Toto in Düsseldorf – Ein Abend voller Klassiker
Was soll man über eine Band schreiben, die seit fast 50 Jahren im Musikbusiness unterwegs ist? Vor allem, wenn sie zahlreiche unsterbliche Hits geschrieben hat und eigentlich nie wirklich von der Bildfläche verschwunden ist. Mal wurde es etwas ruhiger, es gab einige Besetzungswechsel, aber untätig waren sie nie.
Die Rede ist natürlich von Toto, die mit Songs wie Rosanna, Hold the Line und natürlich Africa weltbekannt wurden. Am 19. Februar 2025 machten sie auf ihrer „Dogz of Oz“-Tour Halt in der Düsseldorfer Philipsha… ääh, Mitsubishi Electric Halle. Falls sich jemand über den eigenartigen Tourtitel wundert: Der Name Toto stammt vom gleichnamigen Hund aus dem Film Der Zauberer von Oz von 1939.
Doch bevor Toto die Bühne betrat, gab es um 19:30 Uhr erst einmal den Special Guest der Tour: Christopher Cross. In Deutschland vielleicht nie ganz so riesig bekannt gewesen, hat der mittlerweile 73-jährige Texaner trotzdem eine treue Fangemeinde. In einer kurzen Ansage erzählte er, dass seine Mutter aus Koblenz stammt – Deutschland also eine besondere Bedeutung für ihn hat. Das Publikum quittierte das mit großem Applaus. Außerdem verbindet ihn eine lange Geschichte mit den Toto-Musikern: In den 80ern waren einige von ihnen als Studiomusiker auf seinen Alben zu hören. So schließt sich der Kreis.
Und dann: Was für ein Auftritt! Die Band groovte wie die Hölle, unterstützt von drei Backgroundsängerinnen, die mit ihren harmonischen Gesangsarrangements noch eine Schippe drauflegten. Der Sound? Atemberaubend gut. Cross selbst führte souverän und hochsympathisch durch sein 50-minütiges Set – und mir wurde immer klarer, wie viele seiner Songs ich doch irgendwie kenne oder zumindest schon mal gehört habe. Und offensichtlich nicht nur ich, denn das Publikum feierte ihn ordentlich ab. Ganz stark!
Ich werde mich jetzt erstmal intensiver mit seinem Backkatalog beschäftigen.
Klassiker, Überraschungen und Gänsehautmomente
Nach gut 40 Minuten Umbau war es endlich so weit: Der Headliner des Abends betrat die Bühne. Toto legten direkt mit Child’s Anthem los, bevor mit Carmen vom 1984er Album Isolation die erste Überraschung folgte. Laut Setlist.fm wurde dieser Song bislang nur 89 Mal überhaupt live gespielt – und bei der immensen Anzahl an Konzerten, die die Band in den letzten 47 Jahren abgeliefert hat, ist das schon eine Seltenheit.
Hier zeigte sich auch sofort, welch ein Zugewinn der neue Keyboarder Dennis Atlas ist. Ein junger Kerl mit langen Locken, der optisch genauso gut in jede Power-Metal-Band passen würde. An den Keyboards absolut fantastisch – aber am Gesang sogar noch beeindruckender. Er übernahm spielend die hohen Stimmen, die früher oft von Backgroundsängerinnen gesungen wurden, und entlastete so den Hauptsänger Joseph Williams an zahlreichen Stellen.
Dann kam der erste Riesenhit des Abends: Rosanna. Und hier wurde schnell klar, dass ein Großteil des Publikums vor allem für die großen Klassiker gekommen war – was nicht wirklich überraschend ist. Noch deutlicher wurde das beim darauffolgenden Mindfields, das auf dieser Tour zum allerersten Mal überhaupt live gespielt wurde. Hier schauten einige im Publikum leicht ratlos – wohl nur die treuesten Fans hatten den Song direkt erkannt.
Die folgende Ballade I Will Remember sorgte dann für die ersten Gänsehautmomente. Dieser Groove ist einfach unvergleichlich! Auch wenn – und das ist wirklich Meckern auf extrem hohem Niveau – Drummer Shannon Forrest den Song nicht ganz so hypnotisch spielte wie sein legendärer Vorgänger Simon Phillips. Aber fairerweise: Simon Phillips gehört für mich auch zu den Top 5 Drummern weltweit.
Bevor Keyboard-Veteran Greg Phillinganes seinen Solo-Spot bekam, wurde noch der 88er-Hit Pamela in die Halle losgelassen – ein Song, der erneut 7.500 Besucher zum Mitsingen brachte.
Und so ging es weiter: Neben selten bis nie live gespielten Songs wie Angel Don’t Cry oder Don’t Chain My Heart dominierten in der zweiten Hälfte des Konzerts natürlich die ganz großen Klassiker: Africa, Stop Loving You, Hold the Line und I’ll Be Over You.
Was soll man sagen? Toto zeigen auch nach Jahrzehnten im Musikgeschäft kaum Schwächen. Die Band spielt tight und groovt wie kaum eine andere. Musikalisch gehört jeder einzelne Musiker zur Crème de la Crème, und es gibt wohl keine andere Band, die den Spagat zwischen radiotauglichen Hits und Maulsperren bei anwesenden Musikern so gekonnt meistert wie Toto.
Das war schon immer so – und wird wohl auch für immer so bleiben.
Fotos by Redakteur Thrasher