Dong Open Air 2023
Vom 13.-15.7. hieß es wieder: „Der Berg ruft!“ – und die Metalgemeinde pilgerte auf den Dongberg in Scharen! Bei, bis auf wenige Ausnahmen, bestem Wetter erklommen über 4.000 Metal-Freudige die Halde Norddeutschland um dem Dong Open Air ein Besuch abzustatten. Ganz ausverkauft war es nicht, der ausgelassenen Stimmung dieses Metalfestes mit familiärem Charakter tat dies jedoch keinen Abbruch.
Das Drumherum
Wie schon im letzten Jahr gab es auch in diesem Jahr wieder die Bands auf einer schmucken Open Air – Bühne zu bestaunen. Für den Wechsel muss ich auf jeden Fall eine Lanze brechen, seitdem hat das Festival nochmal an Flair und Atmosphäre gewonnen!
Essenstechnisch gab es wenig Überraschungen, Pommes und Co., Pizza, China-Nudeln und Döner standen auf dem Speiseplan. Leider gab es dieses Jahr nicht mehr das hauseigene Imbissangebot, welches früher immer zu dem Bestem gehörte, was das Dong zu bieten hatte. Die Preise hielten mit der gebotenen Qualität in diesem Jahr wirklich nicht mit, da sollte beim Dong 2024 nachgeschärft werden!
An der Bierfront wurde dem Festivalbesucher Köpi und Diebels serviert, angereichert von den üblichen Softdrinks und Wasser sowie einer schmalen Cocktailauswahl. Eine Besonderheit des Dong Open Air ist das Festivalbier, das jedes Jahr direkt und nur für das Festival gebraut wird. Das diesjährige „Nestor“ schmeckte formidable und sorgte so für Abwechslung… weiter so!
Kommen wir zum leidigen Thema Merch. Der Dongmerch (v.a. das klassiche Festivalshirt) war so schnell ausverkauft, wie vor drei Jahren das Klopapier im Discounter! Wer am Donnerstag gegen 17 Uhr zum Merchstand pilgerte, musste schon vertröstet werden. Schön für das Dong Open Air, dass die Lager schnell leer waren, schlecht für diejenigen Festivalbesucher die am Donnerstag noch arbeiten mussten oder gar erst am Freitag anreisten! Hier sollte es zukünftig möglich sein, eine Kontingentierung der knappen Bestände zu organisieren, so dass an JEDEM Tag noch Shirts im Angebot sind. Keine Angst, auch dann wird man nicht auf den Shirts sitzen bleiben!
Der Bandmerch bewegte sich in mittlerweile hoch eingependelten Preislagen zwischen 25 und 40 Euro für ein Shirt… nicht gerade ein Schnapper aber jeder wie er mag!
Die Dong Open Air Highlights – Der Donnerstag
Angus McSix
Die Dichte an Dinosaurierkostümen im Publikum konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Angus McSix nicht mehr Fern war um mit seinem laser-shooting dinosaur das Universum zu retten! Von allem viel und meistens noch ein bisschen mehr, so kann man den Auftritt von Angus McSix zusammenfassen. Goldene Rüstungen, Skeletor-artige Bösewichte, holde Kämpferinnen ud muskelbepackte Krieger… da war für jeden was dabei! Neben der Optik konnte auch musikalisch gepunktet werden, auch wenn das Songmaterial doch arg partytauglich und vom Reißbrett zusammengeschustert erschien. Egal, die Stimmung war top, das Publikum war begeistert, selbst ein heftiger Regenguss konnte nicht für Verdruss sorgen. Und darum geht es doch letztendlich: Mitsingen, gute Laune und freudige Gesichter im weiten Rund – all das hat Angus McSix geliefert!
Warkings
Die international aufgestellten Kriegskönige präsentierten cool kostümiert soliden Powermetal mit z.T. gutturalem Gesang, der von Melissa Bonni beigesteuert wurde. Das Ganze machte Spaß, wenn auch alles ein bisschen aufgesetzter und behäbiger wirkte als bei Angus McSix zuvor. Das Publikum reckte auch hier massenweise die Fäuste und zeigte, dass es von den Schlachtgesängen gut unterhalten wurde. Mit imposanten 4 Alben in 5 Jahren Bandbestehen hatten Warkings eingies zu präsentieren. Diese hohe Schlagzahl an Alben zeigt aber auch gleichzeitig ein wenig das Manko der Band auf. Vieles hatte man nach den ersten 3-4 Songs dann schon gehört, der Rest der Show barg dann keine weiteren Überraschungen.
Eluveitie
Eluveitie, Metal-Urgestein aus der schönen Schweiz rückt bekannterweise immer in Mannschaftsstärke an, um dem Publikum feinsten Folk-Death-Metal um die Ohren zu prügeln. Die neun Musiker sprengten dann auch etwas den Platz auf der Bühne, was der Wucht der Darbietung aber nicht abträglich war. Klassiker wie „Inis Mona“ oder „A Rose for Epona“ kamen gleichermaßen stark aus den Boxen geballert wie das Material des bisher letzten Outputs „Ategnatos“ von 2019. Das Publikum feierte Eluveitie frenetisch ab, so dass mit dem Auftritt schon fast ein heimlicher Headliner des Dong Open Air für Donnerstag gefunden war.
Epica
Epica hatte den Headliner-Slot des Tages zu füllen und schaffte dieses ohne große Mühe. Mit großer Professionalität und toller Stimme von Ausnahmesängerin Simone Simons wurde eine überzeugende Show abgeliefert, die stimmig durch das tolle Bühnenbild unterstrichen wurde. Simone sang, performte und peitschte an, als ob es um Alles ginge… sehr beeindruckend! Natürlich waren Songs vom letzten Album „Omega“ von 2021 reichlich in der Setlist vertreten. Aber auch Klassiker wie „Cry for the moon“ oder „Consign to Oblivion“ wurden gebührend abgefeiert. Je dunkler es wurde, desto stimmungsvoller schwamm man durch das Set und ließ Niemanden regungslos zurück. Ein starker und würdiger Headliner des ersten Festivaltages!
Die Dong Open Air Highlights – Der Freitag
Words of Farewell
Feinster Melodic Death aus NRW gefällig? Dann unbedingt mal ein Ohr bei Words of Farewell riskieren! Der Sechser begeisterte vom Fleck weg und klang frisch und spielfreudig obwohl die Band bereits seit 2007 besteht. Zuvor bei mir nur vom Namen her bekannt, hat Sie mich direkt überzeugt und in ihren Bann gezogen. Songdienlicher Einsatz von Ambient- und Keyboard-Elementen gepaart mit einer wuchtigen Stimme von Sänger Alexander Otto sowie die formidable Gitarrenarbeit ließen mehr als aufhorchen.
Die Truppe erwies sich obendrein als angenehmer Zeltnachbar und zeigten sich auch abseits der Bühne als positiv verrückt und nahbar. Als Fanboys waren sie das komplette Festival vor Ort und feierten vor, neben und hinter der Bühne ausgiebig mit. Sehr sympathische und talentierte Neuentdeckung!
Hämatom
Für Freunde der NDH enterten Hämatom maskiert wie eh und je die Bühne. Die vier Himmelsrichtungen agierten von Anfang an auf Anschlag und rissen das Publikum, das sich sehr zahlreich eingefunden hat, mit. Derbe deutsche Texte, der Aufbau einer „Wir-gegen-den-Rest-der-Welt“ – Mentalität… für mich gewöhnungsbedürftig aber zugegebenermaßen cool anzuhören! Spätestens als Süd mit seinem Drum-Kit bei „Eva“ über das Publikum surft brechen alle Dämme. Nimmt man die Stimmung im Publikum als Gradmesser, dann war das bis dato das beste Konzert des Festivals. Das detailreiche Bühnenbild und die Effekte rundeten einen denkwürdigen Auftritt von Hämatom ab und schickte sich an Tageshighlight zu werden. Wäre da nicht:
Saltatio Mortis
Saltatio Mortis erster Auftritt auf dem Dong Open Air sollte alles bisher Erlebte noch einmal übertreffen: Die Folk-/Mittelalter – Metaller legten eine perfekte Show hin und spielten sich mit Leichtigkeit in die Herzen aller Anwesenden. Hier stimmte einfach alles: Alea wirbelte wie ein Derwisch über die Bühne und animierte ohne Unterlass das Publikum, alle Musiker mit sichtlich Spaß in den Backen beherrschten Ihre Instrumente perfekt, die Songauswahl aus Klassikern und aktuelleren Songs stimmte und das Bühnenbild hatte Flair… perfekt! Der Headliner-Slot ermöglichte es, das Ganze zusätzlich noch bei Dämmerung und Dunkelheit zu erleben, was dafür sorgte, dass das Konzert noch stimmungsvoller wurde und die Pyroshow noch mehr ballerte. Jetzt darf man nur noch hoffen, dass es bald mal wieder ein neues Album aus dem Hause Saltatio Mortis gibt. In der Verfassung sind sie unbestritten die Speerspitze des deutschen Mittelalter-Rocks. Leider könnte es damit noch unbestimmt lange dauern, mehr dazu bald im Interview mit der Band!
Die Dong Open Air Highlights – Der Samstag
Hans Lazer Alien Slam
11:30 Uhr am 3. Festivaltag, da kommt doch keiner vor die Bühne… Doch! Denn Hans Lazer Alien Slam landeten mit ihrem Raumschiff hinter der Bühne und gaben sich die Ehre. So pilgerten einige hundert Metalheads zu dieser nachtschlafenen Zeit vor die Bühne und erlebten einen coolen und skurilen Auftritt des Fünfers aus Deutschland. Mit Kurzhantel und Proteinshakes bewaffnet turnte Fronter Hans Lazer (Tim) über die Bühne und gab spaßige und zuweilen launige Ansagen von sich. Die Musik überzeugte, auch wenn sie ein bisschen roh und ungeschliffen daherkam. Der eingestreute 8-Bit-Sound fügte sich auf jeden Fall gut in die Gesamtmusik und das Publikum hatte Spaß. Und das vor 12 Uhr Mittags!
Contradiction
Die 1989 gegründeten Contradiction sind auf Farewell-Tour, lösen sie sich doch zum Jahresende auf. Schade drum, denn deren melodiöser Thrash-Metal wusste sehr zu gefallen. Oliver Lux und seine Mannen zeigten dem Dong Open Air auf, dass die Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Sie ließen wuchtig ein Thrash-Gewitter nach dem anderen über das Publikum niedergehen. Manch junge, aufstrebende Kapelle kann sich hier auf jeden Fall eine gehörige Portion Thrash abschneiden. Wer noch mal in den Genuss der Wuppertaler Urgesteine kommen möchte kann sich noch flott ein Ticket für deren allerletztes Konzert am 09.12.2023, natürlich in Wuppertal, sichern! Sehr zu empfehlen!
Kanonenfieber
Uiuiui, jetzt wurde es düster auf dem Dongberg: Kanonenfieber eroberten die Bühne und legten gleich dort einen Schützengraben an. Brutaler Black-/Deathmetal mit Erster Weltkriegs – Thematik ballerte ins weite Rund und verführte mich dazu, ein paar Schritte zurück zu treten. Entweder waren Kanonfieber lauter als alle anderen vorherigen Bands oder deren intensives Drumming hatte einfach so eine Wucht, dass es mich zurückblies. Eindringlich und mit viel Pathos hämmerte „Noise“, der Sänger, jedem Anwesenden den Schrecken des ersten Weltkriegs ins Gehirn. Der Auftritt war wohl eher als Gesamtkunstwerk zu sehen, einzelne Songs hervorzuheben ist in diesem Fall müßig. Mich hat der Auftritt beeindruckt, wenngleich das Gesamterscheinungsbild verstörend herüberkam. Bühnenbild, Sound, Pyro und Licht bildeten eine unheilvolle Melange, die einen in seinen Bann zog und gleichzeitig auch abstieß… ein ganz seltsames Gefühl.
Insomnium
Insomnium braucht die Dunkelheit… so könnte das Fazit kurz und knapp ausfallen, aber von Anfang an. Die finnischen Melo-Deather faszinieren Album für Album mit gefühlvollen, anklagenden, machmal auch wehmütigen Klängen. Gerade der Mix aus den sehnsuchtserfüllten Klangteppichen mit dem rauhen Gesang und den ballernden Drums und Gitarren macht die Faszination der Band aus. Beim Dong Open Air durfte man dieser tollen Musik lauschen und sich in ihr verlieren. Für den ganz großen Wurf fehlte dann leider die oben beschriebene Dunkelheit. Insomnium ist noch mal stärker, wenn die Atmosphäre stimmt. Nichtsdestotrotz war das ein starker Auftritt, der musikalisch nichts vermissen ließ. Klassiker wie „While we sleep“ oder „Mortal Share“ jagten einem genauso Gänsehaut über den Rücken, wie die Songs des dieses Jahr neu erschienenen Albums „Anno 1696″. Stark und wunderschön zugleich!
Amorphis
Und dann war es leider soweit. Die letzte Band spielte auf und das Dong Open Air lag in den letzten Zügen. Keine geringeren als die absolute Nummer 1 des melodischen Death Metals (zumindest für mich) durfte das wunderschöne Festival beenden: Amorphis!
Die Finnen faszinieren seit 1990 mit ihrem folkloristischen Melodic-Death. Spätestens seit dem Überalbum „Tales from the thousand lakes“ haut die Band in schöner Regelmäßigkeit ein Meisterwerk nach dem anderen raus. Beim Dong wurde eine schöne Mischung mitgebracht, die neue Songs des letzten Jahr erschienenen Albums „Halo“ sehr gut neben absolute Bandklassiker stellte. Der Auftritt war aus einem Guss, das Publikum feierte die Band frenetisch. Auch Amorphis hatte sichtlich Freude, so dass eine beinahe magische Verbindung eingegangen wurde. Tomi Joutsen war sichtlich beeindruckt von der Dong-Crowd. Immer wieder schüttelte er und seine Mitstreiter ungläubig den Kopf über soviel Zuneigung.
Nach leider viel zu kurzen 80 Minuten war dann Schluss. Wehmütig beobachtete man die letzte Verbeugung der Band. Nicht nur ein perfekter Auftritt war zu Ende, auch das Dong Open Air war vorüber.
Fazit
Die besondere Atmosphäre, die tolle Bandauswahl, die familiäre Organisation… das Dong Open Air ist und bleibt einfach ein Highlight der alljährlichen Festivalsaison. Zusätzlich muss man bei diesem Festival auch eine Lanze für den tollen Sound brechen. Keine Band klang falsch abgemischt, zu leise oder sonst irgendwie komisch!
Wer müde ist von Partymetallern in absurden Kostümen, 45 Minuten Fußweg zum Festivalgelände und einer Venue die den Musikgenuss ganz hinten anstellt (Ja, Wacken, du bist gemeint) der sollte… ach was sage ich, der muss (!) den Dongberg erklimmen und schauen, wie Metalfestival wirklich geht. Geil wie eh und je ist das Dong Open Air natürlich auch 2024 wieder fest eingeplant!
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