Freitag, eine heiße Angelegenheit
Die Sonne war den ganzen Tag ein treuer Begleiter, genauso wie die außergewöhnlichen Gestalten, die man, wie immer in Wacken, zahlreich bewundern kann. Ein Mann im kompletten Discounter Outfit, neben ihm trägt ein Metaller einen Hut, als Melone zurechtgeschnitten und weiter hinten stolziert ein langer rosa Kuttenmantel umher. Für mich geht es um 13:45 Uhr an der Hauptbühne mit The Amity Affliction los. Die seit 2003 aktiven Australier bringen den schon gut gefüllten Holy Ground in Mosphpitbewegung. Abriss, bei leicht bewölktem Himmel und angenehmen 22 Grad. Aber die Wärme kommt hier nicht nur aus der Luft. Auch auf der Bühne wird passend zur Mucke ordentlich gezündelt, was man auch bis in die ersten Reihen merkt.
Die Feuerwehr musste bei sowas aber noch bisher noch nicht ausrücken, wie ich später nach dem Konzert von Feuerwehr Einsatzleiter Heiko erfahre. Trotzdem geht es täglich zum Einsatz und auch gestern musste ein brennender Bus gelöscht werden. Rund 1.400 Feuerwehrleute aus dem ganzen Kreis sind während des Festivals im Einsatz und bedienen die neu entstandene 100.000-Einwohner-Stadt in der Wacken-Woche. Wahnsinn.
Die Wacken-Frisur
Heute habe ich noch eine weitere brennende Gelegenheit. Ich darf die Friseur-Gang Barber Angels kennenlernen. Es ist ein, wie ich finde, großartiger Zusammenschluss von weltweit fast 1.000 Friseuren und -Friseurinnen, die ehrenamtlich deutschlandweit Obdachlosen die Haare schneiden. Und auch hier beim Wacken kann man sie im Artist Bereich und im Rahmen der Wacken Foundation besuchen. 35 Mitglieder sind hier vor Ort. Während des sympathischen kurzen Gesprächs erfahre ich, dass auch Ceylan Bülent schon dagewesen sei. Auch ich werde zum Haareschneiden eingeladen, was ich aber erstmal dankend abgelehnt habe. Solange meine Haare noch da sind, werde ich sie sehr selten schneiden. In ein paar Jahren würde ich aber gerne auf das Angebot zurück kommen, sage ich und verabschiede mich.
Nicht nur Bands wie Armored Saint, UADA oder Baroness haben bei mir für Gänsehautstimmung gesorgt, sondern auch Ereignisse neben der Musik. Am Nachmittag war grandios zu beobachten wie ein Mann auf einer Liege durch ASB-Betreuer bis 80 Meter vor die Bühne geschoben wurde. Das fand ich ziemlich heftig, also habe ich die Betreuerin und die Helfer angesprochen. Der Mann kommt aus dem Hospitz und wollte unbedingt noch mal zum Wacken zu einer Band. Der Wunsch wurde ihm hier heute erfüllt. In Wacken ist alles möglich.
Wie schon erwähnt, haben es auch Baroness, die zum ersten Mal beim Wacken spielen durften, es geschafft bei mir auch einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Mit der Meinung war ich, denke ich, nicht alleine. Die überwältigten Zuschauerreaktionen waren auch für die Band, glaube ich, nicht selbstverständlich. Die „Baroness“-Rufe am Ende, hat der Sänger gespiegelt bzw. in „Wacken“-Rufe als Dankeschön für die Fans umgewandelt. Ich bin auch stark begeistert und werde meine Plattensammlung um einige Platten ergänzen müssen. Eine solch emotionale Energieleistung von allen in der Band, habe ich bisher bei diesem Wacken nur noch von John Bush (Armored Saint) gespürt. Für mich, war das heute die beste Band.
Wacken Foundation
Später am Nachmittag erzählt mir Nick von der Wacken Foundation womit er und die Leute von der Foundation sich das ganze Jahr beschäftigen. Es gibt das ganze Jahr was zu tun und das Festival ist dann der Höhepunkt und das Aushängeschild. Das ganze Jahr über hinweg werden Spenden gesammelt, neue Projekte gesichtet und vorhandene weiter unterstützt. Ein Projekt, was schon länger unterstützt wird, ist das Metal Battle, wo Bands sich bewerben können und dann einen Slot auf einer der Bühnen bekommen. Später entscheidet eine Jury über die Gewinner, denen bisher immer eine gute Zukunft bevorstand. Außerdem ist das Wacken Music Camp vor einigen Jahren entstanden, wo sich junge Bands oder Kinder/Jugendliche (Alter 12-16 Jahre) bewerben können. Alle treffen sich dann u.a. in einer Grundschule in Wacken und lernen für Ihre Zukunft, unter professioneller Anleitung. Verantwortungsvoll haben In Extremo oder Doro in der Vergangenheit auch schon Spenden gesammelt oder anderweitig unterstützt.
LGH
Nach dem Besuch bei der Foundation, hatte ich mir vorgenommen den LGH, Landgasthof Wacken, zu besuchen. Dort sollten Nachmittags Gene Simmons und später Mickey Dee die kleine gemütlichen Bühne erobern. Leider kam es dazu nicht mehr. Nach meinem 40-minütigen Fußmarsch durch das Dorf, erfahre ich am Eingang zum LGH, dass sowohl Herr Simmons, als auch Herr Dee es am Nachmittag leider nicht rechtzeitig geschafft haben bzw. schaffen werden. Ziemlich verärgert, begebe ich mich also wieder zurück zum Gelände, allerdings in nur 30 Minuten, ohne anzuhalten. Auf dem durchaus interessanten Hinweg konnte ich ja im Dorf noch das Treiben beobachten. Ich war überrascht, wie voll die Straßen und die teilweise extra aufgebauten Stände/Partys auch neben dem Gelände noch sind. Kinder sammeln Pfand, Anwohner stellen Boxen und sitzen daneben auf alten Feuerwehrautos im Liegestuhl. Wieder was, was es so, denke ich nur hier gibt.
Bard Song, Avantasia und ein Korn
Der Abend Slot um 20:30 Uhr gehört Blind Guardian. Es ist sehr voll, wie auch schon vorher zu Gene Simmons und Feuerschwanz. Die Menschenmassen trügen aber nicht die Stimmung, sondern es ist die Chance für jede Menge Crowdsurfer. Sie nutzen das Erlebnis und lassen sich auf Tausenden Händen bis nach vorne tragen. Die Krefelder spielen dazu ein hervorragendes Set aus den besten epischen Songs Ihrer langen Karriere, wie Hansi erklärt. Beim „Bard Song“ und „Valhalla“ stellt sich die gewohnte Gänsehautstimmung ein. Alle um mich herum singen lauthals mit, ganz zur Freude, der sichtlich beeindruckten Band.
Danach gibt es mit Korn und Avantasia ein bombastisches Restprogamm für den Freitag Abend. Mit einer imposanten Bühnenshow und teilweise hinter Gittern, legen Korn bis auf zwei Songs nur Hits auf und begeistern bei Ihrem ersten Auftritt in Wacken. Avantasia können das meiner Ansicht nach nicht mehr steigern, obwohl sie mit Ihren oft getragenen und symphonischen Klangstrukturen auch die Massen fesseln. Während der Show von Avantasia, gab es dazu für die Fans noch ein schönes Höhenfeuerwerk zu bewundern. Später in der Nacht gibt es dann noch die Chance, für diejenigen, die noch stehen können, Unto Others oder Watain zu belauschen.
Weitere Impressionen
Spiritbox
Nachtblut
Gene Simmons
Pain
Mehr Infos
Bleibt auf dem Laufenden mit mehr Informationen mitten aus dem Moshpit auf diesen Kanälen:
Homepage – Facebook – Instagram – YouTube