Interview mit Nestor beim Rockharz Festival 2024
Nestor, die Senkrechtstarter aus Schweden wollten beim Rockharz Festival eigentlich das Publikum mit ihrer äußerst starken Musik beglücken, doch dazu kam es leider nicht. Eine Unwetterwarnung legte das Festival für drei Stunden lahm, eine der leidtragenden Bands: Nestor. Trotz dieser besonderen Umstände empfing uns eine überaus gut gelaunte und sympathische Truppe im Backstage-Bereich und stand den Fragen von Moshpit Passion Rede und Antwort!
Besondere Umstände
Tobi: Lasst uns zuerst mal über die besonderen Umstände sprechen! Gestern noch in Helsinki, dann schnell in den Harz, plötzlich Unwetterwarnug, Absage des Auftritts… wie habt ihr es erlebt?
Tobias (Nestor): Ja, genau. Gestern haben wir in Stockholm gespielt. Es war eine großartige Show. Wir sind heute Morgen super früh aufgestanden, hatten gestern extra keinen Tropfen Bier getrunken. Wir sind früh zum Flughafen gefahren, um sicherzugehen, dass wir unseren Flug nicht verpassen, und haben dann noch etwa drei Stunden Fahrt vor uns gehabt. Als wir hier ankamen, haben wir ein wenig geprobt, den Soundcheck gemacht, uns umgezogen und sind auf die Bühne gegangen, um uns aufzuwärmen. Ich habe meine Kicks gemacht, und dann kam die Ansage: „Kann ich bitte dein Mikrofon haben? Der Gig ist abgesagt.“ Das war schon seltsam, aber das Wichtigste für uns war, dass wir wenigstens die Chance hatten, bei der Autogrammstunde die Fans zu treffen. Natürlich wären wir auch liebend gerne aufgetreten, das ist schließlich das Wichtigste.
Es gibt da einen englischen Ausdruck: „I came out smelling like roses.“, oder so ähnlich. Man geht durch Mist, aber am Ende kommt man gut aus der Sache raus. Vielleicht trifft das die Stuation ganz gut!
Jonny (Nestor): Ich habe den Spruch noch nie gehört! Haha! Aber es ist irgendwie wahr. Vielleicht riecht man eigentlich immer nach Mist, aber man will nach Rosen duften!
Tobias (Nestor): Ja, wir wollten wirklich spielen und waren super traurig, als wir die Fans gesehen haben, denen wir musikalisch nichts bieten konnten. Aber wir kommen wieder! Diesen Sommer spielen wir noch auf einigen Festivals, aber im Oktober gehen wir auf große Deutschland-Tour. Wir spielen u.a. in Leipzig, in Berlin, das ist ja in der Nähe. Wir haben, glaube ich, 10 oder 12 Shows in Deutschland geplant.
Tobi: Da bin ich natürlich am Start! In Bochum!
Tobias (Nestor): Herbert Grönemeyer! Hahaha! Bochum total! Da haben wir auch einmal gespielt!
Tobi: Hahaha… okay, zurück zum Rockharz Festival: Das wäre euer erster Auftritt hier gewesen. Was ist euer erster Eindruck von der Location? Ich wollte eigentlich auf fragen: „Wie war euer Auftritt?“ aber das kann ich mir ja leider knicken!
Marcus (Nestor): Hahaha, du kannst ja fragen: „Wie war die Signierstunde?“ Ne, im ernst, als wir ankamen und die Location sahen, dachten wir: „Das sieht verdammt nochmal fantastisch aus!“ Der Campingplatz, die Bühne, das ganze Areal, alles sieht einfach nur geil aus. Wir wollten wirklich spielen. Leider haben wir nur die Signierstunde gemacht, was auch toll ist, aber wir hätten gerne gespielt. Es ist einfach großartig hier. Und wie wir schon gesagt haben, ist es in Deutschland immer ein bisschen wie „nach Hause“ kommen.
Nestor und das besondere Verhältnis zu Deutschland
Tobi: Fühlt es sich besonders an, in Deutschland auf Tour zu sein? Ihr tourt ja auch durch andere Länder Europas, aber ist es etwas Besonderes für die deutschen Fans zu spielen?
Tobias (Nestor): Erstens, Deutschland ist ein großes Land, ungefähr zehnmal so groß wie Schweden. Es gibt also viele Möglichkeiten, hier zu spielen. Aber was ich besonders finde ist, dass die Deutschen sehr gut darin sind, sich um die Künstler zu kümmern. Auch wenn es uns nicht so wichtig ist, ist der „Rider“ im Backstage-Bereich immer perfekt so, wie man es will. Alles ist gut organisiert, diszipliniert und geordnet. Und natürlich sind die Fans fantastisch. Sie sind super engagiert und respektvoll, und es ist einfach ein tolles Land, um auf Tour zu gehen. Außerdem mögen wir deutsches Bier.
Marcus (Nestor): Ja, das Bier ist wirklich fantastisch! Hahaha!
Tobi: Habt ihr ein Lieblingsbier in Deutschland?
Tobias (Nestor): Krombacher, eine Perle der Natur…. Bitte ein Bit! Hahaha!
Das neue Album „Teenage Rebel“
Tobi: Gut, reden wir über euer neues Album. Es hat es auf Platz 12 in den deutschen Charts geschafft. Wie war die Resonanz in Schweden? War es dort auch in den Charts?
Tobias (Nestor): Ja, es war auf Platz 3 in Schweden. Wir hatten also einen etwas besseren Einstieg als in Deutschland. Aber wir sind super glücklich, Platz 12 in den deutschen Charts erreicht zu haben.
Tobi: Ihr habt mehrere sehr coole Videos zu euren Singles gemacht, besonders das „Victorious“-Video hat mir gut gefallen. Es hat ein Eishockey-Thema, wie kam es dazu?
Marcus (Nestor): Vor allem ich bin ein großer Hockey-Fan. Wir sind großgeworden mit Eishockey, alle von uns waren und sind große Fans des Sports. Ja, ich weiß alles über Hockey, aber um ehrlich zu sein, bin ich nicht wirklich gut darin. Hahaha.
Tobias (Nestor): Ja, wir sind damit aufgewachsen, und es war uns wichtig, dieser schwedischen Hockey-Kultur Tribut zu zollen, die sich um die Kinder kümmert und ihnen eine Gemeinschaft bietet.
Tobi: Und was ist die Geschichte hinter dem Musikvideo? Es geht nicht nur darum, dass ihr eure Instrumente spielt. Es gibt diese teuflische Figur. Wer hatte die Idee dazu?
Tobias (Nestor): Nun, wir sind in den 80ern aufgewachsen, einer Zeit als Hard Rock als gefährlich und böse galt. W.A.S.P, KISS… Die Musik wurde oft mit Satan in Verbindung gebracht. Wir lieben diese Ära und wollten das zurückbringen, auch wenn es heute vielleicht ein bisschen „cringe“ ist, wie meine Tochter sagen würde. Aber es ist Teil unseres Erbes, und das wollten wir zeigen. In Schweden aufgewachsen zu sein, bei Kälte und Schnee, und in einer Hard-Rock-Band zu spielen, das war immer etwas, das nicht jeder verstanden hat. Dieses Video spiegelt das wieder – es bringt diese Ära zurück und zeigen, dass harte Arbeit sich auszahlt.
Jonny (Nestor): Ja, wenn du hart arbeitest, wirst du belohnt. Wenn nicht, dann nicht. Arbeit hart, rock hart – ganz einfach. Wie im Eishockey!
Tobi: Das führt mich direkt zum Titel eures neuen Albums „Teenage Rebel“ und dem ersten Song bzw. Intro „The Law of…“. Geht es darin um den Druck, den die Jugend in kleinen Städten erlebt? Ist das auch eure Geschichte?
Marcus (Nestor): Absolut. Als wir jung waren, hatten wir diese Vision, eine großartige Band zu werden. Auch schon, als wir erst 14 waren. Die anderen Bands waren nicht wie wir. Wir wollten alles richtig machen, wie es im Buch steht. Groß werden wie KISS.
Tobias (Nestor): Es gibt viele Leute, die einem sagen, dass man nichts Besonderes ist. Aber wir hatten den Ehrgeiz, Jemand zu werden. In einer kleinen Stadt sagt man dir oft: „Du bist nichts Besonderes.“ Aber wir wollten es trotzdem versuchen. „I wanna be somebody“ – Das war unser Motto!
Marcus (Nestor): Ja genau… wie wir im letzten Interview auch schon gesagt haben – man muss diese Regeln durchbrechen, auch wenn es schwer ist. Rock on! Rock the fuck on!
Tobi: Lasst uns über euren Son „Daughter“ sprechen! Ich habe auch eine Tochter, und als ich den Song das erste Mal gehört habe, hat er mich tief berührt. Ist er speziell für eure Töchter oder eine eurer Töchter geschrieben worden?
Tobias (Nestor): Ja, ich habe diesen Song für meine Tochter geschrieben. Es geht darum, dass man möchte, dass seine Tochter die gleichen Chancen hat wie ein Sohn. Es ist ein sehr persönlicher Song, und ich stehe voll und ganz hinter meiner Tochter. Wenn sie die Welt regieren will, werde ich ihr Soldat sein und für sie kämpfen.
Der Song ist für alle Töchter dieser Welt !
Tobi: Das ist wirklich ein ganz besonderer Song. Danke dafür.
Tobias (Nestor): Es freut mich, dass er dir so gut gefällt! Vielen Dank!
Tobi: Wer ist eigentlich der kreative Kopf hinter euren Songs? Hat jeder von euch seine eigenen Geschichten, die er einbringt?
Tobias (Nestor): Js, da gibt es einen Mastermind: mich! Hahaha… Nun, ich mache das schon sehr lange und arbeite professionell als Songwriter. Ich habe eine klare Vision, wohin ich mit der Band will, und wir entscheiden das gemeinsam. Jonny hat immer coole Riffs parat. Jeder bringt seinen Teil ein, aber letztlich setze ich die Richtung fest. Die anderen interpretieren die Demos auf ihre eigene Weise, und das macht es zu einem echten Bandprojekt.
Marcus (Nestor): Es ist wichtig, dass jeder seine eigene Note einbringt, damit es wirklich ein „wir“ ist.
Tobias (Nestor): Ja, das ist das Wichtigste. Auch wenn ich die meisten Songs schreibe, interpretieren die anderen sie auf ihre eigene Weise, und das macht sie perfekt, auch wenn es nicht immer technisch perfekt ist. Hahaha! Rock on, Rock on!!
Das Nestor – Fest
Tobi: Ok! Noch eine Frage: Ihr veranstaltet dieses Jahr zum dritten Mal euer eigenes Festival, das Nestor-Fest. Wer hatte die Idee dazu?
Jonny (Nestor): Das war seine Idee! Wir haben viel getourt und oft in Schweden gespielt, aber nie in unserer Nähe. Dann dachten wir: „Warum machen wir nicht einfach unser eigenes Festival?“ Und so kam es dazu.
Marcus (Nestor): Es fühlt sich an wie eine Zeitmaschine – als wäre man in den späten 80ern, als Roxette und ähnliche Bands spielten. Wir haben Getränkestände und Fressbuden aufgestellt, und plötzlich war es ein richtiges Festival. Dieses Jahr machen wir es zum dritten Mal in Folge. Du kommst auch rum, ok?
Tobi: Hahaha…ne, das ist ein bisschen weit!
Tobias (Nestor): Ach Quatsch, zwei Stunden ! Du bist eingeladen!
Tobi: Dieses Jahr wird das nichts, aber ich hoffe das geht noch einige Jahre und dann klappt es bestimmt mal!
Tobias (Nestor): In Ordnung, lass es uns wissen! Dieses Jahr ist es zum dritten Mal, etwa 3.500 Leute passen rein. Wir haben großartige Bands, letztes Jahr hatten wir Alphaville. Dieses Jahr sind wir mehr unter uns im Metal-Bereich, mit Bands wie The Night Flight Orchestra und anderen. Es ist ein großartiges Festival, sehr intim, ein bisschen wie Rock Harz, aber kleiner. Und hoffentlich ohne Gewitter. Hahaha!
Der Moshpit Passion – Fivepit
Tobi: Lasst uns zum Schluss noch eine kurze Fragerunde machen! Fünf Fragen, fünf schnelle Antworten. Erste Frage: Welche Musik hört ihr gerade?8
Marcus (Nestor): Diese Woche habe ich viel vom Album „Yellow Brick Road“ (Elton John) von 1973 gehört.
Jonny (Nestor): „The Midnight – Lost Boy“ läuft bei mir rauf und runter.
Tobias (Nestor): Ich habe gerade die Dokumentation über John Farnham gesehen und höre jetzt wieder das Album „Whispering Jack“ rauf und runter. „Keep the Pressure Down“ wäre mein Song der Woche.
Interviewer: Was war das letzte Konzert, das ihr als Besucher gesehen habt?
Tobias (Nestor): Wir spielen viele Shows, da bleibt nicht viel Zeit. Aber das letzte, das ich besucht habe, war Marillion in London – das war einfach fantastisch.
Tobi: Was ist die beste Venue, die ihr je gespielt habt?
Alle: Nestor Fest!!! …und natürlch Rock Harz, wo wir noch nie gespielt haben! Hahaha! …aber vielleicht ja nächstes Jahr!
Tobi: Was war die erste Band oder der erste Song, der euch zu Hardrock oder Heavy Metal gebracht hat?
Tobias (Nestor): Da gibt es so viele, aber wenn ich mich festlegen müsste, wäre es „Heaven’s on Fire“ von KISS. Der Song hat mich einfach umgehauen.
Jonny (Nestor): Das Album „Animalize“ von KISS kommt mir da auch in den Sinn… ich wollte immer performen wie KISS! Aber auf jeden Fall auch Mötley Crüe, besonders in den frühen Tagen. Sie haben mich dazu gebracht, Musik zu machen und auf der Bühne zu stehen.
Marcus (Nestor): „Leader of the Pack“ mit den Jungs hören, dazu servierte meine Mutter Pfannkuchen und heiße Schokolade… da bekomme ich ne Gänsehaut, wenn ich daran zurück denke!
Alle: singen „Leader of the Pack“
Tobi: Hahaha, klingt gut! Ihr seid echt fantastisch, Fan-nah und mit super Musik im Gepäck! Vielen Dank, Jungs! Kann ich noch ein Autogramm bekommen?
Marcus (Nestor): Natürlich, nur zu! Und denk dran: Nestor-Fest, du bist immer willkommen!
Tobi: Alles klar, vielen dank! Aber erstmal sehen wir uns im Oktober in Bochum!!
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