Spiritbox – Tsunami Sea: Ein stürmisches Meisterwerk zwischen Chaos und Melancholie
Spiritbox haben mit ihrem zweiten Album Tsunami Sea mal wieder bewiesen, dass sie nicht nur Wellen schlagen, sondern ganze Tsunamis auslösen können. Nach dem chartstürmenden Debüt Eternal Blue und der Grammy-nominierten EP Fear of Fear legt das kanadische Quartett nun ein Werk vor, das sowohl Fans als auch Neulinge in seinen Bann zieht. Produziert von Mike Stringer und Dan Braunstein, ist Tsunami Sea eine emotionale Achterbahnfahrt, die den typischen Spiritbox-Sound auf ein neues Level hebt.
Ein brachialer Start: Keine Zeit zum Durchatmen
Schon der Einstieg mit Fata Morgana und Black Rainbow zeigt, dass die Band diesmal keine halben Sachen macht. Hier wird gnadenlos geshouted, geriffed und geshreddert, als gäbe es kein Morgen. Courtney LaPlantes Stimme ist dabei ein wahres Chamäleon – mal zerreißt sie die Luft mit brutalen Growls, mal schwebt sie in klaren, fast zerbrechlichen Melodien. Doch gerade diese Kontraste machen den Reiz aus. Perfect Soul ist dafür das perfekte Beispiel: Ein Song, der zwischen rockigem Pop und metalcore-brutaler Intensität hin- und herpendelt und dabei so eingängig ist, dass er definitiv Hit-Potenzial hat.
Dichte und Abwechslung: Von Trap-Elementen bis zu progressiven Experimenten
Was Tsunami Sea so besonders macht, ist die enorme Dichte und Abwechslung. Die Band springt mühelos zwischen brachialen Breakdowns (Soft Spine), progressiven Experimenten (A Haven With Two Faces) und sogar Trap-Elementen (Crystal Roses). Letzterer ist ein echter Überraschungsmoment – ein kurzer, aber intensiver Elektro-Rave, der wie ein Lichtblitz in der Dunkelheit wirkt. Und dann ist da noch der Titeltrack Tsunami Sea, der mit seiner düsteren Atmosphäre und den eindringlichen Texten an die Stärken von Eternal Blue anknüpft, ohne dabei ein bloßer Abklatsch zu sein.
Deftones-Vibes und emotionale Ruhephasen
Apropos Atmosphäre: Wer Deftones mag, wird hier einige Parallelen entdecken. Spiritbox schaffen es, eine ähnlich dichte, fast schon klaustrophobische Stimmung aufzubauen, die einen nicht mehr loslässt. Doch während die Band auf Tsunami Sea eindeutig härter und finsterer unterwegs ist als auf ihrem Debüt, bleibt sie ihrer melancholisch-poppigen Seite treu. Songs wie Ride The Wave und Deep End bieten gegen Ende des Albums eine Art Ruhephase, in der man die emotionalen Stürme der vorherigen Tracks verdauen kann.
Kritisch könnte man anmerken, dass Tsunami Sea stellenweise etwas sperrig wirkt. Der Einstieg verlangt dem Hörer durchaus etwas Geduld ab, und nicht jeder Experimentierfreund wird die elektronischen Einflüsse gleichermaßen feiern. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem Album belohnt, das nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern sie oft sogar übertrifft.
Fazit: Tsunami Sea ist kein einfaches Album, aber ein lohnenswertes. Spiritbox haben ihren Sound weiter verfeinert und dabei gezeigt, dass sie keine Angst davor haben, neue Wege zu gehen. Obwohl es an manchen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig ist, überwiegen die Highlights bei Weitem. Wer auf der Suche nach einem Album ist, das sowohl emotional als auch musikalisch tief geht, ist hier goldrichtig. Und wer weiß – vielleicht hören wir ja schon bald von der nächsten Grammy-Nominierung.
Tracklist:
1. Fata Morgana
2. Black Rainbow
3. Perfect Soul
4. Keep Sweet
5. Soft Spine
6. Tsunami Sea
7. A Haven With Two Faces
8. No Loss, No Love
9. Crystal Roses
10. Ride The Wave
11. Deep End
Bildnachweis: Rise Records / BMG / Universal.
+ Emotion & Vielfalt: Brutalität trifft Melancholie (Perfect Soul).
+ Innovation: Trap- und Elektro-Experimente (Crystal Roses).
+ Technik: LaPlantes Stimme und komplexe Instrumentierung glänzen.
- Harter Einstieg: Erste Tracks (Fata Morgana) schwer zugänglich.
- Überladen: Zu viele Details können überfordern.
- Polarisierend: Experimente könnten Metal-Puristen abschrecken.
- Wertung