Cavalera – „Morbid Visions“ & „Bestial Devastation“ (VÖ: 14.07.2023)
Es gibt wieder Neues aus dem Hause Cavalera. Oder besser gesagt: Neues Altes. Mit „Bestial Devastation“ und „Morbid Visions“ haben Max und Iggor Cavalera Neuaufnahmen der ersten EP und des ersten Albums ihrer legendären alten Kapelle Sepultura in Angriff genommen.
Beide Scheiben zeichneten sich ihrerzeit Mitte der Achtziger als äußerst brachial, roh und böse aus. Dort waren brasilianische Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen zu hören, die wenig musikalisches Können, aber jede Menge Wut und Aggression in sich trugen und gnadenlos auf ihre Instrumente einknüppelten. Der ungeheure Einfluss dieser Werke auf den Extreme Metal – sei es nun Death Metal, Black Metal oder alles dazwischen – lässt sich kaum von der Hand weisen.
Zurück zu den blutigen Wurzeln
38 Jahre nach dem ursprünglichen Erscheinen von „Bestial Devastation“ (damals als Split mit der Band Overdose erschienen) kann man die Gebrüder Cavalera natürlich nicht mehr zu den jungen Wilden zählen, für überaus brachialen Metal stehen sie aber nach wie vor und so handelt es sich bei diesen Neuaufnahmen keineswegs um verweichlichte Versionen von einst viel brutaleren Songs. Es knallt immer noch gewaltig.
Vor allem hat man auf einen glattgeschliffenen Hochglanzsound verzichtet. Wäre man dieses Projekt noch vor 10 Jahren angegangen, klänge das wahrscheinlich noch ganz anders. Glücklicherweise hat Max seitdem seine Vorliebe für rumpeligen, dreckigen Sound (wieder)entdeckt und mit Arthur Rizk den idealen Produzenten dafür gefunden.
Natürlich wurde das alles wesentlich sauberer eingespielt als im Original, behält aber dessen rohen, brutalen Spirit bei. Beim Gitarrensound hat man sich in Richtung Schweden-Death-Metal orientiert und lässt eine deutliche Ladung HM-2-Sound einfließen, was den Songs gut zu Gesicht steht. Und ja, Max‘ Gitarre ist diesmal tatsächlich gestimmt.
Unerwarteter frischer Wind
Man hat sich aber auch nicht 1:1 an die Vorlagen gehalten, sondern sich auch ein paar Freiheiten genommen. Am meisten in „Show Me the Wrath“, bei dem man im Mittelteil ordentlich rumgeschraubt hat, wodurch die Nummer eine Minute länger und keinen Deut schlechter wird. Die größeren und kleineren Änderungen fügen sich perfekt in die Stücke ein und bringen einigen willkommenen frischen Wind hinein.
Schwächen im grundsätzlichen Songwriting bleiben aber natürlich bestehen. So kann ich mir nach wie vor ein gewisses Schmunzeln nicht verkneifen, wenn das Intro zu „Funeral Rites“ einsetzt, welches so extrem ähnlich zu dem von „Troops of Doom“ klingt, dass man es den Herren gnadenlos um die Ohren gehauen hätte, wären sie damals nicht gerade mal 16, 17 Jahre alt gewesen.
Mit „Sexta Feira 13“ und „Burn the Dead” befindet sich auf beiden Scheiben auch jeweils ein neuer Song, der dem damaligen primitiven Stil angepasst ist und sich nahtlos in die Tracklist einfügt. Allzu herausragend sind aber beide nicht.
Fazit
Über Sinn und Unsinn solcher Neuaufnahmen lässt sich natürlich streiten. Solange sich diese, allein schon durch die wesentlich bessere Produktion, vom Original unterscheiden und sie sich, wie in diesem Fall, auch die einen oder anderen künstlerische Freiheiten erlauben, sehe ich persönlich darin kein Problem. Die Originale nimmt einem schließlich niemand weg und fortan hat man zwei unterschiedliche Versionen, zwischen denen man sich entscheiden kann. Ob man das nun unbedingt braucht? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. In jedem Fall handelt es sich um sehr gelungene Neueinspielungen, die nichts an Härte und Primitivität einsparen und die sich überraschend gut in die letzten Outputs aus dem Hause Cavalera einfügen.
Ein brandneues Cavalera Conspiracy-Album wäre mir nach dem bärenstarken „Psychosis“ zwar lieber gewesen, aber auch die neuen Versionen von „Bestial Devastation“ und „Morbid Visions“ machen sehr viel Laune.
Cover & Tracklist
„Bestial Devastation“:
01 The Curse
02 Bestial Devastation
03 Antichrist
04 Necromancer
05 Warriors of Death
06 Sexta Feira 13
„Morbid Visions“:
01 Morbid Visions
02 Mayhem
03 Troops of Doom
04 War
05 Crucifixion
06 Show Me the Wrath
07 Funeral Rites
08 Empire of the Damned
09 Burn the Dead
Mehr Infos
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Bildnachweis: Nuclear Blast.
+ Passende, rumpelige Produktion
+ Songänderungen, die sich super einfügen
+ Primitiv und brachial...
- ...Mehr als das sollte man aber nicht erwarten
- Neue Songs sind nett, aber auch nicht mehr
- Moshcheck