Mille Petrozza Interview über „Under The Guillotine“
Mille Petrozza spricht im Interview über „Under The Guillotine“, das Box-Set von Kreator, welches die Platten aus den Noise Records Jahren beinhaltet. Am Freitag, den 26. Februar 2021 erscheinen die sechs LP’s inkl. DVD, Buch und Gimmicks sowie separat eine Best-Of Doppel-LP & Best-Of Doppel CD mit je 30 Tracks. Als Magazin aus Essen unterstützen wir eine Essener-Band sehr gerne und haben uns das Box-Set vorbestellt. Eine ausführliche Review dazu wird es in einem Youtube-Special HIER geben.
Obwohl Herr Petrozza angekündigt hatte bis zum neuen Album keine Interviews zu geben, bot sich für einige Medienvertreter die Chance in einer digitalen Fragerunde. Wir von Moshpit Passion hatten die Gelegenheit dabei zu sein und Mille mit unseren Fragen zu löchern.
Vier Fragen an Mille
Die erste Frage zielt auf „Renewal“ ab, genauer gesagt zu „Europe after the Rain“. Wenn du dir den Song anschaust und an die heutige Zeit denkst, was geht dir da durch den Kopf? Würdest du sagen, dieser Track ist ein zeitloser Klassiker? Oder, ist jener Song einer der traurigsten, da sich im Bezug auf Rechtsextremismus einiges verschlimmert hat, Stichpunkt NSU, Polizei oder auch rechte Parteien.
Gute Frage! Ich glaube, es ist schwer den Rassismus aus den verwirrten Köpfen der Menschheit zu bekommen. Wenn ich an den Song denke, ist es ein anderer Kontext. 1992 fing es gerade wieder an, wo wir bewusst mitbekommen hatten, dass rechtsradikale Tendenzen aufkamen. 30 Jahre später ist es in der Mitte der Gesellschaft etabliert und es wird heute damit ganz anders umgegangen. Was früher als eine rechte Meinung galt, ist heute Mainstream und kann einfach so gesagt werden. Ich würde sagen, es hat sich sogar noch verschlimmert.
Wenn ich jedoch den Titel höre, dann denke ich eher an das gleichnamige Gemälde von Max Ernst. Kreator haben mehrere Songs gegen Nazis geschrieben und „People of the Lie“ ist eher mein Lieblingssong davon.
Über die Einflüsse auf „Renewal“
Bleiben wir noch was bei „Renewal“. Ich höre viele Einflüsse oder Soundelemente von Prong, Biohazard und Pantera. 1992 wurde die Scheibe nicht bei allen positiv aufgenommen, jedoch war wenige Jahre später Crossover und Nu Metal total angesagt. Würdest du sagen, die Platte war ihrer Zeit voraus?
Das wäre jetzt sehr weit hergeholt. Wir haben einfach versucht was neues zu machen und waren schon immer sehr stark von amerikanischen Bands beeinflusst. Bands aus dem Metal, Punk und Hardcore. Prong waren damals Freunde von uns. Die Jungs haben uns damals in LA besucht als wir „Coma of Souls“ aufgenommen haben. Wir kannten auch die Leute von Pantera und Biohazard. Mit letzeren Kapelle haben wir sogar zusammen getourt in den USA und Europa. Es kann sein, dass dies abgefärbt hat. Wir haben uns gegenseitig Sachen abgeguckt und einfließen lassen, was damals so üblich war. Ich will damit sagen, wir haben uns nicht gegenseitig kopiert, sondern eher beeinflussen lassen.
Gerade die Beats auf „Renewal“ hätte von einer Hardcore-Band von der East Coast oder West Coast stammen können.
Comeback von Ventor an den Vocals?
Jülle hat in der Anfangszeit bei Kreator den Gesang übernommen, was dann immer weniger wurde und er dann auch damit aufhörte. Wie kam es dazu, dass er nicht mehr singen wollte und stand es in der Vergangenheit zur Debatte, ob und wann Ventor wieder anfängt zu singen?
Ja, ich glaube Jülle mag seine Stimme nicht so gerne. Ich persönliche finde, er hat eine super Stimme! Es war damals immer ein Kompromiss, dass er überhaupt gesungen hat weil er nicht findet, dass er eine gute Stimme dafür hat. Deswegen zierte er sich immer etwas. In „As the World Burns“ von der „Terrible Certainty“ sang er ein letztes Mal und da musste ich schon paar mal fragen, ob er es macht. Er hat eine fantastische Stimme! Er ist aber Schlagzeuger und möchte auch als Schlagzeuger wahrgenommen werden und das muss man dann auch respektieren.
Bis jetzt habe ihr alle eure Platten wiederholt wiederveröffentlicht bis auf „Endorama“. Ist da in naher Zukunft was geplant?
Theoretisch ist das fertig. Wir haben das alles bearbeitet und vorbereitet und jetzt liegt es am Label (Soul Food). Wir sind da in Verhandlung und haben bereits alles abgeliefert und jetzt geht es um das Timing, wann genau das Re-Release erscheinen soll. Da gibt es noch ein Demo was plötzlich auftauchte was mir jemand aus den USA geschickt hatte inkl. unveröffentlichter Songs. Ich persönlich finde es interessant weil „Endorama“ von den obskuren-Alben eines meiner Lieblingsplatten ist.
Über Noise Records Gründer Karl Walterbach
Wie habt ihr es geschaffen mit gewissen Dingen wie konträre Ansichten und Entscheidungen von Karl Walterbach umzugehen? Einige Bands wie Deathrow waren ziemlich genervt von Walterbach was den Umgang oder Entscheidungen anging, was diverse Trennungen beeinflusste. Wie habt ihr es geschafft bis zu „Renewal“ Wege und Kompromisse zu finden?
Die Zeit bei Noise Records was super bis zur Zeit um „Renewal“. Wir waren aus der ganzen Welt unterwegs und wir waren bereit dafür! Wir haben unser ganzes Leben darauf fokussiert und alles ernst genommen. Ich denke auch, einige Bands machen es sich auch einfach und sagen „Walterbach ist alles schuld, dass da nicht mehr passiert ist“. Ich finde man musste gewillt sein rauszugehen, sich in einen Van zusetzen und sechs Wochen durch die USA zu touren auch wenn ich weiß, wir spielen in Pizza-läden, aber hauptsache wir spielen. Einige Bands wollten nicht?, einige Kapellen hatten auch nicht die Möglichkeit? Oder es wurde ihnen auch nicht angeboten?
Ich muss mich da immer etwas rausnehmen. Hier und da war es etwas ruppig. Antje Lange, welche u. a. für Noise gearbeitet hatte erzählte mir mal als wir damals in Berlin waren, dass Walterbach uns ganz kurz mal abgefrühstückt hatte. Daran kann ich mich nicht so richtig erinnern. Jedoch habe ich mit anderen über meine Probleme gesprochen, die es damals gab und es hat sich immer eigentlich eine Lösung gefunden. Klar, hätte alles irgendwie besser sein können doch ich bin zufrieden wie es gelaufen ist.
Inhalt der Kreator-Box
– „Endless Pain“ (swirl Vinyl mit original Artwork und Inner Sleeve)
– „Pleasure To Kill“ (splatter Vinyl mit original Artwork und Inner Sleeve)
– „Terrible Certainty“ (splatter Vinyl mit original Artwork und Inner Lyrics Sleeve)
– „Extreme Aggression“ (half/half Vinyl mit original Artwork und Inner Lyrics Sleeve)
– „Coma Of Souls“ (splatter Vinyl mit original Artwork und Inner Lyrics Sleeve)
– „Renewal“ (swirl Vinyl mit original Artwork und Inner Lyrics Sleeve).
– „Some Pain Will Last“ DVD bei (beinhaltet die ‘From The Vault’ Mini-Doku, plus zwei bisher unveröffentlichte Audio Live-Konzerte und einen Andy Sneap-Remix von ‚Live In East Berlin 1990‘).
– 40-seitiges Fotobuch,
– Neuauflage der „End Of The World“ Demo-Kassette
– USB-Stick mit dem kompletten Audio-Inhalt in Form des Kreator-Dämons.
Kreator Drummer Jülle bei uns im Interview
Im Sommer trafen wir uns mit Drummer Jülle, um über die Szene von früher zu sprechen. Des Weiteren redeten wir über befreundete Bands und mehr.
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Bildnachweis: Nulcear Blast.