Cattle Decapitation – „Terrasite“ (VÖ: 12.05.2023)
Cattle Decapitation darf ohne Zweifel zu den stilistisch außergewöhnlichsten und eigenständigsten erfolgreichen Extreme-Metal-Bands gezählt werden. Nach dem zwar kompetenten, aber alles in allem wenig bemerkenswerten Deathgrind der Anfangstage, hat die Band aus San Diego, Kalifornien eine gewaltige Entwicklung hingelegt und wurde im Laufe ihrer Karriere – ganz besonders im letzten Jahrzehnt – immer technischer, atmosphärischer und epischer und hat ihren ganz eigenen unverkennbaren Sound geschaffen. So viel vorneweg: „Terrasite“ stellt dabei nur bedingt eine neue Evolutionsstufe dar, sondern baut weiter konsequent auf den Sound, den die Truppe auf ihren letzten drei Studioalben bis ins kleinste Detail perfektioniert hat.
Stimmliche Akrobatik
Textlich gibt es natürlich wieder geballten Menschenhass (post-)apokalyptischen Ausmaßes, den Frontmann Travis Ryan mit einer einzigartigen Stimmenakrobatik zum Besten gibt. Monströses, dennoch verständliches Growling, derbes, widerwärtiges Gekreische, tiefstes Abfluss-Gegurgel und selbstverständlich seine markanten melodischen „Goblin-Vocals“, wie sie gerne genannt werden. Alles wie gehabt und nach wie vor absolut großartig. Die Vocals auf „Terrasite“ sind schlicht und einfach krank und festigen nur Ryans Status als einen der ganz, ganz großen seines Fachs. Bei aller Brutalität werden aber auch eingängige, gelegentlich geradezu epische Vocal-Passagen nicht außer Acht gelassen, wie besonders im bärenstarken „Scourge of the Offspring“. Mit den melodischen… ähm… „Gesängen“ hält sich Travis aber wieder deutlich mehr zurück als auf dem Vorgänger, sodass sie nichts an Besonderheit einbüßen und an den richtigen Stellen umso wirkungsvoller und packender sind.
Bombastische Brutalität
Musikalisch ist die Band auf dem Album natürlich keinen Deut weniger brachial und variabel unterwegs als ihr Frontmann. Es gibt technisch sehr anspruchsvollen, bombastischen, chaotischen, aber nie überwältigenden Death-Metal/Grind, der weit über die Genregrenzen hinausgeht. So bekommen einige Passagen beispielsweise einen infernalen Black-Metal-Touch wie besonders in den ersten beiden Nummern. Auch „…And the World Will Go on Without You“ überrollt einem stellenweise mit einer regelrechten Wand aus Blast Beats und schwarzmetallischem Tremolo Picking. Die Songs bleiben aber nie in einer Richtung und einem Tempo stehen, sondern gestalten sich allesamt höchst dynamisch. So finden simplere harte Chugging-Riffs ihren Platz neben gnadenlosen, technischen Highspeed-Parts. Auch Ausflüge in melodische und atmosphärische Gefilde fügen sich wie aus einem Guss ein und trotz bewährter Zutaten fallen die Songs nie einer Vorhersehbarkeit zum Opfer.
Das Beste kommt zum Schluss
So bietet „Terrasite“ zwar – wie eingangs erwähnt – nicht zwingend viel neues, aber baut auf allerhöchstem Niveau auf dem Fundament auf, welches die drei Vorgänger geschaffen haben. Die Songqualität wird dabei nach wie vor sehr weit oben gehalten. Mit „Solastalgia“ und besonders „Just Another Body“ wird dieses zum Schluss für ein saustarkes Finale nochmal ganz hoch angesetzt. Der zehnminütige Schlusstrack wird durch Streicher und Klavierklänge eingeleitet und entwickelt sich zu einem brutalen wie stimmungsvollen Monster, welches seine erstmal erschlagene Laufzeit perfekt ausnutzt und sich nie auf der Stelle aufhält. Travis Ryans wahnsinnige Vocal Performance wird im tollen, emotionalen Finale noch durch einen starken Klargesang ergänzt und getoppt, der die Nummer und das Album auf die bestmögliche Art abrundet.
Fazit
Mit „Terrasite“ ist Cattle Decapitation erneut ein sehr starker Extreme-Metal-Knaller gelungen, welcher von Anfang bis Ende mit brutalen, intensiven und technisch anspruchsvollen Brettern aufwartet, die durch die irre Gesangsleistung auf die nächste Stufe gehoben werden. Die sehr saubere Produktion mag etwas Dreck und Kante vermissen lassen, fängt die fantastischen Performances aber perfekt und bis ins kleinste Detail vernehmbar ein. Eine große Weiterentwicklung stellt das Album nicht dar, weswegen es für mich nicht die besondere Klasse eines „Monolith of Inhumanity“ erreichen kann, im Grunde steht „Terrasite“ seinen Vorgängern aber in nichts nach und wird keinen Fan ernsthaft enttäuschen. Die Band setzt voll auf ihre Stärken, darf sich aber in Zukunft gerne noch mehr trauen. Vielleicht ist ja der letzte Song ein guter Ausblick in eine noch experimentellere Zukunft.
Cover & Tracklist
01 Terrasitic Adaptation
02 We Eat Our Young
03 Scourge of the Offspring
04 The Insignificants
05 The Storm Upstairs
06 …And the World Will Go on Without You
07 A Photic Doom
08 Dead End Residents
09 Solastalgia
10 Just Another Body
Mehr Infos
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Bildnachweis: Metal Blade Records.
+ Wahnsinnige Vocals
+ Starkes Finale
+ Technisch anspruchsvolles, dynamisches Songwriting
- Wenig Weiterentwicklung
- Moshcheck