Brainstorm + Rage, Zeche Bochum, 13.11.2022
An einem schattigen Sonntagabend im November kündigten sich die beiden deutschen Power-/Heavy Metal-Legenden Brainstorm und Rage zum Tourfinale in der Zeche Bochum an… da überlegt man nicht zweimal und reist selbstverständlich an!
Das Drumherum
Die Zeche Bochum bezeichne ich immer gerne als Wohlfühlort… optimale Clubgröße, saubere Akustik, gute Erreichbarkeit und Parkplatzsituation, zudem Location von unzähligen wunderschönen Konzerten in der Vergangenheit.
Um 18:30 Uhr öffnete die Zeche, somit verblieb reichlich Zeit bis zum ersten Act, um sich dem Merch und dem Getränkeangebot zuzuwenden. Gleich zu Beginn fiel direkt auf, dass man heute nicht mit einem ausverkauften Haus rechnete: Der Vorraum mit Theke wurde gar nicht genutzt, ebenso war die Galerie im Bühnenraum gesperrt. An der Abendkasse waren für 45 € noch Tickets erhältlich.
Der Ersteindruck, dass das Konzert heute nicht ausverkauft sein wird, erhärtete sich dann auch im Laufe des Abends. Grob geschätzte 200 Metalheads sorgten zwar für gute Stimmung, aber auch dafür, dass leider noch viel zu viel Boden zu sehen war…schade, bei dem Package und an einem Sonntag!
Das Bier gab´s für fanfreundliche 4€ für 0,33 l, da kann man nicht meckern! Der Merchstand aller drei Acts war im hinteren Bereich des Bühnenraums aufgebaut und bot alles feil, was das Metalherz begehrt: Shirts, Hoodies, LPs, CDS und Patches in vielfältiger Auswahl und zu überaus zivilen Preisen (T-Shirts waren schon ab 15 € erhältlich!) Zu Essen gabs dafür nichts… egal, dann wurde halt ein Bier mehr getrunken!
19:30 Uhr: Tri State Corner
Brainstorm und Rage haben sich als Support Tri State Corner mit auf die Tour genommen. Hier wurden sicherlich auch praktische Aspekte in die Auswahl mit einbezogen, ist der Sänger Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos von Tri State Corner doch gleichzeitig der Drummer von Rage! Dass der Herr gut singen kann, kam Rage im späteren Verlauf des Abends auch noch zu Gute… aber dazu später mehr!
Tri State Corner hatten zu Beginn die undankbare Aufgabe unter den anwesenden 100-150 Leuten Stimmung zu verbreiten. Dass gelang der Truppe mit ihrem originellen „Bouzouki“ – Hardrock überaus gut! Fast vom ersten Song an wurden Fäuste gereckt und mitgewippt, jeder Song mit ausgiebigem Applaus goutiert.
Hauptaugenmerk der Setlist war das aktuelle Album der Band („Stereotype“) aus dem August des letzten Jahres. Angereichert wurde das Ganze mit Songs der Vorgängeralben „Hero“, „Home“ und „Historia“, wobei natürlich auch die heimliche Bandhymne „Sooner or Later“ nicht fehlen durfte! Ein guter Auftritt zum Warmwerden für Brainstorm und Rage.
Setlist Tri State Corner
01 Faster
02 Nothing at All
03 Free Prison
04 Schemer
05 Sooner or Later
06 Hypocrisia
07 Tomorrowland
08 Run Away
09 Daydreamer
10 Stereotype
20:45 Uhr: Brainstorm
Mit Verspätung, weil Tri State Corner ein bisschen länger für Ihren Auftritt in Anspruch nahmen, enterten Andy B. Franck und seine Jungs von Brainstorm die Bühne. Was soll ich sagen? Die Band lieferte perfekt ab und ließ keine Wünsche offen! Andy hatte das Publikum von der ersten Minute an um den Finger gewickelt, sein sehr starker Gesang, der auch live kaum was von der Härte auf den Alben vermissen lässt sowie seine launigen und lustigen Ansagen sorgten für zufriedene Gesichter und ausgelassene Headbang-Stimmung.
Brainstorm präsentierten auf der Tour Ihr „neues“ Album von 2021 („Wall of Skulls“), welches sie nun endlich (nach coronabedingten Verschiebungen) live auf die Bühne bringen konnten. Entsprechend spielfreudig und entfesselt fiel der Gig aus. Neben vielen Songs vom neuen Album durften natürlich auch All-Time Favorites wie „Worlds Are Comin‘ Through“, „Highs Without Lows“ und „All those words“ nicht fehlen! Ganz starker Auftritt!
Andy B. Franck stand an dem Abend auch dankenswerterweise für ein Interview mit Moshpit Passion zur Verfügung. Lest hier, was er euch zu sagen hat!
Setlist Brainstorm:
01 Where Ravens Fly
02 Worlds Are Comin‘ Through
03 Devil’s Eye
04 Shiva’s Tears
05 Glory Disappears
06 Highs Without Lows (inkl. Drum Solo)
07 The Pyre
08 Jeanne Boulet (1764)
09 Bass Solo
10 Escape the Silence
11 Turn Off the Light
12 All Those Words
13 Ravenous Minds
22:20 Uhr: Rage
Nach weiteren Verzögerungen im Ablauf standen um 22:20 Uhr endlich Peavy und seine Mannen auf der Bühne und läuteten das Finale des Abends ein. Nun begann einer der kuriosesten Rage-Gigs, denen ich je beigewohnt habe: Statt Peavy griff plötzlich Gitarrist Jean Bormann zum Mikro und sang kommentarlos „Great Old Ones“, den ersten Song des heutigen Sets. Verdutzte Gesichter im Publikum so weit man sehen konnte….dann erfolgte endlich die ersehnte Aufklärung: Peavy war mordsmäßig krank, konnte kaum ein Wort rausbringen. Er versuchte, ein paar persönliche Worte an das Publikum zu richten, selbst das war kaum zu verstehen. Also hat sich die Band und der gesamte Tourtross dazu entschlossen, den Gig nicht ausfallen zu lassen, sondern in einer groß angelegten Solidar-Aktion über die Bühne zu bringen!
Rage in wechselnder Besetzung
Weiter ging´s dann auch gleich mit Andy B. Franck von Brainstorm: für die nächsten zwei Songs rückte er den Notenständer zurecht und sang, was das Zeug hielt! Die mangelnde Textkenntnis machte er durch doppelten Einsatz wieder wett. Nun folgte wieder Jean Bormann mit weiteren zwei Songs, bei denen er auf jeden Fall den Sonderpreis des Abends im Overacting gewann!
Kurzer Umbau und schon wieder eine neue Situation auf der Bühne: Nicht nur ein neuer Sänger, sondern auch ein neuer Drummer ergänzten die Aufstellung! Rage-Drummer Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos stand nun plötzlich als Sänger auf der Bühne, dafür der legendäre, langjährige Ex-Drummer Chris Efthimiadis (1988-1999) an der Schiessbude!
Drei Songs lang hatte diese Konstellation bestand, warum nicht mal wieder was Neues? Also flugs wieder alle an ihre angestammten Plätze und schon erklang Peavy als Stimme vom Band und die Band spielte live dazu… ungewöhnlich aber es funktionierte!
Zum obligatorischen Abschluss mit „Higher than the Sky“ ergriff noch mal Lucky das Mikro und dann war Schluss mit dem denkwürdigen Konzert. Peavy am Bass kämpfte sich sichtlich geschwächt durch das Set und sah aus, als wäre er wohl besser mit Salbei-Tee im Bett geblieben. Trotz aller Widrigkeiten wurde man den Umständen entsprechend gut unterhalten…auch wenn mir ein „normales“ Rage-Konzert lieber gewesen wäre!
Setlist Rage (mit jeweiligem Sänger):
01 Great Old Ones (Jean Bormann)
02 Empty Hollow (Andy B. Franck)
03 Straight to Hell (Andy B. Franck)
04 My Way (Jean Bormann)
05 A New Land (Jean Bormann)
06 Shadow Out of Time (Lucky, Drummer Chris Efthimiadis)
07 End of All Days (Lucky, Drummer Chris Efthimiadis)
08 Back in Time (Lucky, Drummer Chris Efthimiadis)
09 To Live and to Die (Peavy vom Band)
10 From the Cradle to the Grave (Peavy vom Band)
11 Don’t Fear the Winter (Peavy vom Band)
12 Higher Than the Sky (Lucky, Drummer Chris Efthimiadis)
Fazit
Guter Support, Brainstorm bockstark wie immer und ein denkwürdiges, kurioses Rage-Konzert… unterm Strich war es ein unterhaltsamer Abend vor leider nicht ausverkauftem Haus. Wer nicht da war, ist selber Schuld!
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