Das Metaljahr 2023 – Die Top 3 Alben der Redaktion
Das Jahr ist rum, Zeit zurückzublicken und Euch die Top 3 Lieblingsalben 2023 der Moshpit Passion-Redaktion zu präsentieren. Von klassischem Heavy Metal, atmosphärischem Melodeath, epischem Doom Metal bis Mittelalter-Power-Metal ist alles dabei.
Top 3 von Heiko
Platz 3: Metallica – „72 Seasons“
Hätte man mir nach meinem ersten – höchst ernüchterten und geradezu gelangweilten – Durchlauf von „72 Seasons“ gesagt, ich würde den Neuling von Metallica am Ende des Jahres allen Ernstes in meine Top 3 packen, ich hätte denjenigen für verrückt erklärt. 8 Monate und dutzende Durchläufe später wäre es riesengroßer Quatsch nicht anzuerkennen wie sehr ich dieses Album über die Zeit dann doch liebgewonnen habe. Fühlte sich „Hardwired …to Self-Destruct“ vor sieben (!!!) Jahren alles in allem ein wenig beliebig und wie auf Nummer-Sicher an, spürt man hier wieder das Feuer, die Kreativität und den Spaß an der Musik. Nein, es ist kein Thrash-Metal-Album. Aber jetzt mal ernsthaft, wie kann man das denn noch erwarten? Ja, das Album ist lang. Sehr lang. Seit „Load“ müssen Metallica-Alben offenbar grundsätzlich mindestens 70 Minuten lang sein, was selten eine gute Idee ist. Einige Längen lassen sich hier kaum abstreiten, mittlerweile gefallen mir aber alle Songs, also sei es drum.
James klingt fantastisch und das Alter steht seiner Stimme wahnsinnig gut. Kirks Gitarrensoli bleiben zwar weitgehend eine ärgerlich ernüchternde Angelegenheit, dafür setzt man aber auf haufenweise großartiger Twin-Lead-Harmonien, die für so manche Gänsehaut-Momente sorgen. „Shadows Follow“, „Crown of Barbed Wire“, „Too Far Gone?“ oder auch besonders das abschließende „Inamorata“ sind allesamt starke Nummern, die mich nun schon viele Monate begleiten und dies sicherlich auch noch lange tun werden.
Platz 2: Heavy Load – „Riders of the Ancient Storm“
Heavy Load sind für die zwei, für mich persönlich, besten klassischen Heavy-Metal-Alben aller Zeiten verantwortlich. Mit „Riders of the Ancient Storm“ haben die Schweden nun ihr erstes neues Album in sage und schreibe 40 Jahren herausgebracht. Und die Angst war groß! Und tatsächlich verhielt es sich wie bei Metallica. Der erste Durchlauf löste alles andere als Begeisterung in mir aus und sorgte gar für so manche Fragezeichen. Mit der Zeit ist mir die Platte aber immer mehr und mehr ans Herz gewachsen und ein Leben ohne „Riders of the Ancient Storm“ möchte ich mir nun gar nicht mehr vorstellen.
Das Album ist ein großes Mischmasch, so stammen die ersten Aufnahmen dazu noch aus den späten Achtzigern, dass es sich aber trotzdem zu einem halbwegs kohärenten Album zusammenfügt ist schon eine beachtliche Leistung. Das liegt aber auch an der durch und durch altmodischen, analogen Produktion, die das Album wie komplett aus der Zeit gefallen wirken lässt und für einen tollen, dynamischen, warmen Klang sorgt. „Ride the Night“, „Raven is Calling“ und „Sail Away“ haben sich mit voller Wucht in mein Herz katapultiert und gerade letzterer ist Magie pur.
Platz 1: Megaton Sword – „Might & Power“
Nach einem überragenden Debütalbum im Jahr 2020 haben die schweizer Schwertschwinger mit „Might & Power“ ein mindestens genauso grandioses Zweitwerk abgeliefert. Epischer Heavy Metal mit reichlich Riff-Power, super charismatischem und charaktervollen Gesang, packendem und variationsreichen Songwriting und so manchem großen Ohrwurm-Refrain. Ob das harte, stampfende „The Raving Light of Day“, das epische, magische „Raikaszi“, das verschrobene, spaßige „Power“ oder die wahnsinnig schöne Powerballade „Babe Eternal“: Jeder Song ist ein gewaltiger Treffer und sticht auf seine eigene Art heraus.
Neben Riot City, Eternal Champion und besonders den Labelkollegen Venator bilden Megaton Sword für mich die Speerspitze des modernen (Old School) Heavy Metals und mit „Might & Power“ haben sie es sich auf dem Thron noch ein Stückchen bequemer gemacht. Mein Album des Jahres.
Honorable Mentions: Century – „The Conquest of Time“, In Flames – „Foregone“, Tomb Mold – „The Enduring Spirit“, Ascended Dead – „Evenfall of the Apocalypse“, Kvelertak – „Endling“.
Top 3 von Stelle
Platz 3: In Flames – „Foregone“
Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass meine frühere Lieblingsband In Flames nochmal in meinen Jahres Top 3 landen würde, ich hätte laut gelacht. Zu durchwachsen bis schwach waren die Alben nach „Reroute to Remain“ für mich. Oft seltsam produziert mit durchschnittlichem Songwriting und teils unerträglichem Gesang. Ausnahmen sind bekanntlich die Regel und natürlich gab es auch in den letzten 20 Jahren gute Songs oder auch ganz gute Alben, aber insgesamt konnte die Band nie an die alten Großtaten anknüpfen.
Was ist also 2023 anders?
Ganz einfach: Gute Songs, griffiges Songwriting, die beste Gesangsperformance seit „Clayman“ und eine astreine Produktion. Dabei gehen In Flames nicht mal auf Nummer Sicher, sondern vermischen Einflüsse aus ihrer gesamten Karriere zu einem modernen Metalgebräu. Sie zeigen auf der anderen Seite aber auch, dass ihnen Ihre alten Einflüsse nicht egal sind, sondern implementieren diese gekonnt in den neuen Gesamtsound, der sowohl härter als in den letzten Jahren ist, ebenso aber auch neue Stilistiken einbindet. Ganz großartig, auch wenn ich Anfangs meine Probleme mit dem Album hatte.
Platz 1.2: Aetherian – „At Storm’s Edge“
Mein zweiter erster Platz geht in diesem Jahr an die Griechen von Aetherian, die ich 2017 mit ihrem Debüt „The Untamed Wilderness” kennengelernt habe. Anfangs noch stark von Dark Tranquillity beeinflusst, geht die Band auf dem 2023er Nachfolger „At Storm’s Edge” etwas vielseitiger zu Werke und dürfte vor allem Leuten gefallen, die auch Amorphis zu „Tales from the Thousand Lakes”-Zeiten gefeiert haben. Das ganze aber mit südeuropäischen Einflüssen statt finnischem Kalevala.
Stellt Euch das uneheliche Kind von Amorphis und Rotting Christ vor und ihr kommt dem Gesamtsound relativ nahe. Unbedingt auschecken. Unglaublich gutes Album voller Undergroundhits.
Platz 1.1: Old Ruins – „Always Heading East“
Zugegeben. Im Falle von Old Ruins bin ich etwas befangen. Zum einen kenne ich die Jungs, zum anderen hatte ich bereits 2022 die Möglichkeit, das Album zu hören. Als Bewerbungsmaterial, mit dem wir sie schließlich auf unserem eigenen Label Doc Gator Records gesigned haben. Allerdings hätten wir sie natürlich nicht gesigned, wenn sie uns nicht überzeugt gehabt hätten.
Die vereinnahmende Mischung aus Heavy Metal und melodischem Black Metal hatte mich jedenfalls sofort und stellte eine weitere Steigerung zur coolen EP von 2020 dar. Thematisch huldigt die Band aus Gelsenkirchen dem Rollenspiel Diablo II und die lyrische Umsetzung passt hervorragend zum episch-düsteren Klangbild, das die vier Herren erschaffen.
Wer Bands wie I (Nebenprojekt von Abbath) oder auch Tribulation mag, sollte dringend ein Ohr riskieren. Hier wird düster geheavymetalt, dass es eine wahre Freude ist. Dabei sind die Songs stets eingängig und besitzen sogar Gesangshooklines.
Honorable Mentions: Invent Animate – „Heavener“, Winger – „Seven“, Metallica – „72 Seasons“, Asinhell – „Impii Hora“, Iron Savior – „Firestar“, Mercenary – „Soundtrack For The End Times“.
Top 3 von Tobi
Platz 3: Theocracy – „Mosaic“
Theocracy können gar kein schlechtes Album machen. Seit ihrem 2003er Debütalbum hauen die Amis um Mastermind Matt Smith einen Power Metal-Knaller nach dem anderen raus. Das 2023er Album ist in seiner Komplexität das bisher Ausgereifteste, es macht einfach Spaß in die musikalische Welt dieser Band einzutauchen.
Platz 2: Cruel Force – „Dawn of the Axe“
Speeeeed ist hier das alles entscheidende Wort… Speed Metal par excellence! Das ganze klingt nach tiefsten 80ern, ist aber frisch und saugut in 2023 produziert. Die Band aus dem Südwesten Deutschlands drückt unerbittlich das Gaspedal durch und ballert dem geneigten Hörer eine Speed-Salve nach dem anderen um die Ohren. Da gibts von Anfang bis zum Ende nichts zu meckern! Wunderbar, nicht nur für die Nackenmuskulatur!
Platz 1: Tailgunner – „Guns for Hire“
Auf Platz 1 und mit 378 km Abstand zum zweiten Platz landen die jungen Briten von Tailgunner mit ihrem Debütalbum „Guns for Hire“. Selten hat mich ein Debüt dermaßen begeistert und überzeugt. Dazu kommt noch deren genialer Club-Gig im Don´t Panic im Herbst 2023, der an Spielfreude, Power, Heaviness und Genialität von keiner anderen Band live 2023 überboten wurde. Sehr stark und Abcheck-Pflicht für jeden. Iron Maiden können nun getrost in den längst überfälligen Ruhestand gehen, für jungen hungrigen NWoBHM-Nachwuchs von der Insel ist gesorgt!
Honorable Mentions: Night Demon – „Outsider“, Screamer – „Kingmaker“, Unto Others – „Strength II… Deep Cuts“, Iron Savior – „Firestar“.
Top 3 von Stephan
Eine Auswahl der besten Alben, die 2023 erschienen sind, zu treffen, finde ich immer relativ schwierig. Grundsätzlich bin ich an neuen Alben interessiert, aber im Grunde genommen bin ich seit Jahren dabei, die Veröffentlichungen der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte aufzuarbeiten. Es ist auch einfach sehr viel, was rausgehauen wird und die Anzahl der interessanten Bands nimmt stetig zu. Die Metal-Produktionsmaschine kennt sich immer besser aus oder sucht besser die Leute, die früher keine Chance bekommen haben. Ich bin nicht sicher, aber wie auch immer, hier meine Auswahl:
Platz 3: The Night Eternal – „Fatale“
Ruhrpott, viel Energie – gerade durch den Gesang, stimmige und ehrliche Aufnahme.
Ich warte darauf die Band zum ersten Mal Live zu sehen. Wenn Live auch nur halb so viel Spielfreude rüber kommt wie auf dem Album, wird es sicher fantastisch.
Platz 2: Wytch Hazel – „IV: Sacrament“
Engländer, starkes Songwriting, große Melodien und ein starker Sänger.
Alleine das erste Lied „The Fire’s Control“ ist für mich schon einen Kauf wert. 2019 habe ich die Band beim Hell over Hammaburg kennengelernt. Die Instrumente hatten den Weg in die Markthalle nicht geschafft, also haben sie spontan mit geliehenen Instrumenten gespielt. Dafür war es großartig lässig und abgebrüht. Der Sänger hat mal gesagt, sie wurden von Iron Maiden beeinflusst, das habe ich nicht beim ersten mal hören gemerkt, aber mittlerweile schon.
Platz 1: Sorcerer – „Reign of the Reaper“
Für mich das stärkste Album aus diesem Jahr. Einzigartig, mächtig und episch – Heavy Doom Metal.
Außerdem eine sehr sympathische schwedische Band, die mich 2023 in der Helvete und beim Hammer of Doom auch Live wieder absolut abgeholt hat.
Top 3 von Sven
Platz 3: Subway to Sally – Himmelfahrt
Eine Urgröße im Folkrock und stetig dabei. Das neue Album besinnt sich auf eine gute Härte und schöne Texte und spielt die Stärken der Band voll aus. Auch Live konnte das Album sehr überzeugen. Diverse Tracks laufen bei mir stetig in der Playlist.
Platz 2: Icon of Sin – Legends
Das Debütalbum der Band war ein voller Erfolg und mindbreaking, der Nachfolger ist nicht besser aber ein weiterer voller Knaller. Schöne Riffs, großartige Texte und rundum ein gelungenes Album. Man kann nur hoffen, dass sie das Material auch mal live in Deutschland präsentieren. Ein verdienter zweiter Platz von meiner Seite.
Platz 1: Feuerschwanz – Fegefeuer
Seit ihrem Wechsel zu seriösen Folk Metal geht es mit der Band stetig aufwärts und die Charterfolge sprechen eine klare Sprache. Die Fans lieben sie. Mittelalter-Power-Metal wie kaum eine andere Band es liefert. Insbesondere der Spaß kommt trotz der Härte weiterhin nicht zu kurz. „Fegefeuer“ macht konstant da weiter, wo „Memento Mori“ aufgehört hat. Ein klarer erster Platz für mich im Jahr 2023.
Knapp verpasst: Cobra Spell – „666″: Eine 80er „All Female“-Kombo die noch von sich hören machen wird. Ein fulminanter Start der Band und ein grandioser Abschluss des Jahres 2023. Für die Top 3 hat es nicht gereicht, aber ich wollte sie trotzdem nicht unerwähnt lassen.
Top 3 von Thorsten
Platz 3: Haken – „Fauna“
Haken, eine Band, welche mir gänzlich unbekannt war, bis mir eine Arbeitskollegin von dieser erzählte. Prog Metal im Stile von Dream Theater? Das klang spannend und ich hörte damals in das aktuelle Album herein. Schon der erste Song, welchen ich auf YouTube fand, packte mich direkt. Also das ganze Album gehört, direkt mehrfach. Es hat mich sofort begeistert. „Fauna“ ist eine starke Platte und avancierte sich in meine Top Playlist des Jahres ganz noch oben. Haken, für mich persönlich die Neuentdeckung des Jahres 2023.
Platz 2: Old Ruins – „Always Heading East“
Atmosphärischer Black Metal trifft auf das Game Diablo? Genau mein Ding dachte ich mir, als ich hörte, dass das kleine Schweizer Label Doc Gator Records die Debütplatte von Old Ruins herausbrachte. Allein das Intro zum Song „The Wanderer“ führte mich zurück in meine Zeit als Diablo-Spieler. Das ikonische Gitarrenriff weckte direkt meine Erinnerungen an die zeit als Spieler und versetzte mich um Jahre wieder zurück. „Always Heading East“ ist atmosphärisch und düster, so wie ich Black Metal mag.
Platz 1: Sorcerer – „Reign of the Reaper“
Sorcerer sind neben Haken meine zweite Neuentdeckung des Jahres 2023. Obwohl ich seit Mitte der 2000er Jahre Heavy Metal in all seinen verschiedenen Spielarten höre, sind Sorcerer aus Schweden immer an mir vorbei gegangen. Warum? Das ist eine gute Frage. Erst durch ihr neues Album „Reign of the Reaper“ bin ich auf den 5er aus Schweden aufmerksam geworden und habe mal ein Ohr riskiert. Was soll ich sagen? Mich fesselte das Album von Anfang bis Ende, es klang wie Candlemass und Solitude Aeturnus, genau mein Geschmack. „Langsam“ und düster, so mag ich Doom Metal. Sorcerer haben mit „Reign oft he Reaper“ ein bockstarkes Album abgeliefert und wurden von Kritikern zurecht dafür hochgelobt und ist auch in meinen Top 3 des Jahres 2023 gelandet.
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Bildnachweis: Universal Music, No Remorse Records, Dying Victims Productions, Nuclear Blast, Lifeforce Records, Doc Gator Records, Atomic Fire Records, Shadow Kingdom Records, Ván Records, Metal Blade Records, Napalm Records, Frontiers Music s.r.l., https://feuerschwanz.bravado.de/, InsideOut Music.