Rising Insane im Interview zu „Porcelain“
Wer auf einem Festival am letzten Tag als erstes die Bühne betritt, hat es nie leicht. In der Regel ist die Spielzeit am Vormittag, der Großteil liegt zerstört in den Zelten und die Zuschauer die da sind, sind dann der harte Kern. Wir zählten uns zum harten Kern dazu und wurden von Rising Insane und deren Performance nicht enttäuscht.
Wenige Monate nach dem Gig auf dem Dong steht nun der nächste Silberling am Freitag, den 1. November 2019 an. Die Produktion ist gelungen und besitzt ordentlich Druck, wo internationale Bands sich in Acht nehmen sollten.
Frontmann Aaron im Gespräch
Ihr seid mit eurer neuen Platte „Porcelain“ zurück und habt seit dem Debüt in 2017 auf Festivals und Support-Shows gespielt. Würdet ihr sagen die Erfahrungen häufiger und vor einem größeren Publikum zu spielen, sind in die Entstehung der neuen Platte eingeflossen?
Was in den zwei Jahren seit der Veröffentlichung von „Nation“ alles passiert ist, hat uns als Band auf jeden Fall stark vorangetrieben – und davon wird auch natürlich das Songwriting beeinflusst! Irgendwann kennt man sein Set einfach in- und auswendig und dabei merkt man vor allem, welche Songs zu welchem Zeitpunkt gut einschlagen. Natürlich haben wir dann daran gearbeitet, genau diese Live-Momente mit dem neuen Album noch verstärken zu können.
An welche Tour oder Show blickt ihr in eure Anfangszeit zurück? Gibt es da einen besonderen Schlüsselmoment? Habt ihr euch Tipps eingeholt oder irgendetwas abgeschaut?
Wenn ich an das Wort „Schlüsselmoment“ denke, fallen mir genügend Momente für ein ganzes Magazin ein. Auf dem Weg zu „Porcelain“ gab es unglaublich viele Erlebnisse, Erfahrungen und auch Rückschläge, die letztlich zu einem extrem ehrlichen zweiten Album geführt haben. Wir hatten auch das große Glück, mit vielen anderen großartigen Künstlern in Kontakt gekommen zu sein, die uns weiter inspiriert haben.
Wodurch würdet ihr die Weiterentwicklung definieren im Vergleich zu „Nation“?
Im Großen und Ganzen kann man wohl zusammenfassen, dass wir ein Stück erwachsener geworden sind. Nicht im Kopf, nein. Aber in der Art und Weise, uns in der Musik auszudrücken. Die Songs sind authentischer, mehr straight. Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir unsere Fans von der ersten bis zur letzten Sekunde an die Lieder fesseln können.
Gab es musikalische Einflüsse, die euch beim Songwriting inspiriert haben?
In 2018 und 2019 ist in der Metalcore-Szene so viel passiert, dass man sich vor musikalischen Einflüssen kaum retten konnte. Viele Bands sind softer geworden, haben auf mehr Cleans gesetzt, manche Bands haben neue Genres geschaffen. Wir haben uns fest vorgenommen, uns treu zu bleiben, was auch gut funktioniert hat. Natürlich gibt es trotzdem ein paar neue Einflüsse, aber davon kann man sich beim Hören des Albums am besten selbst ein Bild machen.
Hand auf´s Herz. Was für Pläne und Ziele habt ihr mit „Porcelain“? Es steckt sehr viel an Zeit, Hingabe und Geld in euren Musikvideos und der Platte. Schaut ihr zu Bands wie Any Given Day auf und wollt einen ähnlichen Status erreichen, oder soll eure Band neben Jobs ect. Pp. in der Freizeit existieren?
Unsere Ziele definieren sich seit Jahren nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. Trotz Allem haben wir auf jeden Fall hohe Ansprüche an uns und unsere Zukunft, und wenn wir nicht noch weiter kommen wollen würden, würden wir ja nicht so viel Schweiß und Blut in Rising Insane investieren. Mit „Porcelain“ wollen wir erstmal unser Standbein in Deutschland fester in den Boden stampfen und schauen, was international so geht.
Sagt uns doch etwas über die Produktion und Entstehung der neuen Platte. Wann starteten die Arbeiten und wer war als Produzent tätig.
Die Entstehung von „Porcelain“ kann man sich theoretisch so vorstellen: Das Buch von „Nation“ wurde mit seiner Veröffentlichung geschlossen, zur Ablage gelegt und im selben Handgriff wurde ein Blankoexemplar aus dem Schrank gezogen, dass dann irgendwann den Namen „Porcelain“ bekommen hat. Sven und ich haben uns zwei Jahre lang auf unseren Dachböden getroffen, unsere Ideen und Inspirationen ausgetauscht, woraus dann 12 Songs entstanden sind, die es auf das Album geschafft haben.
Ist der Titel auch eine Anspielung auf unsere gegenwärtige Gesellschaft und der Umgang miteinander, wie wir Leute sehen und bewerten? Ich meine damit z.B. die Welt von Instagram die uns vorgibt ein Großteil der Pseudo-Menschen dort leben wirklich das Leben, welches sie dort präsentieren.
Der Titel „Porcelain“ ist beim Schreiben der Texte entstanden. Dahinter verbirgt sich die Anspielung aus unserem Musikvideo zum gleichnamigen Titelsong. Ich habe im letzten Jahr meine Schwester verloren, die 2017 an Krebs erkrankt ist. Das hat die Texte für beinahe das gesamte Album geprägt.
Im Grunde ist es eine Zusammenfassung dessen, wie ich mich gefühlt habe – „Broken like Porcelain“ – bzw. noch immer fühle. Die zerbrechende Maskerade ist eine Metapher dafür, dass vermutlich alle Menschen etwas tragen, dass sie im Inneren förmlich auffrisst, was sie aber nicht nach außen tragen können – oder wollen. Und daran langsam zerbrechen.
Insofern ist es auch eine Anspielung auf unsere heutige Gesellschaft, aber es ist keine Kritik an ihr. Es soll den Menschen, die sich alleine fühlen zeigen, dass sie eben nicht alleine sind, sondern dass jeder Mensch kämpft, auch wenn sein Instagram-Profil noch so rosig aussieht.
Ich persönlich finde eure stärksten Songs auf der Scheibe sind „The Lost Kids“, „Awakening“ und „Silent Screaming“. Könnt ihr uns sagen, worum es in den Texten geht?
„Awakening „und „Silent Screaming „sind die einzigen beiden Songs, die thematisch keinen direkten Bezug zu den übrigen Songs haben. „Awakening“ beschreibt den Ausbruch aus einer Hülle, in der man sich wegen Selbstzweifel versteckt gehalten hat. Der Song soll Mut machen, für sich selbst einzustehen und das Beste aus sich herauszuholen.
„Silent Screaming“ handelt vor der Verantwortungslosigkeit mancher Influencer und Marketing-Kampagnen, die ein falsches Bild von Idealen vermitteln und damit die junge Generation zu krankhaften Verhaltensweisen bringt.
„Everybody dance, everybody runs to forget“ – das ist das Motto von „The Lost Kids“. Es geht darum, wie wir damit umgehen, wenn wir uns verloren fühlen. Das wir uns dann manchmal benehmen wie Kinder, die noch nicht genau wissen, was sie überhaupt wollen. Und verdeutlicht, dass es so nicht immer funktioniert.
Nun die wichtigsten Informationen für Leute die, die euch unterstützen wollen. Wo sollte man eurer Album am besten kaufen. Laden, Online, auf Shows oder doch Streamen?
Das Album gibt es natürlich in digitaler Form zum Download und im Stream auf Spotify und Co. Aber am meisten freuen wir uns natürlich, wenn wir euch an unserem Merch-Stand treffen und wir euch die CD in die Hand drücken können.
Im ersten Interview mit uns habt ihr die letzte Frage schon beantwortet. Gab es einen besonderen Moshpit-Moment von dem ihr uns erzählen wollt? Ist im Sommer irgendwas passiert, was eine Erwähnung wert ist? Oder ist euch doch noch eine Story eingefallen aus eurer Jugend?
Ein Moshpit-Moment seit dem letzten Interview hat es wohl gegeben, und das auf DONG! Bloodywood (super sympathische Jungs) haben uns mit ihrer Musik stark beeindruckt, aber noch beeindruckender war, wie sie mit dem Thema Depressionen umgegangen sind. Die Jungs haben in einer wirklichen krassen Ansage eine starke Message rausgehauen und allen Leuten klargemacht, dass es nichts gibt, womit man sich verstecken und alleine fühlen muss. Natürlich ist die Menge darauf ziemlich steil gegangen, denn sowas ermutigt einen noch einmal mehr, alles aus sich herauskommen zu lassen. Also nochmal ein dickes Shoutout an Bloodywood!
Cover & Tracklist
The Marks You Left
Porcelain
Helpless
Neurotic
Half Life
The Lost Kids
Silent Screaming
Ignite
Last Fragments
Awakening
Born To Live
The Summary
Tourdates
02/10 – DE – Lüneburg – Impericon Next Generation
05/10 – DE – Bremerhaven – Hardcore never dies
19/10 – DE – Krefeld – Moshroom Metal Benefiz Festival
26/10 – DE – Delmenhorst – DELmotion Festival
01/11 – DE – Oldenburg – Springsane Festival (Release Show)
02/11 – DE – Hamburg – Hedgehog Festival
Line Up:
Aaron Steineker – Gesang
Ulf Hedenkamp – Bass
Sven Polizuk – Gitarre
Florian Köchy – Gitarre
Robert Kühling – Schlagzeug
Mehr Infos
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Bildnachweis: Lon Branach Records, Long Branach Records.