Interview mit Schandmaul beim Rockharz 2024
Am Rande des diesjährigen Rockharz Festivals standen Birgit und Saskia von Schandmaul der Moshpit Passion Redaktion für ein Interview zur Verfügung. Es wurde ein informativer Austausch über die jüngere Vergangenheit der Band und das, was wir in 2024 von Schandmaul noch so zu erwarten haben!
Eindrücke vom Rockharz
Tobi: Erstmal vielen Dank, dass ihr Zeit gefunden habt, für Moshpit Passion ein Interview zu geben. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Ihr hier auf dem Rockharz Festival auftretet. Habt Ihr ein besonderes Verhältnis zu dem Festival? Liegt es euch in besonderer Weise am Herzen?
Birgit: Kein Problem, gerne beantworten wir eure Fragen! Das Rockharz Festival ist jetzt nicht unbedingt wie jedes andere Festival, schon etwas Spezielles – Im positiven Sinne! Es ist für uns schon unter den Top 3 Festivals in Deutschland, wir sind immer wieder gerne hier! Es hat die optimale Größe, ist top organisiert und man ist vor und hinter der Bühne in bester Gesellschaft.
Tobi: Und wenn ihr dann so auf dem Festival angekommen seid und gerade nicht auf der Bühne steht: Wie verbringt ihr die Zeit? Im Backstage oder mischt ihr euch unters Volk?
Birgit: Letzteres! Wir mischen uns immer gerne unters Volk, geben Autogramme, quatschen ein bisschen mit den Fans, und so. Das machen wir eigentlich schon immer, seit den Anfangstagen der Band. Eine Signing-Session ist heute ja ebenfalls geplant!
Saskia: Genau… bei mir z.B. sind sogar ein paar private Freunde vor Ort, mit denen ich mich schon getroffen habe. Ich stehe heute ja nicht auf der Bühne, ich glaube man sieht warum! (Anm. der Redaktion: Saskia war zum Zeitpunkt des Interviews hochschwanger und wurde auf der Bühne vertreten) Da ist es schön, wenn man ein paar Freunde treffen kann.
Die Sängersituation bei Schandmaul
Tobi: Erstmal möchte ich noch mal loswerden, dass es schön ist, euch überhaupt wieder auf der Bühne zu sehen. Wahrscheinlich habt ihr schon erwartet, dass ich das anspreche. Ihr seid ja heute, wie auch schon zuletzt mit einem Gastsänger auf der Bühne. Wie kam der Kontakt zu den beiden Kandidaten zustande und wer steht heute auf der Bühne?
Birgit: Genau, wir haben ja zwei Gastsänger gecastet, die für Thomas, der noch nicht wieder vollständig genesen ist, auf der Bühne stehen. Der eine ist Georgij, der ehemalige Russkaja-Sänger. Der andere ist Till Herence (Apron, Lunataraxis). Alos bei Georgij war das so, dass Stefan unser Schlagzeuger meinte: Da ist ein toller Sänger ohne Band und wir sind eine Band temporär ohne Sänger! Zwei Puzzleteile die zusammenpassen! Wir haben ihn also angefragt und er hat sofort ja gesagt. Mit ihm haben wir jetzt auch schon ein Konzert gespielt, was auch gut gelaufen ist.
Unser zweiter Gastsänger Till Herence ist ein ganz alter Bekannter der Band, ein Weggefährte aus München. Auch er hat sofort zugesagt und hat einen Riesenbock bei uns auszuhelfen.
Tobi: Und wie ist das dann so geplant? Wechseln die Beiden sich dann ab oder ergänzen sie sich beim Gesang?
Birgit: Nee, dass wir gleich zwei Gastsänger am Start haben, ist tatsächlich zunächst mal aus terminlichen Gründen entstanden, Georgi kann nicht alle Termine wahrnehmen, daher war es notwendig, zwei Optionen zu haben. Es singt normalerweise nur immer ein Sänger.
Georgi hatte schon seine Premiere, heute auf dem Rockharz Festival feiert Till seine Feuertaufe!
Tobi: Oh, dann bin ich gleich mal gespannt und drücke die Daumen!
Birgit: Bei unserem Jubiläumsfestival, dem Folkfield Festival in Gelsenkirchen Mitte September, werden dann ausnahmsweise beide Sänger am Start sein und sich abwechseln! Dort spielen wir ja an zwei Tagen zwei komplette Sets – großes Repertoire!
Tobi: Ah, sehr cool. Ich werde vor Ort sein, da freut man sich direkt noch mehr! Diese „Lösung“, dass ihr mit Gastsängern tourt, kann man da schon absehen, wie lange das laufen soll? Ist das nur für die aktuelle Festivalsaison geplant oder für längerfristig?
Saskia: So sicher können wir das zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wir haben auf jeden Fall als Lösung B im Kopf, dass wir auch noch mit einem Gastsänger ins nächste Jahr gehen. Wir müssen da von Saison zu Saison schauen, wollen auf jeden Fall immer in der Lage sein, zu spielen!
Birgit: Was uns auch sehr gefreut hat, ist, dass das Interesse der Veranstalter nach wie vor da ist. Und das trotz der momentanen Situation mit Gastsängern. Das hat uns positiv überrascht. Und wie gesagt: das erste Konzert hat sehr gut funktioniert. Auch das Publikum hat uns super aufgenommen , darüber freuen wir uns sehr!
Tobi: Als klar war, dass Thomas längerfristig nicht den Posten des Sängers übernehmen kann, habt ihr dann also irgendwann beschlossen trotzdem wieder aufzutreten. Wie kam es zu der Entscheidung?
Birgit: Es ist halt für eine Band in unserer Größenordnung alternativlos zu touren und präsent zu sein. Wenn du da 2-3 Jahre raus bist, dann bist du weg vom Fenster! Man muss präsent sein, wenn man die Bandkarriere fortsetzen will! Wie es mit Thomas´ Stimme weitergeht ist einfach ein riesengroßes Fragezeichen. Das kann wirklich niemand sagen zum jetzigen Augenblick… das heißt, du brauchst noch irgend eine Perspektive. So wie wir das jetzt machen ist das erstmal ein Konstrukt, welches zu funktionieren scheint und mit dem wir auch weiter arbeiten wollen. Thomas ist ja auch auf der Bühne dabei, in anderer Funktion. Das gibt Kraft. Die Anfragen der Veranstalter sind da, auch schon für das nächste Jahr!
Tobi: Gab es im letzten Jahr, nachdem die Erkrankung von Thomas diagnostiziert wurde irgendwann mal der Moment, wo man ins Grübeln kam, ob es mit der Band überhaupt weitergeht?
Saskia: Aufhören war nie eine Option!
Birgit: Genau. Es hätte nur eine Situation gegeben, in der wir nicht hätten weitergemacht: ohne Thomas. Ich denke du weißt, wie ich das meine.
Tobi: Klar. Gut, dass es so nicht gekommen ist.
Schandmaul auf Tour und ein Blick in die Bandgeschichte
Wird es dieses Jahr neben den Festivalshows auch noch die eine oder andere Clubshow oder sogar eine kleine Tour geben?
Birgit: Nein, das ist nicht geplant. Wir haben ja erstmal noch einige Festivalshows vor uns und dann wollen wir uns natürlich auch noch an die Arbeit machen für neue Songs!
Saskia: Genau. Wir haben ja bis zu der schlimmen Nachricht von Thomas´Erkrankung schon angefangen, neue Songs zu schreiben. Das wurde dann natürlich vorerst aufs Eis gelegt. Nach der Festivalsaison soll es dann damit weitergehen!
Tobi: Das hört man gerne!
25 + 1 Jahre Schandmaul… Wie stolz ist man auf das Erreichte? Dass man so lange in dem Genre aktiv und erfolgreich ist?
Birgit: Wir sind schon sehr stolz, dass wir das so lange geschafft haben. Für einige Bandmitglieder ist es über die Hälfte des Lebens, die wir in dieser Band verbracht haben. Das ist wahrscheinlich auch ein wesentlicher Grund dafür, dass wir nach der Krebsdiagnose von Thomas nicht von heute auf Morgen sagen konnten: „Schade, dass war´s dann mit Schandmaul“. Wir suchen nun nach Mitteln und Wegen unser musikalisches Lebenswerk so lange wie möglich weiterzuführen. Wir sind stolz auf das Erreichte, sind aber auf jeden Fall auch hungrig auf das, was da kommen mag!
Tobi: Ihr seid nun schon so lange als Band zusammen. Klar, z.B. Saskia kam etwas später hinzu, aber insgesamt habt ihr ein Kernteam, dass schon lange als Band zusammen Musik macht. Welches Geheimnis liegt dahinter 25 Jahre zusammen Musik zu machen?
Birgit: Also ein richtiges „Geheimnis“ liegt nicht dahinter. Was uns zugute kommt ist, dass wir alle nicht mehr die Jüngsten sind. Viele Bands zerbrechen an irgendwelchen Ego-Nummern, wenn einzelne Bandmitglieder unbedingt ihre Interessen durchdrücken wollen. Oder sich andersrum unterrepräsentiert fühlen . Je älter du wirst, spielt das alles nicht mehr so eine Rolle und ich glaube diesen Segen haben wir gerade. Wir sind alle sehr kompromissfähig.
Saskia: So lange ich dabei bin, habe ich ehrlich gesagt noch nie einen Streit, v.a. um das Musikalische mitbekommen. Ich hab wirklich den Eindruck, dass bei uns alle doch sehr fair miteinander kommunizieren und ich glaube dass uns auch hilft, dass wir sehr viel kommunizieren.
Tobi: Das klingt gut! Saskia, bist du parallel eigentlich auch mit Ganaim weiter aktiv?
Saskia: Ja, schon! Dieses Jahr wird es jedoch, auch aufgrund der Schwangerschaft nur wenige Gigs geben. Im Spätsommer wird man uns wieder live sehen.
Tobi: Was nehmt ihr euch für die nächsten 25 Jahre Bandbestehen vor?
Birgit: Hahaha… jetzt im Moment fahren wir erstmal auf Sicht und schauen wie das in der derzeitigen Konstellation so alles funktioniert. Dann schauen wir mal wie die Arbeit am neuen Material voranschreitet…Schritt für Schritt! Die Situation ist ja neu für uns, da gibt es keine Blaupause!
Wir haben ja zum Beispiel einige Demotapes von Thomas, die wurden noch aufgenommen, bevor das alles passiert ist. Da haben wir schon wirklich gute Spuren , vielleicht könnte man die sogar schon verwenden.
Tobi: Ok, das heißt mit neuem Material von euch ist ist zu rechnen, wenn auch klar ist, wie es personell weitergeht?
Birgit: Ja genau. Ich denke innerhalb der nächsten 1,5 Jahre ist mit neuem Material von uns zu rechnen. Ob da dann einer oder mehrere Sänger zu hören sein werden bleibt noch offen.
Der Moshpit – Fivepit
Tobi: ok, bin gespannt und freue mich auf neues Material in welcher Form auch immer! So, zum Abschluss des Interviews würde ich gerne mit euch unseren traditionellen Moshpit Passion Five-Pit machen! 5 kurze Fragen, 5 kurze Antworten!
Los gehts mit der Frage 1: Was ist euer aktuelles Lieblingsalbum bzw. Lieblingslied? Was läuft bei euch gerade im Player?
Birgit: Puh! Also ich bin da eine denkbar schlechte Ansprechpartnerin, weil ich zu Hause so gut wie gar keine Musik höre. Neben familiären Verpflichtungen mache ich ja selber viel Musik… Da bleibt dann kaum Zeit um auch noch Musik zu hören. Wenn ich es echt mal schaffe, dann vor allem alte traditionelle Musik.
Saskia: Bei mir ist es Dark Tranquility mit „Not Nothing“!
Tobi: Weiter gehts mit Frage 2: Was war eurer letztes Konzert als Besucher?
Birgit: Mein letztes Konzert waren tatsächlich die Bayern-Rapper „Dicht und ergreifend“ Hahaha… Vielleicht etwas ungewöhnlich, aber die haben mich total überzeugt mit ihren sozialkritischen Texten und ihrem total guten Groove.
Saskia: Ich habe es in den letzten Jahren nur noch selten privat auf Konzerte geschafft, da ich ja schon einen kleinen Sohn habe. Damit wird es nicht einfacher, hahaha!
Ich war auf jeden Fall letztes Jahr im Dezember beim „Schreinachten“ – Festival. Ein guter Freund von uns ist kützlich bei Equilibrium eingestiegen, da wollten wir uns das mal anhören und ihn dort treffen!
Tobi: Ok! Was ist für euch als Künstler eure Lieblings – Venue? Wo spielt ihr am liebsten?
Birgit: Puh, ganz schwierig… Also ich möchte auf jeden Fall die Waldbühne in Wuppertal nennen und dann natürlich Burg Abenberg mit dem Feuertanz-Festival! .
Ach ja, und natürlich auch das Amphitheater in Gelsenkirchen! Das Folkfield Festival dort ist immer wieder super, die Venue ist ein Traum, direkt am Wasser!
Bei den Indoor-Venues muss ich ganz klar das Orpheum in Graz nennen, das hat eine wunderschöne Theater-Atmosphäre! …die Liste ließe sich sicherlich noch gut fortsetzen!
Saskia: Also ich mag ja vor allem das Festival-Flair. Von daher genieße ich sowas wie das Rock Harz hier besonders.
Tobi: Kommen wir zur nächsten Frage: Mit welcher Band / Musik / Lied seid ihr in eurer Jugend ins Rock-/Folkrock-Genre gekommen?
Saskia: Also bei mir war das so eine Band… wie hieß die noch gleich… ach ja: Schandmaul! Hahaha! Im Ernst, so war das! Das ist natürlich dann eine fantastische Geschichte, wenn man letztendlich in der Band, mit der man in das Genre kam, spielen darf!
Birgit: Also das war eine Frage, die in den ersten Jahren sehr oft in Interviews kam. Und das Witzige war ja, als wir angefangen haben, kannte ja keiner meiner Kollegen Bands wie In Extremo oder Subway to Sally oder sowas. Ich war die Einzige, die so ein bisschen Berührung zu dererlei Bands hatte.
Mein Einstieg war natürlich über mein Instrument gegeben. Ich habe schon Dudelsack gespielt, bevor es Schandmaul gab und bei uns in der Region gab es damals die Kaltenberger , vor allem zu dem Song „Willst du?“Ritterspiele. Dort spielten Bands wie Corvus Corax und Elster Silberflug, die mich schon in jungen Jahren fasziniert haben.
Tobi: Ok, dann kommen wir auch schon zur letzten Frage: Aufgrund unseres Namens Moshpit Passion“ fragen wir immer gerne unsere Interviewpartner, ob sie uns eine besondere Geschichte, persönlich oder von der Bühne aus, aus dem Moshpit erzählen können. Bei euch sind die Moshpits ja nicht so stark ausgeprägt, hahaha! Aber habt ihr trotzdem was, was ihr in diese Richtung erzählen könnt?
Saskia: Hahaha, ja, Moshpits gibt es bei uns weniger….dafür aber zahlreiche Heiratsanträge!
Das hat zwar nichts mit Moshpits zu tun, ist aber was Besonderes! Das p, vor allem natürlich zu dem Song „Willst du?“ natürlich.
Birgit: Genau, und dann ist da natürlich noch der traditionelle Sprung, bei dem das ganze Publikum auf Kommando in die Höhe springt und feiert! Die eine oder andere Polonaise durchs Publikum beobachten wir natürlich auch immer bei unseren Konzerten.
Und dann erinnere ich mich natürlich an Bühnensituationen , wo wir so richtig „evil“ sein wollten und rumgemoscht haben, das hat uns dann mit Nackenschmerzen am nächsten Tag wieder eingeholt! Hahaha!
Tobi: Hahaha, ja das glaube ich! Ok, damit wären wir durch und bedanken uns für eure Zeit! Alles Gute heute auf der Bühne und für die anstehende Festivalsaison!
Birgit: Wir danken euch, es war sehr angenehm!
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