Dark Millennium im Interview
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ – Dieses Zitat trifft es in Bezug auf „Dark Millennium“ auf den Kopf. Denn das Quintett aus dem Sauerland veröffentlichten bereits Anfang der 90er-Jahre zwei Alben, um dann 2016 erneut Fahrt aufzunehmen. Ihr mittlerweile drittes Album, dass am 07.01.2022 via Massacre Records veröffentlicht wurde, nach dem Hiatus (und fünftes insgesamt) trägt den schönen Namen „Acid River“ und ist Brocken Kohle, der durch Dauerrotation zum Diamant wird. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich der Hörer auf die Reise durch diverse Genres, an denen in Nischen am Flussufer angelegt werden kann, begibt. Um dem Hörer den einstieg in das Album zu erleichtern, stellten wir der Band im Rahmen des Releases ein paar Fragen.
Dark Millennium über das Konzeptalbum des „Acid River“, einem Produkt einer verborgenen Welt, der durch die Geschichten hindurchfließt
Mit wem habe ich die Ehre?
Hi Skullment, hier sind Hilton (Gitarre, Producer) und Christian (vocals).
Eure Bandhistorie liest sich sehr interessant. Ihr habt Anfang der 90er zwei Alben veröffentlicht, um danach bis 2016 für euer drittes Werk zu warten. Was genau trieb euch an, wieder als „Dark Millennium“ zusammen Musik zu erschaffen? Gab es einen bestimmten Auslöser (abseits von den auf Wikipedia dokumentierten), nach all den Jahren wieder als Einheit zusammen zu finden? Wer ist eigentlich aus Zeiten der Gründung dabei?
C: Aus den Zeiten der Gründung sind tatsächlich nur wir beide dabei. Michael (Burmann, Gitarre) kam kurz danach dazu, und unser „Gründungs-Schlagzeuger“ Christoph war nochmal in unser Comeback-Album „Midnight in the void“ involviert. Christoph hat aber nach diesem Album seine Priorität auf seine beruflichen Aktivitäten fokussiert, und wir haben in Andre Schaltenberg adäquaten Ersatz finden können. Die Position des Bassisten war immer wieder vakant, wobei wir seit der Midnight mit Gerold Kukulenz ein dauerhaftes Mitglied in unserer Band dabei haben. Bezüglich unserer Entscheidung, wieder zusammen zu arbeiten, ist dies ein Resultat eines Gespräches zwischen Hilton und mir vor ein paar Jahren, in dem wir festgestellt haben, dass die Geschichte dieser Band weitererzählt werden sollte.
Eine Hauptursache für den damaligen Split soll das Ausbleiben des erhofften Erfolgs eures zweiten Albums gewesen sein. Wie sieht die Resonanz nach Veröffentlichung von „Acid River“ aus? Ihr seid ja immer noch ein „Nischenprodukt“, was viele Hörer als essentiell einstufen werden, aber vom „Mainstream“ nach wie vor gemieden werden dürfte.
C: Der Grund für den Split war sicherlich nicht, wie oft fälschlich dokumentiert, das Ausbleiben eines bestimmten Erfolges (das war nie unsere Motivation), sondern einfach die Tatsache, dass nach „Diana Read Peace“ sich die weiteren musikalischen Ambitionen und Interessen der einzelnen Bandmitglieder in so unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten, dass eine weitere Zusammenarbeit als Dark Millennium einfach keinen Sinn ergeben hätte. „Acid River“ ist sicherlich auch ein „Nischenprodukt“ in der Wahrnehmung vieler Zuhörer, aber für uns ein homogenes Resultat gemeinsamer Arbeit, hinter der wir vollständig stehen und was wir zu hundert Prozent mit unseren jetzigen Vorstellungen von „Dark Millennium“ vereinbaren können.
Dann habe ich eine Frage zu den Lyrics. In dem Promowisch war Folgendes zu lesen: „“Acid River“ ist kein Konzeptalbum im herkömmlichen Sinne, sondern hat einen roten Faden (den Acid River), der sich durch das Album und seine Songs zieht. Das Hauptthema ist das Eindringen der okkulten Welt in unsere Realität, die durch verschiedene Geschichten beschrieben wird.“ Haben die 7 Todsünden bei der 7 Songs umfassenden Tracklist Einfluss in die Gedankengänge beim Konzipieren der Texte gehabt? Könntest du bitte den roten Faden unseren Lesern etwas näher erläutern?
C: Die Zahl 7, die bei diesem Album offensichtlich eine große Rolle spielt, ist das Resultat eines spontanen Prozesses beim Verfassen der Lyrics. Ich hatte im Vorfeld des Songwritings lyrische Skizzen zu 7 Songs verfasst (ohne weiter darüber nachzudenken, es ergab sich einfach so), und während der Arbeit an den Songs stellte sich diese Zahl als sinnvoll und auf eine merkwürdige Art auch logisch heraus. Die 7 Todsünden haben möglicherweise unterbewusst eine Rolle gespielt. Grundsätzlich geht es in der Tat um Geschichten, in denen das Eindringen einer verborgenen und geheimnisvollen Welt in die unsere eine wichtige Rolle spielt, was das Leben der Protagonisten der Geschichten in unvorstellbarer Art und Weise verändert. Der rote Faden ist der „Acid River“, ein Produkt einer verborgenen Welt, der durch die Geschichten „hindurchfließt“, Bekanntes vergiftet und verändert, und die Wahrnehmung der Protagonisten des „Bekannten“ sehr intensiv beeinflusst.
In welcher Art und Weise manifestiert das Artwork diesen roten Faden?
C: Wir sehen eine Art Vulkan, von dem sieben Ströme hinabfliessen, in denen sich Gesichter der Personen finden, von denen in den Songs erzählt wird. Diese finden in einem See oder Meer zusammen. Unser Cover-Künstler Alex hatte verschiedene Ideen zum Thema der Platte, die letztendlich zu diesem Resultat geführt haben.
Kommen wir zur Musik. Nachdem ich euer neues Album gehört habe, legte ich ganz viele Klassiker auf, die seit Jahren nicht mehr in mein Bewusstsein drangen. Dabei waren u.a. frühe „My Dying Bride“, „Tiamat“, „Voivod“ und „DAF“. Was ich damit sagen will ist, dass ihr euch eigentlich keinem Genre, sondern lediglich einem progressivem Stil unterworfen habt, um wie ein Bunter Strauß wilder Blumen zu klingen.
H: Abgesehen von einer Voivod Scheibe, habe ich nie eine dieser Bands gehört. Ich war als Gitarrist so frisch im Metal, dass ich im Songwriting eher vollkommen uneingenommen und weitestgehend unbeeinflusst ans Riffing gegangen bin. Im Bandgefüge hat sich die Haltung entwickelt, frei auszuufern nach Gusto. Das war ein reizvolles Konzept und bot vor allem künstlerische Freiheit.
Wie geht ihr an das Komponieren der Songs heran?
H: Wir treffen uns im Studio, so wie früher im Proberaum und spielen uns die Bälle zu, wobei wir uns immer wieder mit unseren Ideen gegenseitig inspirieren und früh gesamt konzeptionell denken.
Wichtig scheint euch die Tatsache zu sein, dass der „Acid River“ absolut retro klingt, also die Vergangenheit immer mit schwimmt und allgegenwärtig ist. Warum ist es euch so wichtig, so wie „früher“ zu klingen? Zugegeben würde alles andere auch nicht zu den Songs passen, die so auch Anfang der 90er herausgebracht worden sein könnten (und damals für Furore gesorgt hätten…).
H: Einige Riffs sind schon recht modern, denn sowas wie Djent oder New Prog ist auch an mir nicht spurlos vorbei gegangen, allerdings ist der retro analoge Charme einfach reizvoll und steht uns gut.
Setzt ihr eurem bisherigen Schaffen mit „Acid River“ die Krone auf? Oder steckt noch kreatives Potential in euch, dieses Album zu toppen (was ich natürlich erhoffe respektive erwarte…)?
C: Ich denke, dass man unsere Alben grundsätzlich kaum miteinander vergleichen kann, da sie doch insgesamt sehr unterschiedlich sind. „Acid River“ ist insofern ein neues Kapitel, das für sich steht, und wir sollten nicht versuchen, dieses in irgendeiner Art und Weise zu „toppen“, sondern neue Wege suchen, um neue Geschichten zu erzählen. Insofern sind wir stolz auf dieses Album, haben unser kreatives Potential aber noch lange nicht ausgeschöpft. Immerhin hatten wir während unser langen Pause viel Zeit, Ideen zu sammeln, die man nur in dieser Band unterbringen kann…
Die letzten Worte gebühren euch:
C: Natürlich sind wir sehr dankbar für jeden, der uns über die lange Zeit unterstützt und die Treue gehalten hat, und hoffen daß wir für weitere Überraschungen sorgen können (werden wir)… danke für Eure Unterstützung, auch im Hinblick auf die Tatsache, dass man nie genau weiß was bei Dark Millennium als Nächstes passiert…
Cover & Tracklist
1. The Verger
2. Godforgotten
3. Threshold
4. Lunacy
5. Essence
6. Vessel
7. Death Comes In Waves
Weitere Infos
Bleibt auf dem Laufenden mit mehr Informationen mitten aus dem Moshpit auf diesen Kanälen:
Bildnachweis: Massacre Records, Massacre Records.