Nightwish (Amphitheater Gelsenkirchen, 12.06.2023)
Ein Hauch von Sentimentalität lag über dem Konzert von Nightwish im Amphitheater Gelsenkirchen, hatte die Band doch kürzlich angekündigt, sich auf unbestimmte Zeit zurückzuziehen. Es sollte trotzdem ein triumphaler Abend werden inklusive der starken Hoffnung auf eine baldige Rückkehr der Finnen!
Das Drumherum
Das Amphitheater ist eine der schönsten Veranstaltungsstätten im Ruhrgebiet und hat an diesem Abend seinem Ruf wieder alle Ehre gemacht: Bei wundervollem Wetter war das weite Rund fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Es schien, dass die Fressmeile vom Rock Hard Festival einfach stehen gelassen wurde und somit gab es eine reichhaltige Auswahl an Speisen und Getränken zu bekannt hohen Preisen. Merchmäßig war Nightwish schwach aufgestellt: Lediglich ein Tourshirt war für 40 Euro zu erwerben, danneben noch ein paar Gimmicks und Medien. Das Shirt mit der Aufschrift „Nightwish – 12.06.2023 Gelsenkirchen – Never Forget!“ ließ einen ein bisschen ängstlich zurück, ob es denn dann wirklich mit einer baldigen Rückkehr der Band klappen wird…
19:45 Uhr: Bloodred Hourglass
Bloodred Hourglass, laut eigener Beschreibung dem „Groove-Metal“ verschrieben, eröffneten den Abend. Obwohl die finnische Band seit 2005 existiert, sind sie mir bisher genausowenig begegnet wie das Subgenre „Groove-Metal“. Mein erster Eindruck hätte mich auch eher zur Beschreibung NuMetal verleitet, aber sei´s drum. Der Sechser aus dem hohen Norden knüppelte sich durch seine Setlist, für Freunde von Abwechslung gab es nicht viel zu lachen. Trotzdem brandete hier und da, vor allem im Stehplatzbereich vor der Bühne, tosender Applaus auf und man beobachtete vereinzeltes Mitsingen und mitwippen. Dass die Band mit Ihrem Auftritt neue Fanscharen an sich binden konnten, würde ich nicht prognostizieren, ist deren Musikstil doch dem von Nightwish sehr fern.

21:00 Uhr: Nightwish
Mit dem Intro „Music“ vom Band sowie dem darauf folgenden „Noise“, beide vom jüngste Output von Nightwish, eröffneten die Finnen ihre Abschiedsshow in Deutschland. Ganz zurecht nahm dann auch im weiteren Verlauf das aktuelle Album einen großen Stellenwert in der Setlist ein, ist „Human :II: Nature“ doch wirklich stark geraten.
Der Rest der Setlist rekrutierte sich eher aus den Spätwerken der Band, einzig „Sleeping Sun“ und drei Songs vom „Once“-Album schlichen sich hinein. Floor Jansen war trotz fortgeschrittener Schwangerschaft topfit und performte ohne Einschränkungen, die Rhythmusfraktion agierte gewohnt wie aus einem Guss. Ein stimmungsvolles Bühnenbild bestehend aus zahlreichen Lichtelementen, 2 Ebenen und Videoinstallationen rundeten das sehr gute Konzert ab. Dezent eingestreute Pyro durfte natürlich auch nicht fehlen.
Für ausschweifende Anagen ist die Band ja seit eh und je nicht bekannt und so beschränkten sie sich auch heute auf das Nötigste. Einzig Floor Jansen ließ uns wissen, dass dieses der vorerst letzte Auftritt der Band sei, eine Rückkehr aber, wann auch immer, gewiss sei. Multiinstrumentalist Troy Donockley erklärte, dass er bei dem heutigen Konzert mehr Spaß habe als bei der Hochzeit seines Bruders… da darf man sich doch geehrt fühlen!
Einziger Wehrmutstropfen an dem Abend war der leider zu undifferenzierte Sound und Floors etwas zu leise eingepegelter Gesang. Das Ganze ist Jammern auf hohem Niveau. Beim kurz zuvor über die Bühne gegangenen Rock Hard Festival war der Sound über weite Strecken jedoch besser umgesetzt.
Leider war nach viel zu kurzen 100 Minuten ohne Zugabe Schluss. Da wäre bei dem reichhaltigen und starkem Backkatalog der Band sicherlich noch der eine oder andere Hit drin gewesen. „Wishmaster“, „Wish I had an Angel“ oder „Amaranth“ wären hier nur einge wenige Beispiele. Wehmütig betrachtete man die letzte Verbeugung der Band und ertappte sich dabei sich einzureden, dass es ja vermutlich gar nicht mehr so lange dauern wird, bis man Nightwish wieder sehen wird… Aber wer weiß es schon!
Setlist
01 Music (Percussion Intro)
02 Noise
03 Storytime
04 Tribal
05 Élan
06 Sleeping Sun
07 Dark Chest of Wonders
08 How’s the Heart?
09 I Want My Tears Back
10 Sahara
11 Our Decades in the Sun
12 Nemo
13 Shoemaker
14 Last Ride of the Day
15 Ghost Love Score
16 The Greatest Show on Earth
17 All the Works of Nature Which Adorn the World: Ⅷ. Ad Astra (Floor sang ihren Part live)
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