Marduk – „Memento Mori“ (VÖ: 01.09.2023)
Intensiver, brachialer, rasend schneller schwedischer Black Metal. Dafür stehen Marduk seit nunmehr 30 Jahren. Album Nr. 15 ändert daran natürlich nichts und präsentiert die Band so gnadenlos wie eh und je. Der zweite Weltkrieg wird als Überthema wieder beiseitegelegt, stattdessen fokussieren sich Marduk auf ihrer neuen Platte – anhand des Titels wenig überraschend – auf den Tod.
„Memento Mori“ bringt ein paar personelle Veränderungen mit sich. Neu an den Drums ist der Deutsche Simon Schilling, der unter Anderem schon bei Belphegor getrommelt hat und eins sollte selbstverständlich sein: Wer bereits Belphegor-Drummer war, und bei Marduk einsteigt, muss es MÄCHTIG draufhaben, was auch bereits nach dem ersten Song klar sein sollte. Nachdem Basser Joel Lindholm dieses Jahr nach Zeigen des Hitlergrußes auf der Bühne hochkant rausgeflogen ist, übernehmen der ehemalige langjährige Bassist Devo Andersson und Sänger Mortuus die Bassparts auf dem Album. Lindholm ist dennoch auf ein paar Tracks zu hören und wird auch als Songwriter in zwei Stücken aufgeführt. Urmitglied und Gitarrist Morgan Håkansson hat zwei Texte beigesteuert, das restliche Songwriting geht auf das Konto des langjährigen Sängers Mortuus, der zusätzlich in zwei (Highlight-)Songs an der Leadgitarre zu hören ist.
Epik, Chaos und Affentempo
Der Titeltrack „Heart of the Funeral” eröffnet das Album schonungslos und in einem Affentempo in bester „Panzer Division Marduk“-Manier. „Blood of the Funeral“ schlägt zwar in die gleiche brutale Kerbe und die Wände aus ultraschnellen Blast-Beats bleiben, die Nummer gerät aber noch ein ganzes Stück komplexer, epischer und ambitionierter. Vor allem das hektische Lead-Muster und die tiefen Hörner lassen das Stück herausstechen. „Shovel Beats Sceptre“ nimmt den Fuß von Gas und lässt mit tragenden Melodien vor allem die Epik sprechen, was der Band ebenso glückt wie die chaotischen Vernichtungsorgien wie das folgende „Charlatan“. Wobei das im Vergleich zu den ersten drei und den paar folgenden Songs sogar noch recht zahm daherkommt. Besonders der Basslauf im langsameren Mittelteil bleibt im Kopf und der Song ist einer der dynamischeren und abwechslungsreicheren auf dem Album.
„Year of the Maggot” überzeugt mit ein paar super eingängigen Gitarrenläufen und zeigt wieder mal, dass Marduk bei all dem puren Geschepper auch sehr gut darin sein können, richtig catchy zu sein. „Red Tree of Blood“ würde sicherlich auch in diese Kategorie fallen, und ist für sich genommen weit davon entfernt ein auch nur mittelmäßiger Song zu sein, doch wirken mir die rhythmischen Vocal-Patterns etwas zu sehr aus dem Titeltrack recycled. Und auch die aus „Blood of the Funeral“ wiederkehrenden Horn-Arrangements verlieren hier etwas an Besonderheit. „As We Are“ steht aber komplett für sich und ist ein schleppender, trostloser Stampfer mit einprägsamen Melodien und Godflesh-artigem Industrial-Einschlag. Mit so einer besonderen Nummer als Abschluss wünscht man sich glatt noch mehr solcher Ausreißer. Die meiste Zeit machen Marduk jedoch das, wofür man sie nun mal kennt. Immerhin machen sie das aber nach wie vor großartig.
Fazit
Marduk ist immer noch eine richtige Macht im Black Metal. „Memento Mori“ ist brachial und brutal wie eh und je. Mortuus‚ Vocals sind wieder ein großes Highlight und sind genauso böse, dreckig und wuchtig, wie sie für diese Musik sein müssen. Simon Schillings Drumming fügt sich nahtlos in das krasse Geschepper seiner Vorgänger ein und macht keine Gefangenen. Zu versuchen, „Panzer Division Marduk“ in seiner Intensität zu toppen wäre ein sinnloses Unterfangen, weswegen es umso wichtiger ist, dass die Band auch andere Weg geht und auch mal vom Gas geht oder Experimente wagt. Von diesen Momenten hätte es aber sehr gerne noch mehr geben dürfen. In der zweiten Hälfte kommen einem manche Stellen vor, als hätte man sie in der Ersten bereits in ähnlicher Form gehört. Eine Falle, in die eine Band wie Marduk leicht treten kann. Nichtsdestotrotz ist „Memento Mori“ ein bärenstarkes Album, welches sicherlich mehr im Kopf bleiben dürfte als der oftmals etwas ernüchtert aufgenommene Vorgänger.
Cover & Tracklist
01 Memento Mori
02 Heart of the Funeral
03 Blood of the Funeral
04 Shovel Beats Sceptre
05 Charlatan
06 Coffin Carol
07 Marching Bones
08 Year of the Maggot
09 Red Tree of Blood
10 As We Are
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Bildnachweis: Century Media Records.
+ Intensiv und brutal
+ Klasse Vocals
+ Tolle Ansätze...
- ...von denen es ruhig noch mehr hätte geben dürfen
- Ein paar recycelt wirkende Ideen
- Moshcheck