HAMMER days of DOOM
Zwei Hammer days of Doom…ohne Zweifel, was sich den Fans, der düsteren und atmosphärischen Klänge beim 16ten „Hammer of Doom 2023″ Festival in der Posthalle in Würzburg geboten hat, war schon hammergenial. Top organisiert, super Sound, vernünftige Merchpreise (Festival Shirt 25€) und beeindruckende Bands, mit viel Charakter und Spielfreude.
Danke hier schon mal an die Veranstalter, dass ich Teil dieses für mich, perfekten Wochenendes werden durfte. Für die zwei Tage sind nicht nur die Bands vereinzelt lange angereist, auch Zuschauer, die ich getroffen haben, haben sich aus England, Italien, den Niederlanden und verschiedenen Region Deutschlands auf den Weg gemacht, um sowohl etablierte, als auch aufstrebende Bands live zu erleben. Ich habe das Ruhrgebiet vor Ort unterstützt, mich unter die insgesamt ca. 700 Menschen gemischt und bekannte Gesichter wieder getroffen. Mit großer Vorfreude wollte ich in die emotionalen Tiefen der Musik ein-/ und abzutauchen…..ja, ich kann sagen, es hat geklappt und es war leicht.
Tag 1: Freitag, Anreise und Start
Wie gesagt, das Wochenende war perfekt und es fing hier mit der Fahrt an. Nachdem der Freitag seinem Namen alle Ehre machte (frei genommen), war die Vorfreude dementsprechend kaum zu bremsen. Um 10:15 Uhr ging die Fahrt also los, immer geradeaus, auf die A3 ‚gen Süden. Dank der Metal Dauerbeschallung im Auto und 0,0 Behinderung auf der Strasse, war die Fahrt schnell vorbei und ich nach knapp 4 Stunden um 14 Uhr angekommen. Reibungslos war das Zimmer bezogen (mit Codenummer!! für die Zimmertür, also bloß nicht die Karte verlieren!!), Freunde getroffen und ab 15 Uhr hab ich auch die ersten anderen Metaller in der Hotellobby gesehen. „Bis zur Halle gehts nur hier runter, links und geradeaus“, höre ich und denke, sehr gut, den Weg finde ich wahrscheinlich auch nachts. Also, Kutte geschnappt und auf den Weg gemacht.
Heilige Hallen, Vorfreude und erste Bands
Dass die Posthalle, neben dem Bahnhof, auch neben der Post mit Geldautomat liegt ist wieder doppelt gut, um noch das nötige Kleingeld zu besorgen, weil am Merchstand laut Ansage nur Bares Wahres ist. Gut ausgerüstet haben wir uns dann schließlich kurz vor 17 Uhr in die Schlange zum Eingang eingereit, in der auch Markus Becker von Atlantean Kodex auf Einlass wartete. Er macht scheinbar nicht nur gute Musik, sondern hört auch selber gerne gute. Stark!!! Die Vorfreude stieg nach der locker und freundlichen Security Kontrolle stetig weiter. Endlich, gegen 17:30 Uhr durften wir in die heiligen Gemächer der Posthalle eintreten.
Es war mein erstes „Hammer of Doom“. Die Gegebenheiten waren mir daher noch unbekannt, aber nach einem kurzen Rundgang war ich direkt vertraut, dank der überschaubaren Größe und gemütlichen Atmosphäre. Die Heizung für die alten Knochen war noch an, daher sind wir vor der ersten Band, noch schnell an der Garderobe eingecheckt, um dann eine weitere Codenummer!! in der Hosentasche verschwinden zu lassen.
Nachdem erst Ursular (DE) und am Donnerstag noch Goat Explosion (DE) krankheitsbedingt abgesagten mussten, ist Ophis (Hamburg), die gerade mit Isole auf Tour sind, eingesprungen. Sänger Phillipp Kruppa kommentiert die Absage mit den Worten, da ist wohl eine Ziege zu viel explodiert, wo genau, lässt er aber offen. Die Halle ist gut gefüllt und die seit 2001 aktive Band hat mit Ihrem Death Doom, gepaart mit schnellen an Morbid Angel oder Asphyx erinnernden Einlagen, nicht nur in den ersten Reihen einige Köpfe in Bewegung gebracht. Ein sehr guter musikalischer Einstieg in das Wochenende.
Hammer Organisation
Unglaublich, denn die fast überall ausgehängten Spielzeiten wurden fast Minuten getreu eingehalten, das ließ zwar keinen Platz für Zugaben, aber die habe ich auf einem Festival sowieso noch nie erlebt. Als nächstes wurde also für eines meiner Highlights umgebaut, Darkest Era (GB). Ich war gespannt, denn live gesehen, hatte ich sie bisher noch nie. Die Jungs haben grundsätzlich viele starke Songs im Repertoire, daher war mir klar, dass sie mich nicht enttäuschen werden. Und was soll ich sagen, so war es auch. Allerdings hätte ich gerne mehr als „Sorrow’s Boundless realm“ vom für mich stärkeren „Severance“ Album gehört. Außerdem gab es neben „One Thousand years of night“ vom aktuellem Album „Wither on the Vine“ noch insgesamt 4 weitere Songs vom selbigen. Schließlich sind sie völlig zu Recht mit tosendem Applaus entlassen worden.
Isole aus Schweden sind seit den 90ern aktiv (zunächst als Forlorn und seit 2004 als Isole). Sie sollten die nächsten für die Bühne sein, die wieder in Rekordzeit vorbereitet wurde. Isole hatte ich erst 2 Monate vorher so richtig entdeckt, als ich ein paar Bands vom Line-up während einer Reise online gehört habe. Mittlerweile und auch wegen des sehr mächtig doomigen Auftritts besitze ich jetzt immerhin schon 2 Alben. Die 4 souveränen und sympathischen Schweden verbreiten eine ordentliche Stimmung und ich sehe (wenn ich selber mal nach oben gucke) fliegende Haare weit und breit. Die Band spielt unterschiedliche Songs Ihrer Diskografie und das großartige auch mit 12 Minuten nicht langweilige „Moonstone“ zum Ende. Der Auftritt überzeugt mich auf ganzer Linie.
Vor der nächsten Band, rückt die etwas ältere Generation etwas vor. Zumindest taucht neben mir jemand auf, den ich so ca. 60 schätze und der von einem Auftritt aus dem Jahre 1989 erzählt, wo er dabei war. Es geht um Martin Turner (GB). Der sympathische Mann mit dem Bass, ist vor allem durch seine Zeit bei Wishbone Ash bekannt geworden. Nachdem 2 Songs gespielt waren, musste ich feststellen – hier wird ganz groß aufgetrumpft. Ich kenne mich zwar mit den Songs nicht groß aus, aber was ich hier an Erfahrung und großem musikalischem Verständnis erleben darf, ist sehr beeindruckend.
Erster Headliner
So, nun wird der Bühnenhintergrund für den Headliner aufgebaut. Ich bin gespannt wie ein Zauberer, der zum ersten Mal auf der Bühne einen Menschen zersägen soll. Sorcerer gehören momentan zu meinen Lieblingskapellen. Wie erwartet, geht es mit „Morning Star“ vom neuen Album „Reign of the reaper“ mächtig gut los. Danach folgt „Sirens“ vom Überalbum „Crowning of the fire king“,die Halle kocht und erste Sorcerer, Sorcerer Rufe setzen ein. Ich bilde mir nach den ersten beiden Songs ein, dass der erste Headliner Auftritt für den Sänger noch etwas ungewohnt ist. Die Animation des Publikums, die wie ich finde, gar nicht sein muss, kommt etwas unsicher rüber. Das gibt aber in meinen Augen eher Sympathiepunkte. Insgesamt eine gelungene Show, die mit „The Sorcerer“ endet, wo die Band noch die Freunde von Doomocrazy auf die Bühne bitten. Danach geht der erste Tag glorreich, episch und abschliessend im „Immerhin“ zu Ende.
Setlist Sorcerer:
- Intro/Morning Star
- Sirens
- Unveiling Blasphemy
- Abandoned by the gods
- Church of Medusa
- Crimson Cross
- Reign of the reaper
- Queen in black (mit dem Sänger von Doomocracy)
- The dark tower of the sorcerer
- Ship of doom
- Persecution Intro
- Hammer of witches
- Lamenting of the innocent
- The sorcerer (mit Doomocracy)
Tag 2: Samstag, voll auf die Nuss
Ordentlich niedergeschmettert vom Freitag sind wir um 12 Uhr zum Bahnhof aufgebrochen, um eine Portion Asia Nudeln einzuwerfen. Mit ausreichend Grundlage ging es in der Posthalle um 13 Uhr weiter mit Sauros. Es tummeln sich ca. 100 Leute vor der Bühne, um den fetten, klassischen Doom aufzusaugen. Die Nürnberger bringen bei Ihrem fünften Auftritt einige Köpfe zum wackeln. Guter Einstand in den zweiten Tag.
Wie gewohnt, wird danach professionell für Hemelsbestormer umgebaut, inkl. digitalem Bühnenhintergrund. Die vier Belgier sind rein instrumental unterwegs und mir bisher unbekannt. Ich lasse mich also überraschen. Gut, dass mittlerweile ca. 250 Zuschauer eingetroffen sind und die Band unterstützen. Das macht doch wesentlich mehr Spaß für alle. Eine düstere fesselnde Atmosphäre, schön abgestimmte Lightshow, zusammen mit den Weltraum Elementen im Hintergrund so lässt sich mein Eindruck beschreiben. Ich fühle mich entspannt und könnte noch länger zuhören, allerdings lieber sitzend, der Tag gestern macht sich doch bemerkbar.
Die Riders of Rohan aus Mittelerde bzw. Schweden machen sich als nächstes bereit und fliegen mit Ihren Umhängen ein. Zu dritt wirkt die Bühne etwas zu groß, weil Gitarre und Bass sehr weit auseinander stehen. Sie sind sehr bemüht und streuen auch Coverelemente in die Songs ein, aber überzeugt hat mich der dünne Rock nicht. Genauso läuft es mit den Ungarn „The Answer lies between the black void“, die danach aufspielen. Ein einschläfernder Gesang und insgesamt mittelmäßiger Sound, rufen verhaltene Stimmung bei mir und den übrigen Anwesenden hervor.
Nach Gesprächen im Vorfeld zu Tanith, ist die Stimmung nun in der Umbaupause wieder stark gestiegen. Außerdem ist es jetzt auch schon wieder 17 Uhr und der Durst hält sich erstmal in Grenzen. Der Vierer aus New York hat für das neue Album „Voyage“ bisher gute Kritiken geerntet. Ich aber kannte die Band noch nicht, kann jedoch sagen, dass die mich ab dem zweiten Song mitgerissen haben. Die gut ausgearbeitete Gitarrenarbeit, mit dem Rush ähnliche Gesang von rechts und das weiblichen Pendant dazu aus der Mitte, war richtig gut. Sie konnten definitiv was rüberbringen und mit der Meinung war ich, den Zuschauerreaktion nach zu urteilen, nicht allein.
Purification auch aus den USA sind die nächsten. Ihr rotzig fetter Sound und der f***ing aufgeweckte Sänger/Bassisten kommen gut an. Der Gesang erinnert mich stellenweise an Candlemass und der ganze Auftritt an Night Demon. Zu dritt versprühen sie fast genauso viel Energie auf der Bühne. Man merkt, dass sie gerade auf Tour waren. Sie klingen gut eingespielt, reissen Ihr Set runter und das wird vom Publikum dementsprechend belohnt. Ordentlich.
ARD aus England fahren Keyboard und drei Gitarren auf. Der klare Gesang ist stark, erinnert mich hier aber an eine doomige Messe. Musikalisch ist es sehr entspannend, aber die Energie von Purification gefiel mir Live besser. Zu Hause mit der richtigen Stimmung, kann man die Band wahrscheinlich anders geniessen.
Nun kommen die Griechen von Doomocracy. Sänger Stavrakakis hatte gestern schon Sorcerer auf der Bühne unterstützt. Die Band kommt sympathisch rüber und spielen Ihren Heavy Epic Doom (mit Candlemass Vibes) gut runter. Der Sound wirkt für mich allerdings nicht harmonisch. Vielleicht ist das der Grund warum sie bei mir nicht zünden. Außerdem kann ich mit dem Gesang bzw. der Stimme nicht so viel anfangen.
Auf Disillusion aus Leipzig habe ich mich gefreut. Ich kannte 2-3 Songs und hab sie über die Single „Between“ kennengelernt. Am Ende war ich nicht enttäuscht, sondern überrascht, dass sie doch ganz anders klingen als ich dachte. Ich hatte mir ein Klangerlebnis mit ausgefeilten Melodien vorgestellt. Stattdessen gab es rauen Gesang (Sänger war erst kürzlich genesen) und zum Ende hin, etwas zu überladenen und nicht gut ausgesteuerten Sound. In den ersten Reihen werden sie abgefeiert, weiter hinten wird, etwas niedergeschlagen von der Komplexität, geklatscht.
My dying bride gehen für mich nun als zweiter würdiger Headliner in die Geschichte des Hammer of Doom 2023 ein. Fantastischer Sound, großartige Setlist und eine solide Leistung packen mich von der ersten Minute an. Ich habe die Band zuletzt in den 90ern, bei den legendären Out of the Dark Festivals gesehen und spüre hier auch die jahrzehntelange Erfahrung. DOOM klingt es aus den Boxen. Das ist es, was ich gebraucht habe. „Jetzt zum Ende hin wieder eine Band die dem Festival alle Ehre macht“, denke ich. Nach dem gelungenen Auftritt gehts beseelt nach Hause und ich bin froh dabei gewesen zu sein.
My dying bride Setlist:
- Your River
- Your broken shore
- Like gods of the sun
- Catherine black
- The cry of mankind
- The dreadful hours
- To shiver in empty halls
- Turn loose the swans
Neben der Musik, hat das Festival, wieder Möglichkeiten zum Austausch von Erfahrungen und Gedanken mit den anderen, genauso fanatischen Metallern, geboten. Ich denke, bei den kleinen, familiär organisierten Festivals, klappt der Austausch besonders gut. Das Einzige was am nächsten Morgen auf die Stimmung drückt, ist die Ankündigung, dass es ein Hammer of Doom 2024 nicht geben wird. Also Leute, ich würde mich freuen, wenn wir alle versuchen, in Zukunft auch verstärkt die kleinen Festivals zu unterstützen.
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Bildnachweis: Stefan Pfeil.