Crashdiet – „Rust“ (V.Ö. 13.09.2019)
Der Herbst 2005 war in vielerlei Hinsicht turbulent. Angela Merkel wurde vom Bundestag zur ersten Bundeskanzlerin in der Geschichte Deutschlands gewählt, die US-Golfküste wird von schweren meterhohen Tsunamis heimgesucht und im fernen Schweden erscheinen ungefähr zur selben Zeit das selbstbetitelte Album von Hardcore Superstar und „Rest in Sleaze“ von Crashdiet. Eben jene zwei Alben waren auf ihrer ganz eigenen Art sowas wie ein Tsunami – sie lösten quasi im Vorbeigehen die sogenannte „New Wave of Swedish Sleaze Metal“ aus.
Klar, speziell die skandinavische Rock – und Metalszene konnte sich noch nie über Mangel an neuen Bands aus dem sogenannten Posersektor beschweren, aber gerade diese beiden Longplayer waren für viele nachfolgende schwedische Combos so etwas wie eine Initialzündung. Hätten Bands wie die Crazy Lixx, Pretty Wild, Crucified Barbara & Co. dermaßen durchstarten können, wenn ihnen HCSS und Crashdiet nicht vorher die Bühne bereitet hätten? Ich glaube nicht!
Können Crashdiet es noch?
Sprung ins Jahr 2019:
„Rest in Sleaze“ ist bereits 14 Jahre alt, der ursprüngliche Crashdiet Frontmann Dave Lepard seit 2006 unter der Erde und die Combo hat in ihrer fast 20jährigen Geschichte nicht nur einen Sängerwechsel mitmachen müssen. Olliver Twisted singt schon lange bei Reckless Love und dessen Nachfolger Simon Cruz kümmert sich wiederum lieber um sein eigenes Bandprojekt Savage Animal.
Es gibt nicht wenige Gruppen, die nach so vielen Sängerwechseln längst das Handtuch geworfen hätten, aber die Jungs um Martin Sweet wollen es nochmal wissen. Mit ihrem neuen Frontmann Gabriel Keyes erscheint am 13.September 2019 ihr nunmehr fünfter Longplayer „Rust“.
Sechs lange Jahre sind seit dem Release ihres letzten Werkes „The Savage Playground“ vergangen, die längste Periode ohne neues Album seit Bestehen der Band und nicht wenige Fans fragten sich ob die Herren überhaupt nochmal ein „Comeback“ schaffen würden. Die Kurzfassung dazu? Scheiße, ja!
Comeback nach Maß!
Bereits auf dem Opener und gleichzeitigen Titelsong „Rust“ zeigen uns die Herren wo Barthel den Most holt. Frech wie Sau startet der Song mit dem Leitriff von Mötley Crüe’s „Dr. Feelgood“ – ich dachte sogar erst ich hör das falsche Album – nur um dann in die Vollen zu gehen. Den Chorus des Tracks bekommst du spätestens beim zweiten Mal nicht mehr aus deiner Birne raus.
Mit „Into the Wild“ geht es ähnlich stark weiter, das ist schweinegeiler Sleazerock allererster Kajüte. Großartiges Riffing, tolle Bridge und ein toller Chorus. Der Song hätte in der Form auch locker auf „Rest in Sleaze“ stehen können. Das etwas punkigere „Idiots“ nimmt ebenfalls keine Gefangenen. Hervorheben möchte ich ganz besonders den Breakdown(!) – Part am Ende des Songs, hab ich von Crashdiet in der Form auch noch nicht gehört.
Das balladeske „In The Maze“ nimmt dann das Tempo ein wenig raus, besticht aber ebenfalls durch einen tollen Refrain. Klingt ein bisschen wie eine etwas ruhigere Version von Crashdiet’s „In The Raw“ (The Unattractive Revolution, 2007).
Das bereits vorher ausgekoppelte „We Are The Legion“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie die ersten drei Songs. Ausruhen? Dürfen sich gerne andere! Mit „Reptile“ und „Parasite“ kratzt man sogar an der Grenze zum Metal, ich kann es kaum erwarten die neuen Tracks live zu hören – garantierte Konzertkracher!
Sleaze Album des Jahres!
2019 war ja bisher ein verdammt starkes Jahr in Sachen Schwedensleaze, aber Gottverdammt, der Blitz soll mich beim Scheißen treffen, wenn „Rust“ nicht die absolute Nummer Eins auf diesem Sektor ist. Gerade Crazy Lixx und Pretty Wild haben großartige neue Alben veröffentlicht aber an Crashdiet kommen sie in diesem Jahr nicht ran. Comeback des Jahres, in dem Genre geht es einfach nicht besser. Wenn ihr auch nur ein kleines bisschen für diese Art Mucke übrig habt dann besorgt euch „Rust“, absolute Champions League! Für mich das beste Crashdiet Album seit ihrem Debüt.
„Rust“ Cover und Tracklist
1. Rust
2. Into The Wild
3. Idiots
4. In The Maze
5. We Are The Legion
6. Crazy
7. Parasite
8. Waiting For Your Love
9. Reptile
10. Stop Weirding Me Out
11. Filth & Flowers
Bildnachweis: Frontiers Music Srl .