Parasomnia im Review: Mike Portnoy ist zurück!
Die Rückkehr von Mike Portnoy und das neue Album „Parasomnia“
Als im Oktober 2023 die Nachricht verbreitet wurde, dass Mike Portnoy nach 13 Jahren Abstinenz zu Dream Theater zurückkehren würde, war die Aufregung im Fanlager riesig. Doch ganz überraschend kam diese Reunion nicht. In den letzten Jahren gab es immer mehr Annäherungen, sei es durch die Zusammenarbeit mit Liquid Tension Experiment oder bei der letzten John-Petrucci-Solo-Platte. Eine Wiedervereinigung mit Dream Theater war also nur eine Frage der Zeit.
Jetzt, über ein Jahr nach der Ankündigung, erscheint das lang erwartete neue Studioalbum „Parasomnia“. Thematisch beschäftigt sich die Platte mit verschiedenen Facetten von Schlafstörungen. Dennoch handelt es sich nicht um ein Konzeptalbum im klassischen Sinne, da die Songs unabhängig voneinander stehen.
Songwriting und musikalische Highlights von Parasomnia
Den Auftakt macht das instrumentale „In The Arms Of Morpheus“ mit einem düsteren, djentigen Gitarrenriff. Die Stimmung des Albums wird hier sofort klar definiert, bevor das Stück mit bittersüßen Gitarrensolos ausklingt und in die erste Single „Night Terror“ übergeht.
Sobald das erste Schlagzeug-Fill einsetzt, ist sofort klar, wer hier sitzt: Mike Portnoy. Dieses Signature-Fill kann nur er spielen. Musikalisch vereint der Song Elemente aus allen Schaffensphasen von Dream Theater. Harte Riffs aus der 2000er-Phase treffen auf Melodien und Arrangements, die an Klassiker wie „Scenes from a Memory“ oder „Images and Words“ erinnern – ohne sich jedoch zu wiederholen. Atmosphärisch erinnert „Night Terror“ am ehesten an „Black Clouds & Silver Linings“.
Die zweite Single „A Broken Man“ klingt düsterer und in vielen Passagen ruhiger als „Night Terror“. Der Song überzeugt durch einen starken Aufbau und einen packenden Refrain. Besonders erfreulich: Mike Portnoy ist wieder mit seinen markanten Backing Vocals zur Stelle.
Mit „Dead Asleep“, einem 11-Minuten-Epos, zeigen Dream Theater erneut ihre ganze musikalische Bandbreite. Dieser Track hätte ohne Weiteres auch auf „Scenes from a Memory“ gepasst.
Midnight Messiah überrascht!
Eine echte Überraschung folgt mit „Midnight Messiah“, dem ersten von Portnoy komponierten DT Song seit 2009. Nach einer typischen Dream-Theater-Strophe entwickelt der Track plötzlich einen flotten Uptempo-Rock-Refrain mit Orgel, der stark an Deep Purple erinnert. Eine unerwartete Wendung, die erst nach mehreren Durchgängen richtig zündet.
Nach dem kurzen, instrumentalen Interlude „Are We Dreaming“ folgt mit „Bend The Clock“ die Ballade des Albums. Dream Theater beweisen hier eindrucksvoll, dass sie hochemotionale Musik schreiben können. Die cleane Gitarrenarbeit klingt herausragend, doch das Highlight ist der Gesang von James LaBrie, der hier wieder einmal beweist, dass er zu den besten Sängern seines Fachs gehört, auch wenn er besonders Live oft Probleme mit den alten Songs der frühen 90er hat. Aber hey. Der Mann ist über 60 und der Körper altert im Gegensatz zu einer Gitarre eben auf andere Weise. Das sollte man nicht vergessen. „Bend The Clock“ reiht sich nahtlos in die Tradition von Monsterballaden wie „Another Day“ oder „Hollow Years“ ein und ist zweifellos ein Album-Highlight.
Den krönenden Abschluss bildet der obligatorische Longtrack: „The Shadow Man Incident“. Auf einer Laufzeit von 20 Minuten entfaltet die Band ihr volles Potenzial und verwebt Zitate aus früheren Alben in eine komplexe Komposition. Was hier an Taktwechseln, abgefahrenen Akkorden und Songstrukturen geboten wird, ist kaum in Worte zu fassen – selbst geübte Musiker dürften Schwierigkeiten haben, alles nachzuvollziehen.
Produktion & Artwork
Das Coverartwork stammt, wie so oft, von Hugh Syme und enthält bewusste Anspielungen auf das „Images and Words“-Cover. Produziert wurde das Album von John Petrucci, aufgenommen von James „Jimmy T“ Meslin und abgemischt von Andy Sneap. Der Sound ist transparent, druckvoll und wirkt dennoch nicht steril.
Fazit: Ein starkes Dream-Theater-„Comeback“
„Parasomnia“ ist meiner Meinung nach eines der besten Dream-Theater-Alben seit „Black Clouds & Silver Linings“ von 2009. Auch wenn die Alben mit Mike Mangini keineswegs schlecht waren (lassen wir das fragwürdige „The Astonishing“ mal außen vor), ist es doch Portnoys Seele, die dem Sound der New Yorker das gewisse Etwas verleiht.
Versteht mich nicht falsch: Ich habe größten Respekt vor Mike Mangini. 2010 die Nachfolge von Mike Portnoy anzutreten, war eine fast unmögliche Herausforderung, die er mit Bravour meisterte. Doch für mich gehört zu Dream Theater einfach der andere Mike – nämlich Portnoy.
Mit „Parasomnia“ haben Dream Theater ein beeindruckendes Comeback geliefert. In dieser Form darf es gerne noch viele weitere Alben geben!
Parasomnia Artwork
Trackliste
1. In The Arms Of Morpheus
2. Night Terror
3. A Broken Man
4. Dead Asleep
5. Midnight Messiah
6. Are We Dreaming
7. Bend The Clock
8. The Shadow Man Incident
Bestellen könnt ihr das Album hier
Bildnachweis: InsideOut / Sony Music.
+ Starkes Songwriting
+ Tolle Produktion
+ Portnoy's Seele ist zurück
- Es fehlt der Überhit der Marke "Pull me Under"
- Wertung