Radio Havanna im Interview – Reload Festival 2019
Radio Havanna im Interview – Auf dem diesjährigen Reload Festival in Sulingen durften wir mit Fichte (Frontsänger) und Arni (Gitarre, Backvocals) von Radio Havanna plaudern. Die Punkrock-Band hat am Donnerstagabend im Zelt eine heiße Show abgeliefert und das Reload Festival 2019 mit erhobenen Fäusten und brennenden Bengalos eröffnet. Nebenbei setzen sich die Jungs aus Suhl (Thüringen) mit ihrer Kampagne „Faust Hoch“ politisch gegen Rassismus und Rechtspopulismus in der deutschen Politik ein. Unter anderem wird die Kampagne von Bands wie Massendefekt, Itchy, Dritte Wahl, ZSK oder den Punk-Ikonen von Slime unterstützt. Natürlich supporten noch viele weitere Bands die Kampagne. Dazu aber später mehr!
Ihr macht seit 2002 Musik – wie sah euer Anfang als Band aus? Gab es Startschwierigkeiten? Besonders im Hinblick auf eure erste Demo-CD.
Arni: Dunkel sah es aus! Wir machen schon länger zusammen Musik, also länger als 2002 und wir haben am Anfang relativ wenig geschafft. Wir waren im Proberaum, was halt geil für uns als Rückzugsort in Suhl war und wir waren dort gerne nach der Schule oder am Wochenende und haben eigentlich nur rumgehangen, gesoffen, ein bisschen gekifft und das war’s dann auch schon. Tatsächlich waren das keine sehr effizienten Proben.
Fichte: Würde ich auch so bestätigen, sofern ich das noch weiß.
Inwiefern habt ihr euch musikalisch verändert – wie sieht der Songwritingprozess heute aus, besonders im Hinblick auf eure aktuellste Platte „Utopia“?
A: Ja, auf jeden Fall haben wir uns verändert! Es ist so, dass wir in der Vergangenheit im Proberaum nur ein bisschen gejamt haben. Heute läuft das schon anders. Wir schreiben viel im Studio. Ich finde es auch einfach angenehmer dort zu schreiben, weil man viel mehr die Perspektive des Hörers hat. Im Proberaum redet man sich das gerne alles schön und im Studio ist man viel kritischer mit sich selbst.
F: Genau, so wird das alles gleich auch aufgenommen und kann gleich wiederverwertet werden, was man so früher im Proberaum nicht konnte. Vor allem konnte man Ideen früher nicht so gut umsetzten: „Weißt du das von letzter Woche noch?“, „Neee“.
A: Vor allem weil wir nicht wussten, was wir die letzten Woche gemacht haben. Und jetzt ist es so, dass du etwas aufgenommen hast und direkt die Leute fragen kannst: „Wir sind etwas unsicher bei der Nummer. Glaubst du, das klingt cool?“
Was hat euch zur Musik gebracht? Gab es einen Knackpunkt, als ihr jung wart und gesagt habt: „Ich möchte mal Musiker werden!“?
A: Jeder hatte seinen eigenen Knackpunkt würde ich sagen. Wir Vier sind sehr musikbegeisterte Menschen. Mein Vater hat früher viel Rockmusik gehört, sowas wie Deep Purple oder Thin Lizzy, was schon ganz geil war. Ich habe dann später meine Leidenschaft für Punk entdeckt. Das war nicht unbedingt sein Ding, aber das war dann mein Weg daraus und den bin ich dann auch weiter gegangen.
Ich glaube für mich und auch Olli, unserem Bassisten zusammen war „Americana“ von The Offspring DER Einstieg in die ganze Punk-Sache. Das war einfach sehr guter poppiger Punkrock, der damals ja auch in den Charts und sehr on demand war und das hat uns halt mega gekickt. Von da an kam dann eins zu dem anderen. Von The Offspring zu Green Day, Rancid, Social Distortion, die ganzen Ami-Bands und dann durch Fichte nochmal viel tiefer in die Toten Hosen rein. Und wenn man einmal diesen Weg gegangen ist, dann kann dich dieser Sumpf nicht mehr aufhalten.
Ihr habt grade schon die Toten Hosen angesprochen – Ihr habt ja bereits einige größere Bands supportet. Hattet ihr ein besonderes Erlebnis mit einer dieser Bands?
F: Wir haben mit den Toten Hosen 2013 bei einer Warm-Up Party von den Ärztivals gespielt. Das war auch so ‘ne Show die nach 2 Minuten ausverkauft war. Das war schon Krass unsere „Helden“ auf so einer „kleinen Bühne“ zu sehen und dann auch Backstage mit denen zu labern. Das war mein krassestes Support-Erlebnis.
A: Die Hosen sind einfach unfassbar nett, sie kommen in die Garderobe, stellen sich einem vor, was ich echt krass finde, essen mit dir zusammen, unterhalten sich über den ganzen Bums, der sie grade beschäftigt. Das war unfassbar entspannt und ein toller Tag.
Mit eurer Musik und der Kampagne „Faust Hoch“ bezieht ihr ganz klar Stellung gegen Rassismus, Rechtspopulismus, Homophobie etc. – Findet ihr, dass in der Musikbranche (außerhalb der Punkszene) zu wenig Stellung bezogen wird?
A: Ich finde schon, das war der Ansatz das alles überhaupt zu machen. Wir haben schon früh gesagt wie wir die Sache so sehen, weil die Politik schon vor der Musik bei uns da war. Wir haben Aktionen gemacht gegen Nazis, Demos in Suhl organisiert, weil dort und allgemein in Thüringen Nazis nochmal ein ganz anderes Problem sind, als zum Beispiel in Berlin. Also Nazis sind generell überall ein Problem, aber in Suhl war das nochmal krasser.
Viele Musiker sagen auch gar nicht viel dazu, obwohl ich finde, dass Rockmusik, das betrifft nicht nur Punk aus meiner Sicht, eine politische Musik ist. Politik ist auch Alltag, es betrifft jeden. Ich kann auch vielleicht verstehen, dass sich viele Leute dem entziehen wollen, weil es echt unsexy ist, dass den ganzen Tag der Regenwald abgeholzt wird oder dass irgendwelche Nazis irgendwo an der Macht sind, aber es hilft ja nicht wenn man nichts sagt oder macht. Ich glaube, dass es genug coole Leute gibt und es umso wichtiger ist, dass sich diese zusammenschließen, was über Musik sehr gut geht. Das war auch der Gedanke von „Faust Hoch“. Es gab bis dato halt kein Netzwerk, das direkt von Künstlern ist.
F: Genau. Dass sich Musiker verbinden und damit einfach mal ein Statement setzen. Zum Beispiel Maxim (deutscher Pop-Musiker) setzt auch keine direkten Statements, supportet aber die Kampagne und setzt damit ja auch sein Statement. Helene Fischer haben wir jetzt noch nicht dabei, aber kann ja noch kommen. (lacht)
Was sind eure Pläne für die Zukunft? Schreibt ihr neue Musik oder wollt ihr gemütlich am Strand liegen?
A: Beides! (lacht). Da kommt nächstes Jahr auf jeden Fall etwas. Einfach am Ball bleiben. Wir werden bald auch etwas raushauen!
Gibt es schon ein genaues „bald“?
A: Innerhalb der nächsten zwei Monate.
Sehr cool! Vielen Dank für das Interview!
Schaut gerne mal auf der Seite von „Faust Hoch“ vorbei, um mehr über die Kampagne zu erfahren! Weitere Interviews gibt es HIER!
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Bildnachweis: Moshpit Passion.