In Flames – „Foregone“ (VÖ: 10.02.2023)
Ein neues Album der schwedischen Melodic-Death-Metal-Pioniere In Flames sorgt jedes Mal aufs Neue für mächtig Gesprächs- und Zündstoff. Sie sind eine Band, die sich im Laufe ihrer Karriere und im Besonderen im letzten Jahrzehnt massiv gewandelt und von ihren Wurzeln entfernt hat. Veränderungen, die Fans des klassischen Göteborger Sounds der 90er Jahre nicht immer in den Kram passten. Dann kam die Truppe Mitte letzten Jahres mit der ersten Single „State of Slow Decay“ um die Ecke und ließ gewaltig aufhorchen. Nicht, dass In Flames auf ihren letzten Alben gar keine härteren Töne von sich gegeben hätten, aber SO brachial und melo-deathig hat man die Schweden in der Tat lange nicht mehr gehört. Die Gitarren sind an vorderster Front und lassen pure Göteborger Riff-Power sprechen, die Drums brettern gewaltig geradeaus und Sänger Anders Fridén brüllt sich die Seele aus dem Leib, ein melodischer klar gesungener Chorus darf aber natürlich auch nicht fehlen. In Flames durch und durch.
Volle Gitarren-Power
Die weiteren veröffentlichten Vorboten des Albums machten deutlich, dass es sich bei „State of Slow Decay“ um keinen Einzelfall handelt. Jedoch sollte man ganz klar anmerken, dass es sich bei „Foregone“ um kein reines Melodic-Death-Metal-Album handelt. Die Band lässt keinesfalls außer Acht, welche Wege sie in den letzten Jahren gegangen ist. „Foregone“ ist Rückbesinnung und Weiterentwicklung zugleich. Wo die letzte Scheibe „I, the Mask“ sich schon in Teilen in die richtige Richtung aufgemacht hat, geht das neue Album einige große Schritte weiter. Das Album fühlt sich ein bisschen an, als sei die Band da angekommen, wo sie hingehört.
So sehr wie lange nicht mehr steht bei „Foregone“ die Gitarre im Vordergrund, woran der Neuzugang von Schwergewicht Chris Broderick (u.a. ex-Megadeth) sicherlich seinen Anteil gehabt haben wird. Er und Urgestein Björn Gelotte legen haufenweise starke Soli und Twin-Leads hin, die das Melodic-Metal-Herz höher schlagen lassen. Wuchtige Riffs lassen sich an jeder Ecke finden. Wenn angebracht, werden diese aber auch zurückgenommen und ruhigere Töne halten Einkehr. Das Album legt sehr großen Wert auf Dynamik, was sich auch in den Vocals von Anders Fridén widerspiegelt, der auf dem Album eine der besten Gesangsleistungen seiner Karriere hinlegt. Sowohl in den derben Screams, als auch im Klargesang überzeugt er vollends. Beides hält sich auf der Scheibe in etwa die Waage, besonders in der zweiten Albumhälfte wird aber vermehrt auf Klargesang gesetzt. Eben immer genau das, was für den Song und den Moment am besten passt.
Ganz große Momente
Unnötig zu erwähnen, kommen dabei auch einige ganz große Hooks zustande. Wie in der krawalligen Abrissnummer „Meet Your Maker“ oder im gemächlicheren, aber keinesfalls weniger packenden melodischen Modern-Metal-Schmankerl „Pure Light of Mind“. Hatte man bei den letzten Platten öfter das Gefühl, die Songs würden einzig und allein auf den großen Refrain hinarbeiten und hätten ansonsten nicht allzu viel Substanz, halten die Stücke auf „Foregone“ auch drum herum genug Qualitäten parat. Im Falle von „Bleeding Out“ gerät der Refrain sogar zum meiner Ansicht nach am wenigsten bemerkenswerten Teil des Songs.
Das Titeltrack-Doppelpack „Foregone, Pt. 1″ und „Foregone, Pt. 2″ fasst das Album perfekt zusammen. Teil 1 steigt mit fetten Blast-Beats ein, um dann einen Crashkurs in Sachen Melodic-Death-Metal-Riffing zu eröffnen. Anders verkneift sich komplett die Clean-Vocals und lässt ganz seine derben Schreie sprechen. Dazu tolle Lead-Parts und das Brett ist komplett. Teil 2 erweist sich anschließend als echte Achterbahnfahrt. Vom treibenden, groovenden wie melodischen Main-Riff zur ruhigen, melancholischen Strophe mit tollem Gesang, hin zu einem wuchtigen, geradezu epischen Doppelchorus. Wurde man zuvor bereits mit einigen äußerst saftigen Leads verwöhnt, setzt die Nummer dem in der zweiten Hälfte noch einige Schippen drauf.
Fazit
Ganz ungeachtet der Stilistik haben In Flames auf Albumlänge seit vielen Jahren nicht mehr so eine hohe Qualität abgeliefert. Dem Album wohnt eine Energie, Dringlichkeit und Spielfreude inne, der man sich kaum entziehen kann. Anders Fridén und Björn Gelotte sind super aufgelegt und ihre relativ frische Mannschaft steht ihnen in nichts nach. Allen voran Chris Broderick, der sich (wenig überraschend) als großartige Addition zum In Flames-Sound erweist. Das Album steckt voller fantastischer Gitarrenarbeit und in harten wie zarten Momenten spielt die Band ihre Stärken voll aus. Anders‘ Gesang überzeugt auf ganzer Linie, wenngleich nicht jeder Refrain voll ins Schwarze trifft. Das erweist sich jedoch nie als komplettes K.O.-Kriterium, denn jeder Song hält noch ganz andere Stärken bereit. „Foregone“ ist nicht nur das mit Abstand härteste In Flames-Album seit über 15 Jahren, sondern ist in meinen Augen auch zugleich das durchweg überzeugendste Werk der Band seit mindestens „Reroute to Remain“. Weiter so!
Cover & Tracklist
01 The Beginning of All Things
02 State of Slow Decay
03 Meet Your Maker
04 Bleeding Out
05 Foregone, Pt. 1
06 Foregone, Pt. 2
07 Pure Light of Mind
08 The Great Deceiver
09 In the Dark
10 A Dialogue in B Flat Minor
11 Cynosure
12 End the Transmission
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Bildnachweis: Nuclear Blast.
+ Starke Mischung aus Neu und Alt
+ Tolle Gitarrenarbeit
+ Viel Abwechslung
+ Starke Gesangsleistung
- Moshcheck