Destruction – „Diabolical“ (VÖ: 08.04.2022)
Als Thrash-Metal-Fan kann man sich wirklich nicht über zu wenig Output beschweren. Neben der nicht-endenen Flut an neuen Bands, bringen viele alte Größen des Genres noch immer starke Alben heraus. Im Falle von Destruction auch noch ganze 40 Jahre nach ihrer Gründung. Ob Schmier und Co. mit der jungen Generation an Thrash-Kapellen noch mithalten können, erfahrt ihr hier im Moshcheck.
Große Feier, großer Abschied
„Diabolical“ ist das 15. Studioalbum der deutschen Thrash-Pioniere, allerdings auch das erste ohne Gitarrist Mike Sifringer, der die Band zusammen mit Sänger und Bassist Marcel „Schmier“ Schirmer 1982 im südlichsten Baden-Württemberg gründete und bislang auf jedem Studioalbum zu hören war. An seine Stelle tritt der gebürtige Argentinier Martin Furia, der zuvor einige Jahre als Tontechniker und Tourmanager für die Band tätig war. Damit komplettiert er neben Frontmann Schmier das, seit dem letzten Album „Born To Perish“, aus Schlagzeuger Randy Black (ehemals Annihilator und Primal Fear) und Gitarrist Damir Eskic (Gomorra) bestehende Line-Up.
Wenn ein so integraler Bestandteil einer Band, wie es Mike gewesen ist, nicht mehr mitmischt, bringt das natürlich zwangsläufig Veränderungen mit sich. So hat „Diabolical“ nicht mehr diese verschrobenen, technischeren Riffs, die auf vergangenen Alben immer wieder zum Vorschein kamen. Das kann man nun als Plus- oder Minuspunkt sehen.
Die Riff-Maschine läuft
„Diabolical“ ist jedenfalls das reinste Riff-Fest geworden und die Songs donnern allesamt schnörkellos geradeaus. Es wird sich auf dem Griffbrett ordentlich ausgetobt und offenbar hat man großen Gefallen an Harmonien gefunden. Jedes Riff geht genau auf die Zwölf und einige geraten unwiderstehlich catchy. Hier seien vor allem der Chorus von „Last Of A Dying Breed” und das Main Riff in „The Lone Wolf” hervorzuheben.
Damir und Neuzugang Martin schütteln sich einige saugeile Soli aus den Ärmeln und Drummer Randy macht ihnen währenddessen ordentlich Feuer unter’m Hintern. Und Schmier… ist nun mal Schmier. Wer mit seinen typischen fiesen, knurrenden Kreischvocals bisher nichts anfangen konnte, wird das auch jetzt nicht tun. Er klingt aggressiv wie eh und je, dabei aber auch stets variabel und außerdem bringt er gelegentlich auch seine hohen Screams zurück, die er in den 80ern bei jeder Gelegenheit vom Stapel ließ.
Von Altersschwäche keine Spur
Die Singles „Diabolical“, „No Hope For Humanity” und „State Of Apathy” geben einen guten Eindruck davon, was man auf dem Album erwarten kann. Thrash Metal alter Schule und das höchst kompetent und mit spürbarer Aggression und Spielfreude. Für Experimente und ausgefallene Ideen sind Destruction seit ihrer Reunion mit „All Hell Breaks Loose“ aus dem Jahr 2000 eh nicht bekannt, dennoch gab es immer die ein oder andere Nummer, die etwas aus dem Rahmen fiel. Von „Diabolical“ lässt sich das nicht behaupten, denn hier geht die Band 100% puristisch zu Werke. Trotzdem kann von Langeweile nie die Rede sein.
„Diabolical“ hält den Energie-Pegel durchgehend verdammt hoch und macht von vorne bis hinten Spaß, auch wenn die zweite Hälfte mit Ausnahme vom saugeilen „The Lone Wolf” qualitativ minimal abfällt. Die besten Ideen sind dann eher in den ersten sechs Tracks gelandet, nichtsdestotrotz liefert jeder Song genau das ab, was man von Destruction hören möchte. „Tormented Souls” (eine der wenigen Nummern, die etwas vom Gaspedal gehen) oder „Whorefication” sind eher Standardware, haben aber dennoch ihre Qualitäten und Trademarks, die Destruction zu Destruction machen. Als Rausschmeißer gibt es zum Abschluss mit „City Baby Attacked By Rats“ noch ein Cover der englischen Punk-Legenden G.B.H. Da Destruction auf dem Album durchgehend eine old-schoolige Rotzigkeit an den Tag legen, fällt die Nummer gar nicht zu sehr aus der Reihe (was sich über Punk-Cover auf Metal-Alben nicht oft sagen lässt).
Fazit
Mit den letzten beiden Alben haben Destruction schon mehr als ordentlich abgeliefert, in meinen Augen ist „Diabolical“ aber das stärkste Album seit dem 2001er Schlachtfest „The Antichrist”. Das Album legt eine ähnliche Power und Riff-Trefferquote an den Tag und einige Songs dürften live erstmal nicht aus der Setlist zu denken sein. Und als erfreulichen Bonus hat „Diabolical“ dazu noch das ansehnlichste Destruction-Cover-Artwork seit über 30 Jahren.
So macht Thrash Metal Spaß!
Cover & Tracklist
01 Under The Spell
02 Diabolical
03 No Faith In Humanity
04 Repent Your Sins
05 Hope Dies Last
06 The Last Of A Dying Breed
07 State Of Apathy
08 Tormented Soul
09 Servant Of The Beast
10 The Lonely Wolf
11 Ghost From The Past
12 Whorefication
13 City Baby Attacked By Rats (G.B.H. Cover)
Mehr Infos
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Bildnachweis: Napalm Records.
Destruction – „Diabolical"
+ Großartige Gitarrenarbeit
+ Riffs bis zum Abwinken
+ Durchgehend hohes Level an Energie und Aggression
+ Keine Experimente
- Keine Experimente
- Einige einfallslose Refrains