Body Count – „Merciless“ (VÖ: 22.11.2024)
Ice-T ist zurück und er hat eine Menge Wut im Bauch. Wie gut, dass er mit seiner Metal-Combo Body Count ein Ventil hat, mit dem er dieser ungefiltert freien Lauf lassen kann. Seit ihrem (zweiten, und diesmal geglückten) Comeback mit dem 2014er „Manslaughter“ wird die Truppe mit jedem neuen Album musikalisch brutaler und lyrisch blutrünstiger. Dass „Merciless“ da keine Ausnahme bildet und sogar noch die ein oder andere Schippe drauflegt, dürfte anhand des Covers keine zu große Überraschung darstellen.
Keine Gnade weit und breit
Nach dem bärenstarken „Bloodlust“ aus dem Jahre 2017 stellte der Nachfolger „Carnivore“ insofern eine Abkehr dar, dass Originalgitarrist Ernie C sich aus dem Songwriting zurücknahm und stattdessen Fit for an Autopsy-Gitarrist Will Putney als Produzent und Songwriter erheblichen Einfluss auf den Sound der Kalifornier nahm. Resultat war ein zuweilen stark spürbarer Deathcore-Einschlag mit bis in den Keller gestimmten Gitarren und stumpfestem Brachial-Chugging. Auf der neuen Platte setzt sich dies weitgehend fort und bleibt Geschmackssache, immerhin scheint aber auch der Thrash- und Groove-Metal-Sound oft genug durch. Alles in allem ist „Merciless“ das wohl härteste, brachialste Body Count-Album, was sich auf die (wie immer hochkarätige) Gästeliste auswirkt.
„Purge“ bedient sich bei der gleichnamigen Filmreihe, die in meinen Augen zwar relativ dämlich ist, sich als Thema für einen knallharten Body Count-Brecher aber optimal anbietet. Hier gastiert niemand geringeres als George „Corpsegrinder“ Fisher (Cannibal Corpse), der die Nummer mit seinen derben Growls in oberste Härtegefilde befördert. Noch mehr Death-Growls gibt’s direkt im darauffolgenden, nicht minder krassen „Psychopath“. Hier übernimmt Joe Badolato (Fit for an Autopsy) das Gegrunze. Und wo es um stimmlichen Krawall geht, kann natürlich Max Cavalera (Soulfly, ex-Sepultura) nicht weit sein. Nachdem er bereits 2017 in „All Love is Lost“ zu hören war, brüllt er hier zusammen mit Bassist Vincent Price das flotte, saucoole „Drug Lords“ ein. Ice-T greift, abgesehen von ein paar Backing Vocals, erst im letzten Drittel selbst zum Mikro, was für eine spaßige Abwechslung sorgt. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich mir generell weniger Rap-Parts vom Original Gangster wünschen würde. Im Gegenteil. Der ist mit seinen 66 Jahren(!) nämlich immer noch in stimmlicher Topform und bildet nach wie vor eine gewaltige, angepisste Präsenz, die der brutalen Musik jederzeit gerecht wird.
Body Count meets Pink Floyd
Im starken, willkommenen Kontrast zu den restlichen Songs, die in der Regel kompakten Vollabriss bieten, steht die Neuinterpretation des Pink Floyd-Klassikers „Comfortably Numb“. Durchgehend an der Lead-Gitarre begleitet von niemand geringerem als David Gilmour höchstpersönlich. Von einem gewöhnlichen Coversong, wie es ihn auf den letzten Body Count-Alben zu hören gab, kann man hier nicht sprechen, viel mehr macht man sich das Stück völlig zu eigen, was weitgehend super funktioniert. Lediglich im Refrain, angelehnt an Roger Waters‘ eröffnende Zeilen aus dem Originalsong, machen sich Ice-T’s gesangliche Limitierungen bemerkbar. Auf der einen Seite zwar passend zum Gesang im Original, aber wirklich gut? Ich weiß ja nicht… Hätte man hierfür nicht einfach Howard Jones (Light the Torch, ex-Killswitch Engage) im Studio behalten können, nachdem er bereits „Live Forever“ mit seiner Stimme veredelte?
Fazit
„Merciless“ ist ein überaus kurzweiliges, spaßiges Album, dass ziemlich genau dort weitermacht, wo „Carnivore“ aufhörte. Das bedeutet auch die Fortführung der modernen, core-lastigen Elemente und der damit einhergehenden etwas übertriebenen Produktion. Wer damit kein Problem hat, bekommt ein knallhartes Stück Rap Metal vor den Latz geknallt mit einem fantastisch aufgelegten Ice-T im Mittelpunkt. Songs wie „Do or Die“, „Purge“ oder „Drug Lords“ sind Krawall pur und machen dem Albumtitel alle Ehre. Einen Megahit der Marke „Bum-Rush“ kann das Album allerdings nur bedingt verorten, im Gesamten würde ich es aber als etwas stärker und ausgereifter als seinen Vorgänger bezeichnen. Die Wucht und Relevanz eines „Bloodlust“ wird jedoch nicht erreicht. Wer dem Output aus dem Hause BC der letzten zehn Jahre etwas abgewinnen konnte, der wird dies aber ganz, ganz sicher auch mit „Merciless“ tun. Wer bislang kein Fan, der wird hier wohl keine Konvertierung erfahren, denn allzu viel Neues braucht man nicht zu erwarten,
Cover & Tracklist
01 Interrogation
02 Merciless
03 Purge
04 Psychopath
05 Fuck What You Heard
06 Live Forever
07 Do or Die
08 Comfortably Numb
09 Lying MF
10 Drug Lords
11 World War
12 Mic Contract
Mehr Infos
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Bildnachweis: Century Media.
+ Ice-T in Bestform
+ Klasse Gastbeiträge
- Starker Deathcore-Einschlag
- Teils etwas überladener Sound
- Moshcheck