Beartooth – Below (VÖ: 25.06.2021)
Wer hätte es gedacht, dass aus so einer Formation wie Attack Attack! Bands entstehen würden, die heutzutage zu den größten Nummern der amerikanischen Szene gehören? Austin Carlile gründete die Metalcoretruppe Of Mice & Men, während Caleb Shomo Beartooth zum Leben erweckte. „Below“ ist nun der vierte Streich des US-Amerikaners, der das meiste musikalische Geschehen bei allen Werken in Eigenregie aufnimmt und mixt. Können Herr Shomo und seine Mannen, die für ihre wilden Mosh-Passagen und eingängigen Refrains bekannt sind, auch bei „Below“ den Zuhörern zeigen, dass ihre Trademarks sich immer noch nicht abgenutzt haben?
Wilde Verzerrung
Es fällt beim Hören der ersten Lieder zunächst auf, dass dieses Album sich im Vergleich zu den vorherigen Alben „Disgusting“, „Aggressive“ und „Disease“ um einige Aspekte unterscheidet. Die Produktion ist der erste und auffälligste Unterschied hier. Man kennt einen hauptsächlich klar und modern produzierten Sound von den amerikanischen Musikern. Dieser wird über Bord geworfen und durch einen dicken, aber zugleich ranzigen Ton ersetzt, den man sonst nicht so oft zu hören bekommt. Das fällt besonders bei dem Mix der Gitarrenfraktion auf, womit schon die zweite Differenz angeschnitten wird.
Die Komposition ist wesentlich verrückter und ausgefallener als im Vorgängerwerk, wenn man sich mit dem Instrumentalen auseinandersetzt. Gitarrenriffs wirken mithilfe von Oktaven-Pedals noch mächtiger und wütender. „Devastation“ zum Beispiel erdrückt den Zuhörer mit Akkordfolgen, die man beinahe als Thrash Metaleinlagen bezeichnen könnte. „No Return“ hingegen experimentiert mit melodischen Metalcoreriffs und Leads, die an die Kollegen von As I Lay Dying erinnern. Auch die Bassgitarre hat ihre Momente zum Scheinen, so wie im Intro von „Skin“ oder nach dem zweiten Refrain von „Hell Of It“. Das Schlagzeug wechselt zwischen den Blastbeats aus „Dominate“ zu ungewöhnlichen Hi-Hatbreakdowns bei der Single „The Past is Dead“.
Ist die Vergangenheit tot?
Doch es tat sich bezüglich der allgemeinen Struktur der Lieder abgesehen von ein paar Ausnahmen nicht viel. Caleb Shomo vertraut immer noch größtenteils auf das altbewährte Skelett, das auch in den Schränken von allen Popkünstlern haust. Aber es funktioniert noch: die Breakdowns laden dazu ein, verrückt zu werden, während die Refrains den Mitsingfaktor erhöhen. Schon nach einmaligen Hören behält man tiefgründige Zeilen wie „Oh-oh-oh Oh Oh-oh-oh Oh-oh?“ im Kopf. Zu den kompositorischen Ausnahmen zählen zum einen das vorher schon erwähnte „Hell Of It“, bei dem fast komplett auf klaren Gesang verzichtet worden ist. Zum anderen verdient der Rausschmeißer „The Last Riff“ eine besondere Hervorhebung. Wer hätte denn damit gerechnet, dass die Band noch einen instrumentalen Breakdown von fast fünf Minuten ans Ende setzt?
„Below“ stellt somit ein Experiment dar, bei dem der alte Körper mit ein paar neuen Kleidern beschenkt wird. Jedoch lassen sich sowohl die neue Kleidung als auch der Körper, der von der Verwesung anscheinend größtenteils verschont geblieben worden ist, ansehen! Caleb Shomo und Beartooth werden wahrscheinlich auch dieses Mal Beschwerden von der Vorhersehbarkeit nicht aus dem Weg gehen können. Wer aber über simple Songstrukturen hinwegsehen kann, der wird viel Freude an der neuen Kreation der Amerikaner finden. Das, was aber neu ist, erzeugt umso mehr Spaß beim Zuhören!
Tracklist
01. „Below“
02. „Devastation
03. „The Past Is Dead“
04. „Fed Up“
05. „Dominate“
06. „No Return“
07. „Phantom Pain“
08. „Skin“
09. „Hell Of It“
10. „I Won’t Give It Up“
11. „The Answer“
12. „The Last Riff“
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Bildnachweis: Oktober Promotion.