig mit Musik untermalt. Puh. Type o Negative war da auch fast positiver.
„Eternity has failed“…. Moment… Der Song ist doch „If Eternity should Fail” von Maiden. Anderer Name, gleiches Lied. Ok, kann er machen. Bisher damit der Highlight Track des Albums „Book of Souls”, Entschuldigung „The Mandrake Project“. Solide Nummer und gefiel mir letztes Mal schon.
„Mistress of Mercy“, bassintensiver Start, das Tempo zieht mal positiv an. Gitarrenriffs, Schlagzeug in Front und der Gesang mal nicht der Hauptträger. Ok ich bin durchaus begeistert und habe meinen ersten Hit des Albums gefunden, der auch nur auf diesem Album ist. Und wir sind ja auch erst bei Track 7 von 10.
„Face in the Mirror“, und schon war es das mit dem Tempo und wir sind bei einer schweren Ballade angekommen. Balladen müssen ja sein, aber es gibt gute und solche wie hier. Wenn ich mich mit einem Album maximal deprimieren will, ist dieses ein klarer Favorit.
„Shadows of the Gods“ möchte man in Sekunde 10 skippen. Sagte ich schon wie deprimierend das Album ist?
Track 10 ist das Ende des Albums und heißt „Sonata“. Mit 9:51min auch kein kurzes Stück voller Missmut, Trauer und dem anhaltenden Gefühl, das Leben ist sinnlos und grau.
Fazit:
Es ist vorbei. Ich muss mir nun erstmal was Positives gönnen. Was auch immer Bruce in diesem Soloalbum verarbeitet, es ist echt kein Highlight. Senjutsu war ja echt kein großartiges Album. Vielleicht ist das hier seine Art es zu verarbeiten. Aber es ist leider keine Entschuldigung, wie es Maiden Fans hätten erwarten dürfen. Bis auf „Mistress of Mercy“ wird hier nichts seinen Weg in meine Playlists finden, außer ich muss mal den Tod oder eine Trennung verarbeiten und möchte mich noch tiefer in ein Loch ziehen lassen.
Das Album erntet bei mir mit Wohlwollen 4 /10 P.
Stephan:
Zunächst muss ich gestehen, dass ich nie der größte Fan der Solo-Alben von Bruce Dickinson war. Daher steht auch keins in meiner Sammlung. Es gab immer einige gute Songs (z.B. Tears of a Dragon), aber für mich singt Bruce Dickinson bei Iron Maiden. Vielleicht liegt es daran: ich brauche Maiden Lieder, um mich auf die Stimme von Bruce einzulassen.
Im Grunde genommen war mir aus besagtem Grund schon klar, dass ich das Album nicht haben muss. Trotzdem war ich neugierig und wollte wissen, ob das Album mich positiv überrascht.
1. Afterglow of Ragnarok
Die düstere Grundstimmung des Liedes ist wahrscheinlich beabsichtigt und passt auch zum Titel, würde ich sagen. Tragender Refrain, hätte ich persönlich nicht als Opener gewählt, aber gut hörbar.
Einzelnote 7/10
2. Many Doors to hell
Kann man gut hören, das Lied könnte auch gut auf einem anderen seiner Soloalbum sein. Typische Songstruktur – Kopf bewegen, netter Refrain mit Mitsing Charakter.
Einzelnote 7/10
3. Rain on the graves
Die erste ungewöhnliche Gesanglinie am Anfang, kommt mir zu modern und experimentell rüber. Das ganze Lied zündet bei mir gar nicht.
Einzelnote 2/10
4. Resurrection Men
Western Image am Anfang, irgendwie erinnert der Anfang an ‚Writing on the wall‘ vom letzten Maiden Album. Nett gemacht, aber bei mir kommt nichts rüber.
Einzelnote 3/10
5. Fingers in the wounds
Midtempo, Orient-Stimmung in der Mitte, Streicher (aber bessere als beim letzten Maiden Album), Klavier-Elemente. Gut hörbar.
Einzelnote 7/10
6. Eternity has failed
Was das Maiden Cover vom Book of Souls Album hier zu suchen hat, weiß wahrscheinlich nur Bruce. Guter Song, aber auch nicht mein Favorit vom Book of Souls Album. Das Lied kommt mir vor wie ein Lückenfüller, hätte er weglassen können.
Keine Einzelnote.
7. Mistress of Mercy
Der Refrain klingt auch stark nach Maiden, vielleicht auch altes Songmaterial von der Book of Souls Session, was nicht verwendet wurde? Insgesamt ordentlich, für mich das Beste Lied des Albums.
Einzelnote 8/10
8. Face in the Mirror
Ruhiger Song, diese Art von Gesang passt nicht zu ihm finde ich und ist nicht das, was ich hören will, wenn ich an seine Stimme denke. Die Overdubs gefallen mir am besten, aber kommen zu selten.
Einzelnote 4/10
9. Shadow of the gods
7 Minuten Midtempo; episch. Fängt ruhig an (dieser ruhige Gesang passt mir hier besser, als bei Face in the mirror) und steigert sich im Refrain, um dann 4 Minuten etwas das Tempo zu steigern. Der Gitarrensound klingt mir zu modern und nicht gut. Ganz ungewöhnliche New Metal Elemente bei 5 Minuten. Schönes Ende.
Einzelnote: 6
10. Sonata (Immortal Beloved)
Wie bei den letzten Maiden Alben, gibt es am Ende eine fast 10 Minuten Nummer. Ist mir durch die Gitarre ein bisschen zu seifig am Anfang, aber nicht schlecht.
Einzelnote:7
Fazit:
Stellenweise wirkt es auf mich so, z.B. bei ,Resurrection Men‘ mit der grausam klingenden Gitarre bei 3:00‘, als wollte man bewusst ‚was Anderes/Modernes‘ einbauen.
Trotz einiger Schwächen kann ich aber einem Musiker mit 65 Jahren, der schon alles gesehen hat, doch zu dem Album gratulieren. Ich frage mich auch, wie er es geschafft hat, das Album neben Maiden/Maiden Tour und Geschichten-Erzähltour zu erschaffen. Dafür ist es aber noch recht solide mit schönen Melodien, aber für mich zu wenig Momenten, die hängen bleiben. Insgesamt wirkt es auf mich auch so, als hätten einige Songs noch etwas mehr Zeit gebraucht, um zu wachsen.
Ich würde hier insgesamt 6/10 Punkte für das Album geben.
Tobi:
Tiefste Nacht und hellster Stern
Das neue Solo-Album von Bruce Dickinson mit dem mysteriösen Titel „The Mandrake Project“ spaltet die Gemüter der Moshpit Passion – Redaktion, Grund genug meinen Senf zum neuen Output des Iron Maiden – Frontmanns dazuzugeben.
Zunächst mal muss man festhalten, dass Bruce Dickinson solo eine ganz andere Schiene fährt als in seiner Haus und Hof – Band Iron Maiden. Die bisherigen Alben bestachen durch fluffigen Hardrock, nur ganz selten wurde der Heavy Metal ausgepackt. Legt man das zugrunde, ist das neue Album voll in der Spur.
Gestartet wird sperrig mit „Afterglow of Ragnaröck“, ein langatmiger Song, der nicht so Recht auf den Punkt kommen will. Die nervige Bridge zum schwachen Refrain, lässt einen zunächst ratlos zurück. Warum der Track als eine der Single-Auskopplungen gewählt wurde, ist mir nicht klar. Besser wird es aber gleich beim nächsten Song, „Many Doors to Hell“. Ein straighter, guter Rocker der Bruce Dickinson deutlich besser zu Gesichte steht. Auch das nachfolgende, wütende Hardrock-Biest „Rain on the Graves“ punktet und bekommt nur leichte Abzüge in der B-Note für den nervigen Sprechgesang in der Strophe.
Leider schleichen sich nun wieder zwei Rohrkrepierer ein: „Resurrection Man“ startet mit seinem luftigen Western-Style Gitarrensolo interessant, plätschert dann aber äußerst belanglos vor sich hin. Auch das nachfolgende „Fingers in the Wound“, eine Power-Ballade, kriecht recht müde über die Ziellinie und verleitet nicht zum nochmaligen Hören.
Wer Bruce Dickinson am liebsten mit Iron Maiden-Stuff mag, der wird mit „Eternity has failed“ bestens bedient. Ein guter Iron Maiden – Klon mit Tribalfeeling, einem guten Groove und tollen Soli entschädigt ein wenig für das zuvor Gehörte. Leider folgt dann mit „Mistress of Mercy“ der schwächste Song des Albums. Ein vollkommen austauschbarer Hardrocker, der maximal als „Filler“ zu bezeichnen ist.
Aber was passiert denn nun? Kam die Muse vorbei und hatte nach dem Durchhänger in der Mitte ein Einsehen mit der Gesangs-Legende? Ganz klar: ja! Was Bruce Dickinson mit den letzten drei Songs abliefert, ist für sich gesehen, Weltklasse! „Face in the mirror“, eine atmosphärische Ballade im 90er-Style eröffnet das letzte Drittel des Albums in wunderschöner Art und Weise. „Shadow of the Gods“ ist dann ein abwechslungsreicher Rocker, spannend und variabel aufgebaut. Und dann der Höhepunkt: „Sonata (Immortal Beloved)“, ein fast 10minütiges, ultra-atmosphärisches Epos des progressiven Hardrocks. Traumhaft schön, habe ich so nicht von Bruce Dickinson erwartet! Der Song ist eine musikalische Entdeckungsreise, die einlädt immer wieder erkundet zu werden.
Fazit:
Dank des furiosen Finales geht Bruce Dickinsons „The Mandrake Project“ für mich mit 7/10 Punkten über die Ziellinie!
Abgesang:
Zurück bleiben drei sehr unterschiedliche Meinungen von Hörern die, in Teilen, doch dem gleichen Subgenre frönen und Maiden wie Bruce positiv zugetan sind. Wir haben das Kreuzfeuer genossen und werden es, beizeiten, wiederholen.
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Bildnachweis: cmm GmbH.
The Mandrake Project
+ Es wird die Gemüter spalten
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