Seit satten 29 Jahren versorgt die Erlangener Formation Fiddler’s Green den geneigten Hörer erfolgreich mit schlagkräftigem, tempo- und manchmal auch witzreichem Folk Rock, inklusive irischem Einschlag – oder wie es die Band gerne selbst bezeichnet: „Irish Speedfolk“.
Neben der Bandaufstellung, welche sich in beinahe drei Dekaden natürlich ausgiebig geändert hat – von den Gründungsmitgliedern sind mittlerweile nur noch Ralf „Albi“ Albers (Gesang, Gitarre, Bouzouki) und Rainer Schulz (Bass) vertreten – hat die Musik der Folk Rocker ihr Naturell keineswegs eingebüßt. Doch bei nunmehr 14 Full-Length-Alben lässt sich ein Wandel hier oder eine Schwerpunktverschiebung da nicht vermeiden. Mit „Heyday“ bringen Fiddler’s Green am 08. März ihr 15. Studioalbum raus – Zeit, ausgiebig reinzuhören und herauszufinden, womit Fidler’s Green unsere Ohren beköstigen wollen.
Trunk, Tanz, Turbulenz
Nach einem kurzen Intro lädt der zweite Track der Platte direkt zum Schunkeln und Mitgrölen ein, weiß „The Freak Of Enniskillen“ mit knackigem Tempo und einprägsamen Lyrics zu begeistern. Der Song „No Anthem“ hingegen, welchem ein Musikvideo spendiert wurde, ist ein reichlich eingängiges Stück, scheint sich allerdings gern auf besagter Eingängigkeit auszuruhen. Dies wird mit „Limerick Style“ einigermaßen ausgeglichen: Nach einem zweieinhalb-minütigen, ordentlichen Aufbau wird unter Einsatz aller Instrumente und fleißiger Stimmarbeit eine Wahnsinnsmelodie losgetreten.
„Farewell“ verabschiedet uns mitnichten vom Album, nein, dieser Song lädt den geneigten Hörer narrativ zum Aufbrauch zu neuen Ufern ein. Weiter geht es mit „Born To Be A Rover“, welches einfach verdammt Spaß macht – griffiger Refrain („Road to nowhere / Startin‘ all over / Liberty clover / Born to be a Rover“) und Band-typischer Rhythmus inklusive.
Das kurze Instrumental „The Congress Real“ schlägt die Brücke zum nächsten Song und drosselt das wiederaufgenommene Tempo der Scheibe nicht ein bisschen. Denn nun folgt das gälische „Slainte“, welches vielen Irland- und Schottland-Fans als Trinkspruch geläufig sein dürfte – und der ist im achten Track Programm! Ein durch und durch dem Trunk und Tanz gewidmeter Song, welcher in diesem Genre und im Repertoire vieler daraus hervorgegangener Bands natürlich nichts neues darstellt, aber gut komponiert und dargebracht immer für verdammt gute Laune sorgen kann.
Sollte man sich jemals die Frage gestellt haben, ob es ein Lied gibt, mit dem man einer anstehenden Hochzeit entgehen kann, findet man mit „Better You Say No“ eine aussagekräftige Antwort. Auf beinahe melancholische und dennoch augenzwinkernde Art und Weise wird uns eine wunderbare kleine Geschichte zu diesem Thema dargebracht und beinahe ebenso augenzwinkernd vom optimistischeren „Cheer Up“ abgelöst.
Auch der elfte Track, „One Fine Day“, wurde vor Release mit einem Musikvideo versehen und stellt genau wie „No Anthem“ zwar solide, doch leider etwas farblose Kost mit (im Vergleich zu den anderen Tracks) etwas schwächelnder Lyrik dar. Doch dann passiert das kurze und knackige „John Kanaka“… wer bis hierhin nicht entweder mit Freunden geschunkelt, getanzt oder den ersten Drink lachend verschüttet hat, wird es spätetestens bei diesem Ohrwurm tun.
Nächster Halt ist das namensgebene „Heyday“, welches unter Einsatz aller Instrumente losbricht und das Ohr in knapp vier Minuten mit Gitarren, Schlagzeug ordentlich versorgt. Und auch hier stellt sich teilweise das Gefühl ein, dass zwar ordentlich gewerkelt wurde, aber man nicht so ganz wusste, was der Song nun werden sollte. Mitreißender ist da der vorletzte Song „Steady Flow“, der – und das rein subjektiv – mehr Fiddler’s Green beinhaltet als der für das Album namensgebende Track zuvor.
Das Ende dieser Scheibe markiert „Together As One“, welches das Tempo zugunsten von mehr Emotionen hinter sich lässt und wirklich dazu anstiftet, noch einmal alle zusammenzubringen und beisammen dieses musikalische Erlebnis ganz wie eine gemeinsame Reise Revue passieren zu lassen. Ein wirklich rundes Ende.
Is it heyday yet?
Fiddler’s Green haben nichts von ihrem musikalischen Können eingebüßt und das zeigen die insgesamt 15 Tracks von „Heyday“ auch ganz deutlich. Kommen alteingesessene Fans der Folk-Formation sowie Neulinge auf ihre Kosten? Sicher. Zählt es zu den Glanzstücken der Bandgeschichte? Diese Frage lässt sich wiederum nicht pauschal beantworten, denn ein paar Schwächen hat diese Scheibe wie erwähnt: So sind Songs wie „No Anthem“ oder „Heyday“ durchaus hörbar, stellen in meinen Ohren aber schwächelnde Filler dar. Getreu dem Motto „Weder Fisch noch Fleisch“.
So bleibt zum Schluss zu sagen, dass „Heyday“ mit bekannter, jedoch technisch einwandfreier Spielweise daherkommt und der Großteil der Tracklist definitiv reichlich Kurzweil mit sich bringt und eine charmante wie ansteckende Wirkung hat – typisch Fiddler’s Green eben. Die genannten Schwächen der Platte als öde Dämpfer bremsen das Album im Vergleich zu manchen früheren Werken jedoch stellenweise aus. So wird „Heyday“ der Bedeutung des Namens nicht ganz gerecht, schafft es aber, sich in den oberen Reihen der „Irish Speedfolk“-Werke dieser Band einzuordnen.
Cover-Artwork & Tracklist
01 – Prelude
02 – The Freak Of Enniskillen
03 – No Anthem
04 – Limerick Style
05 – Farewell
06 – Born To Be A Rover
07 – The Congress Reel
08 – Sláinte
09 – Better You Say No
10 – Cheer Up
11 – One Fine Day
12 – John Kanaka
13 – Heyday
14 – Steady Flow
15 – Together As One
Total: 46:35
Heyday Tour 2019
12.04.2019 – Klingethal, Gambrinus
13.04.2019 – Dresden, Alter Schlachthof
26.04.2019 – Nürnberg, Löwensaal
27.04.2019 – Erfurt, HsD-Gewerkschaftshaus
02.05.2019 – Frankfurt am Main, Batschkapp
03.05.2019 – Stuttgart, LKA Longhorn
04.05.2019 – München, Backstage Werk
09.05.2019 – Hannover, Capitol
10.05.2019 – Hamburg, Große Freiheit 36
11.05.2019 – Berlin, Columbia Theater
17.05.2019 – Kaiserlautern, Kammgarn
18.05.2019 – Kön, E-Werk
24.05.2019 – Oberhausen, Turbinenhalle
25.05.2019 – Leipzig, Haus Auensee
Bildnachweis: Holger Fichtner, Deaf Sheperd Records.