Interview mit Andy B. Franck (Brainstorm), 13.11.2022
Am Rande des Tour-Abschlusses der Brainrage – Tour (Brainstorm und Rage mit Support Tri State Corner) ergab sich die Möglichkeit mit Leadsänger Andy B. Franck von Brainstorm über Dies und Das zu reden. Wie sich schnell herausstellte war der sympathische Bade in Plauderlaune!
Abschluss der Brainrage – Tour
Tobi: Hi Andy! Vielen lieben Dank, dass du vor eurer Show Zeit für uns hast, um ein kurzes Interview zu machen! Heute ist das letzte Konzert der Brainrage-Tour…wie fällt dein Fazit aus, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Tour coronabedingt zunächst verschoben werden musste?
Andy: Hi! Wir sind alle durch schwere Zeiten gegangen und momentan ist es nicht ganz so einfach Bands erfolgreich auf die Straße zu bringen. Aber wir haben die Tour trotz aller Widrigkeiten gut geschafft. Ich denke, auch in der Kombi mit Rage war das ein super Package. Beide Bands haben sehr stark voneinander profitiert. Klar, man wünscht sich bei der einen oder anderen Location ein paar Besucher mehr, aber das ist wohl einfach noch der Zeit geschuldet.
Nach den ganzen coronabedingten Absagen in der Vergangenheit und den ganzen Karten, die bei den Fans noch an den Kühlschränken hingen und hängen, war es, so wie es ist, auf jeden Fall eine coole Geschichte.
Tobi: Sehr gut! Die teilweise geringen Ticketverkäufe rühren meiner Meinung nach auch daher, dass viele Leute auch zögerlicher agieren… kann ich mir das noch leisten…findet es überhaupt statt… Viele Fans gehen anscheinend dazu über, sich erst kurz vorher oder am Konzertabend ein Ticket zu besorgen!
Andy: Was dann natürlich für die Bands die Planung erschwert!
Touraktivitäten von Brainstorm in 2023
Tobi: Du hast ja gerade schon weitere Touraktivitäten im kommenden Jahr angedeutet. Kannst du das noch mal konkretisieren?
Andy: Brainstorm werden im März alleine auf Headliner-Tour nach Spanien und Portugal gehen. Das war schon kurz vor Corona geplant, jetzt findet es dann endlich statt! Das werden sechs oder sieben Shows, schön „oldschool“ im Neunsitzer und nachts im Hotel.
Im April kommt dann noch der zweite Teil der Brainrage-Tour. Da geht es dann u.a. nach Italien, in die Schweiz und noch ein paar Termine in Süddeutschland. Das wird nochmal cool…also sind wir die Jungs von Rage und Co. noch nicht ganz los. (lacht).
Tobi: Die Brainrage-Tour ist aber auch ein cooles Package, finde ich! Das passt gut zusammen. Ich bin gleich mal gespannt! Wie sieht es aus mit Festivals im nächsten Jahr? Habt ihr da irgendwas geplant oder kann man da schon etwas absehen?
Andy: Fest steht noch nichts. Wir haben erst letztens ein Gespräch mit unserer Agentur gehabt, wo es darum ging, was evtl. schon save gebucht ist und was noch nicht. Es ist wohl sehr viel kurz vorm Abschluss, aber was dann da im Endeffekt alles rauskommt kann man noch nicht sagen. Auch da stellt sich wieder die Frage: Wie geht es nächstes Jahr weiter? Wie reagieren die Fans? Man hat ja nicht nur die Nachwirkungen der Pandemie, sondern da ist ja auch noch der Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen enorm hohen Energiekosten! Da überlegt der eine oder andere Veranstalter schon: „Kann ich mir das leisten?“ Brainstorm ist auf jeden Fall bereit. Die Stimmbänder sind geölt. Die Finger sind bereit für die Gitarren. Wir brauchen nur eine Steckdose und dann legen wir los! (lacht).
Das aktuelle Album „Wall of Skulls“
Tobi: Dann kommen wir jetzt mal zu eurem aktuellen Album, welches letztes Jahr veröffentlicht wurde: „Wall of Skulls“. Meiner Meinung nach ein sehr starkes Album. Der Charteinstieg in Deutschland war direkt auf Platz 12. Was bedeutet diese Zahl für dich? Oder ist die Rückmeldung aus der Community wichtiger?
Andy: Ich glaube, so eine Platzierung ist ein bisschen eine persönliche Geschichte. Man kann das cool finden so hoch einzusteigen. Die Charts haben zwar nicht mehr so die Relevanz, wie sie sie früher hatten, aber es ist trotzdem ein tolles Ding und freut uns mega! Wir sind ja sogar in Amerika in die Billboard Charts eingestiegen, und waren auch in Europa in sämtlichen Ländern in den Charts vertreten… mit Griechenland und Tschechien auch in zwei Ländern, in denen wir das erste Mal überhaupt in den Charts waren!
Entscheidend ist aber am Ende des Tages wie viele Leute das Album geil finden und natürlich wie viele Leute zum Konzert kommen! Unterm Strich ist uns somit natürlich schon das Feedback aus der Community wichtiger! Die Chartplatzierung ist eine Zahl, die etwas über die erste, zweite Woche nach der Veröffentlichung aussagt. Aber langfristig gesehen ist es wichtiger, wie die Leute das Album finden! Wenn du dann bei Konzerten siehst, dass die Leute beim neuen Material mitmachen und mitsingen, dann weißt du: okay, alles richtig gemacht!
Andreas Armbruster neu am Bass
Tobi: Jetzt mal eine Frage zu eurem neuen Bassisten. Anfang des Jahres musste Tony (Anm.: Antonio Ieva) aus beruflichen Gründen die Band verlassen, seit April ist euer neuer Bassist Andreas Armbruster am Start. Wie war das Vorgehen bei der Auswahl des neuen Bassisten? Habt ihr das ganz offen gestaltet oder habt ihr Vorgaben gemacht, wer sich überhaupt melden konnte?
Andy: Wir haben tatsächlich ganz offen einen Aufruf gemacht! Uns war es wichtig, nicht einfach irgendwen zu fragen, den wir eh schon kennen. „Frisches Blut“ in die Band zu holen, war unser Ziel. Uns war es wichtig, jemanden zu kriegen, der wieder bestenfalls mehrere Jahre bei uns bleibt…also kein Schnellschuss! Wir hatten einige Bassisten, die vorgespielt haben… auch sehr prominente Bewerbungen waren dabei, die mich positiv überrascht haben! Wir haben uns am Ende des Tages dann für Andreas entschieden, weil er, wie ich glaube, menschlich einfach am besten zu uns passt!
Alle Bewerber waren tolle Musiker. Das hat mit allen gut geklungen und ich würde auch nicht sagen, dass Andreas da mit Abstand der Beste war, aber er hat einfach von der ersten Minute an super zu uns gepasst. Ich habe das jetzt auf der Tour auch wieder gemerkt, dass er sich da sehr gut integriert hat. Frech gesagt ist es ja im Moment immer noch eine Art Probephase mit Ihm, in der man sich besser kennenlernt und ich muss sagen: es funktioniert sehr, sehr gut!
Und dass er auch noch zusätzlich aus der Gegend von uns kommt, macht es noch ein bisschen einfacher. Er spricht unseren Dialekt und man kann gemeinsam Proben… wir sind da halt oldschool und stehen drauf, richtig zu Proben.. verschwitzt und stinkend nach Hause kommen (lacht).
Andys Leidenschaft für physische Tonträger
Tobi: Nun mal eine Frage zum Thema „Physische Tonträger“: Ihr habt ja kürzlich von euren Klassiker-Alben „Downburst“ und „Liquid Monster“ Vinyl-Re-Releases gemacht, das fand ich super. Tolle Idee. Ist da noch mehr geplant? Also zum Beispiel andere Klassiker wie „Soul Temptation“ oder „Metus Mortis“?
Andy: Die „Metus Mortis“ haben wir ja schon mal 2016 re-released, im Zuge der letzten Tour. Bald soll die „Ambiguity“ auf Vinyl veröffentlicht werden, ein genaues Release-Datum gibt es aber noch nicht. Die „Soul Temptation“ gibt es bereits auf Vinyl, allerdings ist die Scheibe nur in Amerika veröffentlicht worden. Wir haben das Ding jetzt aber auch für Deutschland und Europa lizenziert, das heißt, die wird in den nächsten Wochen dann auch über unseren Shop zu erhalten sein. Schade, dass wir das zeitlich leider nicht zur aktuellen Tour geschafft haben!
Vinyl hat ja so eine Renaissance erlebt, die Fans lieben das. Ich finde es cool, dass man die dann auch farbig gestalten kann, wie z.B. die „Downburst“ in rot-transparent oder die „Liquid Monster“ in blau-transparent.
Tobi: Bist du selber auch Vinyl- oder CD-affin? Sammelst du?
Andy: Auf jeden Fall! Ich tue mich heute noch schwer damit, Begeisterung für eine Platte zu entwickeln, wenn ich keine entsprechende CD oder Vinyl in der Hand halte! Bin dann auch deutlich schneller von einem Album begeistert und höre das wesentlich intensiver.
Ich war früher als Jugendlicher ein Riesenfan davon, Vinyl zu sammeln. Dann hockst du tagelang vor dem Plattenspieler und glotzt das Cover an… (lacht) Paradebeispiele waren die „Powerslave“ oder die „Somewhere in Time“ von Maiden. Da hast du stundenlang das Cover angeglotzt, die Texte mitgelesen und bist eingetaucht. Ich komme aus der Zeit und das wirst du dann auch nicht mehr los. Daher hat sich auch bis heute eine große Sammlung angehäuft! Ich gebe zu, die Re-Releases unserer Alben auf Vinyl ist so ein bisschen auch im eigenen Interesse. (lacht)
Neue Nebenprojekte neben Brainstorm im Köcher?
Tobi: In der Vergangenheit hast du immer mal wieder parallel zu Brainstorm in Nebenprojekten oder anderen Bands gesungen, Symphorce oder Almanac kommen mir da in den Sinn. Könntest du dir vorstellen, so etwas noch mal zu machen oder willst du dich zukünftig nur noch auf Brainstorm fokussieren?
Andy: Ich schließe das nicht aus! Symphorce habe ich ja seinerzeit mitgegründet, Almanac kam über einen Kontakt zu Victor Smolski zustande.
Was mir beim nächsten Ding wichtig wäre ist, dass es sich stilistisch deutlich von dem abgrenzt, was ich mit Brainstorm mache. Es bringt für mich sonst wenig und ist keine Herausforderung! Ich hatte zuletzt immer mal wieder Anfragen zu verschiedenen Projekten… diese ganzen Sachen, bei denen ganz viele Sänger mitmachen. Aber das war halt alles sehr ähnlich zu dem Powermetal, den ich mit Brainstorm mache. Wozu ich auch keine Lust habe ist irgendwelche Songs von anderen Bands nachzusingen. Das ist absolut nicht mein Ding. Ich denke es sollte einfach ein bisschen was anders sein, es muss mich erfüllen und reizen, ich will da mit Herzblut bei der Sache sein. Mal eine andere Tonart oder Tonlage singen… das wäre was. Also jetzt um Gottes Willen kein Pop, oder Volksmusik, aber eine andere Spielart innerhalb des Rock-/Metal-Genres wäre mal was!
Es gibt da zwei Projekte momentan, mit denen ich mich beschäftige… aber erstmal schauen, ob sich das auch verwirklichen lässt!
Five-Pit zum Abschluss
Tobi: So, zum Abschluss noch ein kleiner „Five-Pit“, 5 kurze Fragen, 5 kurze Antworten!
Andy: Kurze Antwort? Da bin ich der falsche Gesprächspartner… (lacht) Ok, ich versuch´s!
Tobi: Frage 1. Welche Scheibe rotiert bei dir aktuell am Häufigsten auf dem Plattenteller?
Andy: Lamb of God mit dem Album „Omens“!
Tobi: Frage 2. Was war dein letztes Konzert/Festival als Zuschauer?
Andy: Ui, da muss ich überlegen. Das müsste im Sommer gewesen sein…echt eine Weile her! Das war auf jeden Fall was, auf einem Festival, bei dem wir auch gespielt haben! Da schaue ich mir immer gerne andere Acts an! Ich komme da aber zum Teufel komm raus nicht mehr drauf!
Tobi: Ok, nicht schlimm! Frage 3. Was ist deine liebste Club-/Konzertlocation?
Andy: Also hier im Ruhrgebiet auf jeden Fall die Zeche Bochum und das Turock! Und daheim in Stuttgart ist es fast egal, da ist es für uns immer ein Heimspiel! (lacht).
Ansonsten gibt so natürlich so einige coole Clubs auch in Europa, zum Beispiel in Tschechien oder in Spanien… genaue Namen habe ich gerade nicht parat!
Grundsätzlich bin ich sehr unkompliziert, was die Clublocation angeht. Für mich ist entscheidender, wie das Publikum vor Ort abgeht. Da hatten wir zum Beispiel auf der aktuellen Tour schon ein paar seltsame Erlebnisse: Geile Läden mit seltsamen Publikum oder „beschissene“ Läden mit herausragendem Publikum… da war alles dabei! Also mir ist das Publikum wichtiger als der Laden, ganz klar!
Tobi: Frage 4: Pils oder Alt?
Andy: Ganz klar: Pils!
Tobi: Zum Abschluss Frage 5: Unser Kanal heißt ja Moshpit Passion – Hast du eine Story/Anekdote zum Thema Moshpit, sei es aktiv oder passiv, für uns?
Andy: Ich sag nur „Thrash“! Im Moshpit habe ich mir früher die Rübe eingehauen, na logisch! Das war für mich Standard! Damals, Ende der 80er, war ich bei der Show von Sepultura, als die mit der Beneath the Remains um die Ecke kamen, oder bei Bands wie Exodus, Violence oder Testament. Das waren meine Haus-und-Hof Bands. Natürlich war ich da immer im Moshpit vorne mit dabei! Ob ich das heute noch so machen würde, weiß ich nicht, das halten die alten Knochen wahrscheinlich nicht mehr so aus!
Aber früher war das selbstverständlich, Stage Diving, Moshpit… das volle Programm. Gerne in der Rockfabrik Ludwigsburg, das war mein Laden! Du musstest mindestens mit zwei oder drei blauen Flecken nach Hause kommen, ohne dem ging es nicht! Am nächsten Tag wussten die Lehrer immer direkt, wenn ich am Vorabend unterwegs war… das konnte man meistens nicht verheimlichen!
Tobi: Vielen Dank für´s Interview, Andy! Ich wünsche euch gleich einen deftigen Tourabschluss und alles Gute!
Andy: Vielen Dank! Hat Spaß gemacht!
Mehr Infos
Band-Homepage: Brainstorm
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