Frenzy – „Of Hoods and Masks“ (VÖ 20.04.2023)
Heavy Metal trifft auf Comic-Nerds – einfacher kann man die spanische Truppe Frenzy nicht beschreiben. Mit ihrer zweiten Platte „Of Hoods and Masks“ liefern die Madrilenen das, was man von ihnen bereits kannte: Fetzige Gitarrenriffs, eine kräftige Leadstimme und die Liebe zu Comicbüchern. Am 20.04.2023 erschien das neue Album, das sich textlich überwiegend der Graphic Novel „Watchmen“ widmet. Allein das Artwork des Covers mutet an, dass es sich um ein Panel aus dem legendären Comic handelt.
„Watchmen“ für die Ohren
Die zwölfteilige Graphic Novel „Watchmen“ von Alan Moore und Dave Gibbons erschien 1986/87 zuerst beim Comic-Giganten DC Comics. Wer sich mit der Welt der Superhelden auskennt weiß, dass „Watchmen“ eine riesige Bedeutung in der Landschaft der bunten Heftchen eingenommen hat. Als einzigen Vertreter des Mediums zählt die Graphic Novel zu den besten 100 englischsprachigen Romanen, die zwischen 1923 und 2005 veröffentlicht wurden (Liste des US-Magazin Times). Auf den Comic folgte ein Film von Zack Snyder, zwei Videospiele und eine Fernsehserie auf dem Sender HBO – mit anderen Worten: Eine gewaltige Vorlage, die sich Frenzy für eine musikalische Verarbeitung auf „Of Hoods and Masks“ ausgesucht hat.
Die Doomsday Clock tickt
Tick… Tack… Die Weltuntergangsuhr bleibt nicht stehen. Ein zentrales Thema der literarischen Vorlage ist der Kalte Krieg und die Gefahr vor nuklearen Anschlägen. Frenzy übernimmt die Thematik besonders in den ersten Songs der Platte. Welche Rollen Superhelden jedoch in der Kriegsführung, in der Gesellschaft und in den Medien spielen, bleibt der Graphic Novel überlassen – aber die (auch aus den Comics) bekannte Doomsday Clock, die zeigt wie nah sich die Menschheit vor 12 Uhr, dem Weltuntergang befindet, ist auch musikalisch in „Of Hoods and Masks“ verarbeitet. Das rein instrumentale Intro „One Minute Closer To…“ baut sich langsam mit tickendem Sekundenzeiger, steigendem Wumms auf den Ohren und einer gefühlvollen Melodie auf, um im Folgetrack „The Doomsday“ so richtig in das Album zu starten. Und spätestens da macht der Sound von Frenzy richtig Laune – und dass auch für diejenigen, die die Vorlage nicht kennen.
Da wird sogar Doctor Manhattan zum Partytier
Mit kräftigen Riffs und der lodernden Stimme von Anthony Stephen geht es vorwärts durch das Album. Die ganz klaren Highlights sind „The Doomsday“ mit einem knalligen Gitarrensolo, „Where Is The Joke“ mit dem sehr einprägsamen Refrain, „Spectre Of Love“, das langsam beginnt und nach etwas zwei Minuten richtig Fahrt aufnimmt und der letzte Song der Platte „Give Me Shred (Or Give Me Death)“ – hier zeigt Frenzy noch einmal alles, was sie aus ihren Instrumenten herausholen können. Die Texte der Songs zeigen außerdem kontinuierlich die Bezüge zu „Watchmen“. Seien es die Thematiken, einzelne Verse oder auch die Liedtitel – als Comic-Nerd kommt da wahre Freude auf, sodass das Abfeiern der Platte vorprogrammiert ist.
Am Ende bleibt ein halber Smiley-Button
Auch wenn das Album durch und durch solide ist und vor allem für Kenner und Liebhaber der Graphic Novel richtig Laune machen kann, ist die größte Stärke der Platte ihre kurze Laufzeit von knapp 35 Minuten. Beim ersten Durchhören kann jeder Song noch irgendwie punkten, die Stimme von Anthony Stephen mitreißen und begeistern, während der Retro-Heavy-Metal-Vibe zum Mitwippen ermutigt. Aber Fairplay: Auf Dauer ist der Sound etwas eintönig, die Spielereien von Stephens Stimme sind immer das Gleiche und die Abwechslung kommt generell etwas zu kurz. Durch die kurze Spieldauer fällt das zum Glück nur wenig ins Gewicht. Insgesamt kann Frenzy mit dem Album trotzdem abreißen und bietet für Heavy Metal Fans mit Sicherheit den ein oder anderen Ohrwurm, während natürlich Comic-Liebhaber, wie die Band selbst, hier voll auf ihre Kosten kommen und richtig Spaß mit der Musik haben können. Das „Of Hood and Masks“ beim Rauf-Und-Runter-Hören durch zu wenig Abwechslung auch schnell wieder in Vergessenheit geraten könnte, ist da natürlich schade. Dementsprechend reicht es leider nicht für einen ganzen Smiley-Button. *Zwinker an die „Watchmen“-Kenner*
Cover & Tracklist
Auch das Cover punktet beim „Watchmen“-Bezug: Die in Mänteln gekleideten Gestalten halten die ikonischen Masken von Nite Owl und Rorschach in den Händen – die Liebe zum Detail geht dem Comic-Fan da bereits unter die Haut.
01. One Minute Closer to…
02. The Doomsday
03. Where is the Joke
04. Spectre of Love
05. Uncompromised
06. Betrayal in Cold Blood
07. Fear the Hood
08. Living in Oz
09. Give Me Shred (Or Give Me Death)
Mehr Infos
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Bildnachweis: Fighter Records.
+ Einzigartig durch "Watchmen"-Bezug
+ Kurze Spieldauer
- Relativ eintönig