Kreator – „Hate Über Alles“ (VÖ: 10.06.2022)
Ganze 5 1/2 Jahre hat es gedauert, bis die Herren um Kreator-Bandkopf Mille Petrozza mit einem neuen Album um die Ecke kommen. „Hate Über Alles“ heißt das 15. Album der Essener Thrash Metal Institution. Der Titel stellt einen Verweis an den Dead Kennedys Song „California Über Alles“ dar. Ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat, eruieren wir im aktuellen Moshcheck.
Review
Neue Kreator Alben sind seit spätestens 1992, als „Renewal“ erschien, kleinere oder größere Wundertüten. Auch wenn seit dem 2000er Werk „Violent Revolution“ ein wenig Ruhe eingekehrt ist, was Experimente betrifft, wurde man doch immer wieder überrascht, wie sehr sich die Musik im Laufe der Jahre dann doch verändert hat.
Hier macht auch „Hate Über Alles“ keine Ausnahme. Wer nach der ersten Single, dem Titeltrack, bereits feuchte Augen bekam, sollte sich im Vorfeld bereits klar sein, dass das nur EINE Facette im heutigen Kreator Sound ist.
Nach dem kurzen, orchestralen Intro „Sergio Corbucci Is Dead“, eine Hommage an die alten Western Filme, gibt es dann mit dem Eröffnungsdoppel „Hate Über Alles“ (der isolierte Snareschlag vor der ersten Strophe macht mich fertig!) und „Killer of Jesus“ 2 Songs, die den Old School Puristen sofort reinlaufen sollten. 2 Thrashgranaten mit typischer Melodieführung. Großartig.
Weiter geht’s mit dem Midtempo Banger „Crush the Tyrants“, der Live sicher hervorragend angenommen werden wird. Mit dem bereits bekannten „Strongest Of The Strong“ wird dann erneut die melodischere Seite der Band aus dem Ruhrpott herausgekehrt.
Es geht auch anders
„Become Immortal“ startet klassisch, spätestens bei den einsetzenden gregorianischen Chören werden allerdings einige verdutzte Blicke kommen. Ein Song der durchaus mehrere Durchläufe benötigt. Das etwas schneller startende „Conquer and Destroy“ haut prinzipiell in eine ähnliche Kerbe. Schnell, aber auch melodisch mit epischem Mittelteil.
Es folgt die aktuelle Single „Midnight Sun“. Bereits die Reaktionen in den Sozialen Medien waren sehr unterschiedlich. Der Refrain, bei dem die Indie-Pop-Sängerin Sofia Portanet mit singt, klingt auf den ersten Eindruck etwas „strange“. Der Song entpuppt sich aber nach einigen Durchläufen zum absoluten Ohrwurm.
„Demonic Future“ und „Pride Comes Before The Fall“ hätten beide auch locker auf eins der 00er Alben gepasst. Der Abschluss des Albums, „Dying Planet“, führt dann allerdings auf die für Kreator ungewohnten Pfade des Doom Metal. Überraschend anders, überraschend stark.
Produktion und Artwork
Für die Produktion zeigt sich dieses Mal der Amerikaner Arthur Rizk von Eternal Champion verantwortlich, der bereits Alben von Sacred Reich, Power Trip und Unto Others veredelt hat. Dieser hat einen transparenten Sound gezaubert, der direkter und organischer auf den Punkt kommt als es in der jüngeren Kreator Vergangenheit der Fall war.
Das Artwork stammt von Eliran Kantor, der zum Beispiel auch die letzten Alben von Helloween oder Heaven Shall Burn mit seinem einzigartigen Stil versehen hat. Interessant zu sehen, wie sich der „Asi“ (wie das Bandmaskottchen genannt wird) mit der Zeit verändert hat und dennoch immer direkt zu erkennen ist.
Hate Über Alles – Cover & Tracklist
1. Sergio Corbucci Is Dead
2. Hate Über Alles
3. Killer Of Jesus
4. Crush The Tyrants
5. Strongest Of The Strong
6. Become Immortal
7. Conquer And Destroy
8. Midnight Sun
9. Demonic Future
10. Pride Comes Before The Fall
11. Dying Planet
Fazit
Kreator schaffen es erneut, die hochgesteckten Erwartungen mit Leichtigkeit zu bedienen – nein, zu überbieten. Die Leute, die bereits nach Pleasure to Kill raus aus dem Thema waren, werden auch „Hate Über Alles“ nichts abgewinnen können. Wer allerdings nach Renewal noch treuer Hörer war und die Evolution der Band immer gutgeheißen hat, wird auch mit diesem Album seinen Spaß bekommen. Kreator polarisieren und das tun sie gerne und zu Recht erfolgreich. Etwas, was unbequem und riskant ist. Etwas, was sie aber aus dem ewig gleich klingenden Trott herausragen lässt und für Wiedererkennung sorgt.
Für mich, die in ihrer Gesamtheit vielleicht stärkste Scheibe seit Violent Revolution.
Erhältlich ist das Album ab dem 10.6.2022 in allen möglichen Versionen und Farben über Nuclear Blast
Bildnachweis: Nuclear Blast Records, Nuclear Blast.
Kreator - „Hate Über Alles“
+ Geile Produktion
+ Kreator-typische Unvorhersehbarkeit
+ Direkter als auf den letzten Scheiben