Pyracanda – Dieter Wittbecker spricht über die Reunion
Im Vorfeld der Pyracanda Reunion Show, von der wir hier berichtet haben, hatten wir die Möglichkeit ein Interview mit Dieter Wittbecker, seines Zeichens Bassist der Band zu führen.
Einfach mal machen…
Pyracanda standen knapp 25 Jahre nicht so wirklich im Fokus der Öffentlichkeit, mit Ausnahme des 2010er Jubiläumskonzert zu „Two Sides of a Coin“. Was gab euch den Antrieb nach so langer Zeit nochmal zurück zu kommen? Die positiven Resonanzen auf den letztjährigen Divebomb Re-Release Eures Klassikers „Two Sides of a Coin“ von 1990 haben doch sicher auch noch mal Feuer in Euch geweckt, oder sehe ich das falsch?
Hmm – die ganze Story ist, dass vor zwei Jahren oder so die beiden Alben auf diese ganzen Streaming Plattformen gestellt wurden. Amazon, Spotify, Apple Music und Deezer und so weiter. Gegen jede Erwartung unsererseits ging das ab wie Schmitz Katze. Irgendwann kam dann Ralf Hubert von unserer damaligen zweiten Plattenfirma und fragte uns, ob er das Album „Thorns“ neu in Russland auflegen dürfe. „Klar“ haben wir gesagt – „mach doch einfach“. Dann kam irgendwann Musickcadas und haben gefragt, ob sie Pyracanda Shirts und Longsleeves mit dem Motiv unseres ersten Albums „Two Sides of a Coin“ machen dürfen. „Klar“ haben wir gesagt – „mach doch einfach“.
Und irgendwann kam dann Matt von Divebomb Records USA und wollte genau dieses Album weltweit neu auflegen. Mit fettem Booklet, einem ausführlichen Interview mit Sven und Hansi und vier, bis dahin nicht veröffentlichten Tracks. Da haben wir gedacht „Was geht denn hier jetzt ab?“
Gesagt getan – und das Album geht wie geschnitten Brot. …nach all den Jahren. Da kamen wir ins grübeln und haben uns gesagt: „Ok – ab 2020 hauen wir nochmal drauf!“
Warst Du denn überrascht, dass der Name Pyracanda noch im Kopf so vieler Metalfans lebt? Die Musiklandschaft ist schnelllebig und viele der Bands aus eurer Gründungszeit kennt heute kaum noch wer. Bei Euch habe ich den Eindruck, dass die Fans regelrecht auf ein Comeback gewartet haben. Die Nachricht ging in der Szene rum wie ein Lauffeuer.
Ja – genau so war es. Die Resonanz hat uns alle überrascht. Wir hätten wirklich nicht damit gerechnet. Dass wir treue Fans hatten wussten wir ja – aber nach all den Jahren und dann auch so viele junge. Von denen waren einige noch gar nicht geschlüpft, als die „Two Sides of a Coin“ 1990 rauskam.
Von gestern und heute
Wenn Du die Metalszene der Achtziger und frühen Neunziger mit der heutigen vergleichst, findest du, dass die Szene sich gravierend verändert hat? Damit meine ich nicht die modernen Vermarktungsmöglichkeiten. Und wenn ja, wie ist Deine persönliche Einschätzung der heutigen Szene.
Ich habe da vor ein paar Monaten noch mit Peavy von Rage darüber gesprochen. Ja, es gibt halt so viele neue Bands – und auch so viele richtig gute. Darüber hinaus habe ich allerdings das Gefühl, dass die Szene sehr gut wächst. Ich kann mich täuschen – kenne ja keine Zahlen – aber ich glaube, die Heavy Metal Gemeinde ist – gerade in Europa – so groß wie schon lange nicht mehr.
Welchen Einfluss hat der heutige Metal auf euch als Band. Angenommen ihr schreibt neue Songs, oder sogar ein neues Album. Würdet Ihr moderne Einflüsse (bewusst oder unbewusst) verarbeiten, immerhin spielen mit Patrick und Denis zwei eurer Mitglieder auch bei Caliban und die bringen ja sicher auch ganz anderen Input mit.
Das ist mal eine gute Frage. Ich habe darüber selbst auch schon nachgedacht. Klar ist, dass – falls wir neue Titel schreiben – wir in jedem Fall Pyracanda-Titel schreiben. Wir können ja gar nicht anders. Klar ist auch, dass – falls wir neue Titel schreiben – diese eher in die Richtung „Two Sides of a Coin“ gehen werden. Sprich, nicht so experimentell wie einige Songs auf der „Thorns“. Du kannst also beruhigt sein – wir bleiben uns treu. Pyracanda bleibt Pyracanda.
Die Reunionshow
Euer Reunionkonzert steht an. Am 8. Februar geht’s mit Addict, Angel Dust und Metal Inquisitor als Gäste auf die Bühne des Juz-Live Club in Andernach.
Wie bereitet Ihr euch zurzeit vor? Überwiegt die Freude oder die Anspannung?
Ganz klar die Freude. Wir machen das ja alles nur aus reiner Freude. Freude für die besten Fans der Welt und natürlich genau so viel Freude für uns. Wir waren erstaunt, wie einfach uns die Titel von der Hand gingen. Natürlich waren sie nach dieser halben Ewigkeit nicht gleich perfekt, aber es lief echt gut. Das Zeug steckt doch tiefer in einem als man es denkt.
Wie sieht die Planung für 2020 aus? Habt Ihr Angebote für Festivalauftritte oder plant Ihr vielleicht eine eigene Tour?
Wir werden nach derzeitiger Planung 2020 nur Festivals spielen. Die Wahl ist bereits getroffen. Gegebenenfalls kommen noch ein bis zwei dazu, aber es werden 2020 in Summe nur fünf bis sechs Konzerte werden. Haltet also die Augen auf. Wir announcen dies immer brav auf Facebook und Instagram, damit auch jeder informiert ist. Besucht uns einfach auf den sozialen Medien und ihr seid immer up to date, wo wir gerade rumhopsen und was aktuell geplant ist.
Kommen wir noch zu etwas Smalltalk. Wenn du drei berühmte Personen zum Essen einladen könntest, welche wären das?
Das ist einfach. Das wären definitiv Brian May, Papst Franziskus und Anke Engelke. Ich glaube das wären jeweils sehr unterschiedliche aber durchaus interessante und anregende Gespräche. Brian May hat bestimmt viele spannende Geschichten zu erzählen, von Papst Franziskus würde ich gerne erfahren, was er am liebsten verändern würde und warum das nicht so leicht ist und von Anke Engelke würde ich gerne erfahren, wann und wie sie auf ihre schrägen Ideen kommt und wie sie diese am liebsten umsetzt.
Die abschließende Frage ist eine obligatorische in unserem Magazin. Bekanntermaßen heißen wir Moshpit Passion und Tradition in unseren Interviews ist die Frage nach besonderen Moshpit Erlebnissen vor oder auf der Bühne. Gibt es einen bestimmten kuriosen, lustigen oder bemerkenswerten Moment, egal wie lange es her ist, den Du mit unseren Lesern teilen möchtest?
Ja, bemerkenswert fand ich immer zwei Dinge. Wir haben in Vergangenheit am Ende der Show immer einen deutschen Gassenhauer gespielt – egal wo – auch im Ausland. Und in der Regel kamen zu diesem Zeitpunkt immer so viele Leute auf die Bühne, dass wir selbst fast keinen Platz mehr hatten. Also Moshpit auf der Bühne. Kann mir gut vorstellen, dass wir diese gute alte Angewohnheit weiter pflegen werden.
Dieter, vielen Dank für das Interview. Wir sehen uns am 8.2.2020 in Andernach. Moshpit Passion ist selbstverständlich vor Ort und wird auch im Nachgang von der Pyracanda Reunion berichten. Wer bisher immer noch keine Karte für diesen Abend hat, sollte sich beeilen !
Karten gibt es per Email auf folgender Webseite: www.acfm.info
Einlass: 19:00 Uhr / Beginn: 19:30 Uhr
Kosten: 20€ VVK / 25€ AK
Bildnachweis: Pyracanda.