Plattenjunk`s – neuer Vinyl-Store in Mülheim an der Ruhr
Das Ruhrgebiet hat eine neue Anlaufstelle für Vinyl-Liebhaber: Plattenjunk`s – ein neuer Recordstore in Mülheim an der Ruhr. Der Laden hat vor ca. acht Wochen in Mülheim an der Ruhr eröffnet und wird von den beiden sympathischen Besitzern Daniel und Marc geleitet. Die beiden standen gerne für ein kurzes Interview zur Verfügung.
Wer seid ihr? Wo kommt Ihr her?
Wir sind Daniel und Marc, kommen beide aus dem schönen Duisburger Norden und kennen uns nun schon seit mehr als 20 Jahren. Mit einem eigenen Laden haben wir keinerlei Erfahrung, aber es war schon immer ein Traum von uns beiden, mal einen Plattenladen zu eröffnen – den Traum teilen sicher viele Musikfreaks mit uns. Häufig redet man ja nur, aber diesmal haben wir uns gesagt: Dann machen wir es auch einfach und ziehen es durch. Zunächst haben wir viel online verkauft, um auch ein Polster zu haben und uns den Traum schließlich erfüllen zu können.
Daniel ist ganz klar im Metal zu Hause und Marc ursprünglich im Punk. Es darf aber auch vieles anderes sein, was gefällt: Funk, Soul, Poprock, HipHop – da unterscheiden wir uns aber durchaus und nur hier und da gibt es Überschneidungen. Womit wir beide recht wenig anfangen können: elektronische Musik. Die Frage nach den Lieblingsbands ist hingegen gar nicht so leicht zu beantworten. Würde man mir (Daniel) eine Pistole auf die Brust setzen, würde ich vermutlich sagen: Iron Maiden ganz klar, und auch Kreator – beide Bands haben mich zum Metal gebracht und auch mein Verständnis zu dieser Musik nachhaltig geprägt. Ich (Marc) war in den 90gern aktiver Skater und als solcher gehören ganz klar Millencolin und Konsorten dazu. Als ich mit 13 Jahren das 1. mal Tiny Tunes (heute Same old Tunes) auf CD gehört habe, hat mich das auf immer geprägt. Weitere Bands aus der Skate- und Pop-Punkszene begleiten mich bis heute wie z.B. Less than Jake, Propagandhi oder auch Blink 182. Sprechgesang a la Blumentopf oder Eins Zwo gehörten aber ebenso zu meiner Jugend und landen auch hier und da immer mal wieder auf dem Plattenteller. Unsere Plattensammlungen umfassen schon an die 1000 (Daniel) bzw. 2000 (Marc) Tonträger. Daniel hat länger CDs gesammelt und etwas später mit der Platte angefangen. Die Hoffnung ist auch, dass wir uns hier und da Platten aus den gemeinsamen Käufen rauspicken und so unser Hobby finanzieren. Bisher haben wir das noch gar nicht gemacht, auch wenn es hier und da natürlich juckt. 😀
Marc wohnt mittlerweile in Dinslaken, Daniel in Düsseldorf. Da wollten wir sozusagen die „goldene Mitte“. Da wir beide aus Duisburg kommen, war uns ohnehin wichtig, dass der Laden im Pott ist. Letztlich hat uns dann die Lokalität ansich sehr gut gefalllen, die Lage ist gut, die Vermieter sind auch sehr nett. Und Mülheim hat uns wirklich gut aufgenommen. Das finden wir klasse. Zudem sind wir der derzeit einzige Plattenladen in der Stadt.
Die derzeitige Situation im Vinylgeschäft und wo will Plattenjunk`s hin
Die Preisentwicklung ist zum Teil natürlich absurd. Vor wenigen Jahren hat man für eine Platte vielleicht 20 oder 25 Euro bezahlt. Heute zahlt man zum Teil ja standardmäßig 30 oder sogar 40 Euro. Natürlich ist alles teurer geworden und es hängt sicher auch ein Stückweit mit der Rohstoffknappheit zusammen. Wir fragen uns manchmal trotzdem: Wieso können kleine Indie-Labels farbige Platten in limitierter Auflage für unter 20 Euro anbieten, während die Majors die Preise immer höher treiben? Letztlich liegt die Antwort auf der Hand: Die Nachfrage bestimmt den Preis, die Majors haben andere Vertriebskosten und nutzen ihre Position auch ein wenig aus. Ganz ähnlich sieht es mit dem Internethandel aus, der für uns jetzt Fluch und Segen zugleich ist. Ganz klar: Ohne Online-Verkäufe hätten wir unseren Laden so schnell wohl nicht eröffnen können, weil wir davon sowohl Plattensammlungen als auch Material wie die Regale, etc. finanzieren konnten. Auf der anderen Seite nutzen auch hier gewisse Player ihre Marktmacht aus, erhöhen Gebühren ohne Gegenleistung und zwingen Händler so schon fast, die Preise auch für gebrauchte Platten zu erhöhen. Eine solche Entwicklung macht auch uns keinen Spaß – wir sind ja beide auch Sammler.
Das klingt jetzt vielleicht abgedroschen, aber wir wollten einen Laden, in dem die Leute sich wohlfühlen und wo für „jeden was dabei ist“. Nicht willkürlich, sondern wir wollten einfach eine große Bandbreite an Musik anbieten, um dann auch mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch über Musik zu kommen. Und um auch selbst neue Musik kennenzulernen. Und was den angesprochenen Wohlfühlfaktor angeht: Uns war wichtig, dass die Musik ordentlich sortiert ist, die Platten nicht zu sehr gequetscht sind und man diggen kann, ohne Angst zu haben, dass man da was kaputt macht – oder die Lust verliert, weil man sich total einen Wolf sucht. Das Konzept mancher Läden ist ja ok und hat auch seine Daseinsberechtigung – wir sind aber beide Fans gut sortierter Läden. Bezüglich der Events: Wir können uns vorstellen, auch mal Lesungen anzubieten bei uns im Laden. Eine konkrete Anfrage gibt es bereits, da wird also noch dieses Jahr sicherlich etwas kommen – interessant vor allem für an den 80er interessierte Metalheads. Und unsere mittelfristigen Pläne? Da wir beruflich bedingt im Moment nur Samstags geöffnet haben, ist es nun erst einmal unser Ziel auch wenigstens einmal unter der Woche auf zu haben. Das müssen wir aber noch mit unseren Arbeitgebern klären und ein paar Stunden zurückfahren. Außerdem wollen wir künftig auch Neuware anbieten – hier vor allem Metal und Punk. Da sind wir schon mit einigen Indie-Labels in Kontakt.
Euer Laden ist jetzt seit zwei Monaten geöffnet, wie schätzt ihr den Start ein? Wie war bisher das Feedback?
In der Tat ist es ziemlich gut angelaufen, deshalb wollen wir ja auch unbedingt einen weiteren Tag in der Woche öffnen. Das Feedback war bisher sehr positiv. Wir wurden von den Mülheimern sehr herzlich und offen empfangen und hoffen, dass es weiter so gut läuft.
Habt iht noch ein paar abschließende Worte, die ihr unseren Lesern mit auf den Weg geben wollt?
Kommt uns besuchen, stöbert bei uns – es gibt viel zu entdecken. Kommt auf einen Kaffee vorbei, wir freuen uns auch immer auf Austausch und neue Leute kennenzulernen. Aber ganz wichtig natürlich: Bringt Geld mit :D.
Mehr Infos
Adresse: Dickswall 4, 45468 Mülheim an der Ruhr
Plattenjunk`s bei Instagram: https://www.instagram.com/platten.junks/
Discogs-Shop: https://www.discogs.com/de/seller/Plattenjunks/profile
Der Laden hat derzeit ausschließlich Samstags von 10 – 15 Uhr geöffnet. Das soll sich, wie oben erwähnt, aber bald noch ändern.
Bleibt auf dem Laufenden mit mehr Informationen mitten aus dem Moshpit auf diesen Kanälen:
Bildnachweis: Plattenjunks.