Vier Bands aus verschiedenen Stilrichtungen: da vereinen sich Death Metal, speediger Thrash, Blackened Metal mit Feuer und Verderben.
Deathrite als fetter Opener
Den Anfang machen Deathrite. Voll konzentriert auf die Musik, ohne Ansagen, schaffen sie es mit ihren grandios fiesen Riffs von Anfang an, sich die volle Aufmerksamkeit des Publikums zu sichern. Immer morbid aber dennoch groovend, mit urgewaltigem Geballer und einem Sound, der Albträumen entstiegen sein könnte, reißen sie das Turock ab.
Kraftvoll, wuchtig, kompromisslos mit mächtigen Passagen und Tempowechseln – so muss das klingen.
Es ist fantastisch, wenn Deathrite immer wieder das Tempo verschleppen und so richtig massiv klingen, dann wieder punkig rumrocken. Hier liefert die Saitenfraktion mit Andy Heinnrich und Tom Michalis (Gitarre) sowie Anton Hoyer (Bass),ganze Arbeit. Wunderbares Zusammenspiel der Gitarren, aus dem sich Rhythmus und Leads hervorschrauben. Die stampfenden und donnernden Drums von Stefan Heinz machen die Songs roh und mitreißend. Das Publikum geht da begeistert und fäustestreckend mit. Die markanten manchmal unheimlichen Growls liefert Tony Heinrich und verstärkt damit die dichte Atmosphäre.
Deathrite haben mit ihrem vital-brutalem Death Metal einen Einstieg auf hohem Energieniveau geliefert, den Blutdruck steigen lassen und die Nackenmuskulatur zum Aufwärmen gebracht.
It’s time for fuckin‘ rage – Evil Invaders
Evil Invaders machen ihrem Namen alle Ehre. Thrashig, ruppig und mit enormem Tempo geht es weiter. Dominierend sind die schnellen Passagen, wodurch die Midtempo-Parts noch wuchtiger daherkommen. Die Wechsel zwischen den Tempi verschafft den Songs durchgängige Aufmerksamkeit. Wenn Joe seine aggressiven High-Pitch-Screams loslässt, die begleitet von manchmal echt quietschenden Gitarren, bohren sich die Songs in die Gehörgänge und nisten sich dort mit eingängigen Refrains ein. Das Publikum kennt sie und brüllt mit, was das Zeug hält. Bei einigen Songs kommt Drummer Senne nur kurzfristig ohne Double-Bass aus. Es ballert uns ordentlich um die Ohren. Auch das Stageacting, samt messerklingenbestücktem Mikrophonständer ihres Frontmannes, drückt die kompromisslose Entschlossenheit aus, die Evil Invaders auszeichnen. Absolut sehenswert auch das windmill-headbanging von Joeri. Zwischendurch sanftes Riffing, cleane Vocals, variable Brückenstücke, dann wieder roh bis zu den tempolimitüberschreitenden Soli. Ebenso wahnsinnig das fulminante Finale, bei dem Joe den Mikrophonständer erklimmt und man darauf wartet, dass eine Gitarre oder sonst was zu Bruch geht. Das war schon ganz großes Kino.
Skeletonwitch – krachende und groovende Thrash Hexerei
Aber damit nicht genug. Jetzt entert die amerikanische Thrash-, Black- Death- & Krach-Truppe Skeletonwitch die Bühne. Skeletonwitch donnern uns auch heute die gerade genannte Mixtur gewürzt mit einnehmend rockigen Leads entgegen. Seit dem Wechsel am Mikrophon von Chance Garnette zu Adam Clemans klingen sie etwas progressiver. Es macht enorm viel Vergnügen, wenn sich in den Songs Zeit nehmen, um aus dem massiven Geknüppel die Leads herauszukristallisieren. Die so entstehenden Melodien und Rhythmen werden vom Publikum headbangend und moshend umgesetzt. Vor allen Dingen dann, wenn die Rhythmusabteilung ordentlich Druck macht und die Gitarren ein thrashendes Riff-Gewitter loslassen. Diese mitreißende und abwechlsungsreiche Mischung aus Härte und rockenden Elementen schafft auch im Turock eine sich zunehmend aufheizende Stimmung. Skeletonwitch lassen in der Dynamik nicht nach. Immer wieder werden Härte und Aggression aufgebaut, um dann in rockende und groovende Passagen überzugehen. So macht trashiger Speedmetal Spaß und die krachende Hektik von Skeletonwitch heizt nicht nur ein, sondern schafft schlüssige Songs. Der Schlussapplaus fällt entsprechend enthusiastisch aus.
Kompromisslos wuchtig mit metallischer Intensität: das sind Mantar
Energetisch gut vorbereitet durch Deathrite, Evil Invaders und Skeletonwitch, setzen Mantar noch einen drauf, was Lautstärke, Energie und Aggressivität angeht.
Auf der Bühne hohe Verstärkertürme, auf der einen Seite Mikrophon und gigantisches Pedalboard, auf der anderen Seite Schlagzeug mit riesig anmutenden Becken. Falls jemand Mantar bis dahin noch nicht kannte, bekommt er dadurch schon eine Idee, das es etwas lauter werden könnte. Dreiarmige Kerzenständer an den Seiten und auf den Verstärkern betonen die dunkle Atmosphäre.
Schon der Auftritt von Hanno Klänhardt und Erinç Sakarya wird bejubelt und schon als die ersten Riffs über das Publikum hereinbrechen, bilden sich moshende Grüppchen.
Die Wucht und Energie, mit der Hanno Klänhardt (Vocals, Gitarre) zusammen mit Erinç Sakarya (Schlagzeug) dem Publikum ihre Songs entgegenwerfen, ist für mich jedes Mal wieder erstaunlich.
Unterstützt vom zeitweise echt nervigen Stroboskoplicht legt Hanno Klänhardt akrobatisch anmutende Posen hin. Er windet sich vor dem Mikrophon, mit der Gitarre knapp über dem Boden, während Erinç Sakarya fast stoisch hinter seinen Drums sitzt und hart und präzise wie immer für Rhythmus und Wucht sorgt.
„Wir reisen viel in der Welt herum und da gibt es so viel Scheiße zu sehen. Dann kommt man nach Essen und alles ist gut!“
Die Energie nimmt von Song zu Song zu, die beiden prügeln sich durch ihr Set als gäbe es nicht noch etliche weitere Konzerte auf dieser Tour. Vor der Bühne inzwischen eine wogende Masse, in der Mitte ein nicht endender Moshpit, Songzeilen werden skandiert, Fäuste gereckt.
Riffs und noch mehr Riffs schaffen eine Dichte, aus der die Hooks hervorschießen und unbarmherzig in Ohr und Hirn treffen. Die dreckig heraus geschrienen Vocals setzen immer neue Akzente. Und immer wieder gibt es groovende, eingängige Passagen, voll unbändiger Energie, die einen gefangen nehmen.
Djentmäßig vibrierend mit tonnenschweren Riffs und dabei dunkel und nihilistisch: so attackieren Mantar ihr Publikum. Band und Publikum zeigen bis zum Ende, das ohne Ankündigung kommt, keinerlei Ermüdungserscheinungen.
Das war ein lauter, wilder Abend mit Bands, die in Essen durchweg begeistert haben.