Es war einmal eine Zeit, in der blankbrüstige Barbaren durch die Lande streiften und mit ihren glänzenden Langschwertern feuerspeiende Drachen oder herrschsüchtige Hexenmeister niederstreckten, um die von ihnen unterjochten Königreiche zu befreien.
Und es war einmal eine Zeit, in der solche epischen Fantasy-Geschichten die Popkultur mitbestimmten. Sei es in Form von Filmen wie „Conan der Barbar“ und dessen zahllosen Low-Budget-Abklatschen oder eben im Heavy Metal, wo Bands wie Manilla Road und Cirith Ungol auf Platten mit bunt-gemalten Covern von Helden und Unholden berichteten.
Diese Zeit waren die frühen 1980er.
Bereits in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts war dieser Trend stark abgeflaut. Barbaren metzelten sich fast nur noch durch italienische Billig-Streifen; der mittlerweile meist als früher Epic Metal bezeichnete Musikstil mit seinen episch-ausladenden Riffs, fantasievollen Texten und kreischendem Falsettgesang entwickelte sich weiter zu Genres wie Power oder Doom Metal.
Doch irgendwann kommt alles wieder. Und so haben nicht nur Cirith Ungol 2020 mit „Forever Black“ eine richtig starke, überraschend erfolgreiche (Platz 11 in den deutschen Albumcharts!) Epic-Metal-Platte der alten Schule rausgehauen, sondern mit Sandstorm aus Kanada sind auch schon die Erben der alten Recken zu ihrer Queste zu Ruhm und Ehre aufgebrochen.
Auf dem Weg dorthin ist ihr Mini-Album „Desert Warrior“ nun der nächste Zwischenstopp nach der Debütscheibe „Time To Strike“, die 2020 vom Essener Label Dying Victims Productions der momentan stark nach Retro-Sound gierenden Heavy-Metal-Szene aufgetischt wurde.
Mad Max lässt grüßen!
Textlich entführen Sandstorm ihre Hörer mit den vier Tracks in ein postapokalyptisches Wasteland der Marke „Mad Max“. Nach Kriegern und Zauberern, die noch „Time To Strike“ dominierten, widmen sich die Kanadier nun also einem weiteren populären Topos der B-Filme der 70er und 80er Jahre.
Musikalisch hat sich hingegen nichts verändert. Zum Glück! Sandstorm lassen auch auf „Desert Warrior“ den Heavy Metal der frühen 80er aufleben. Mitreißende NWOBHM-Riffs treffen auf die Atmosphäre von Bands wie Manilla Road und Cirith Ungol. Ab und zu lässt Mercyful Fate grüßen – auch bei ausgewählt eingesetzten Falsettgesang-Einschüben.
Der ein oder andere spacige Synthesizer-Sound oder Gewitter-Sounds und stimmungsvoller Chor-Gesang wie am Anfang von „Evil Wins“ verleihen den Tracks zudem eine gewisse, fast cineastische Tiefe. Grundsätzlich gilt aber: Auch auf „Desert Warrior“ wird roh und metallisch retrogerockt. Fäuste hoch!
Fazit: Ein rundes Ding!
Nach nur 21 Minuten ist der Ausflug ins staubige Wasteland leider schon wieder vorbei. In dieser Zeit gibt es jedoch keine Sekunde, die nicht mitreißt, in der man sich nicht in eine andere Welt (und in die 80er) versetzt fühlt, in der man nicht zumindest mit dem Kopf nickt.
„Desert Warrior“ ist ein durch und durch rundes Ding! Mit dem Titeltrack und „Evil Wins“ haben Sandstorm gar zwei Hits abgeliefert hätten, die, wären sie tatsächlich aus der Zeit, nach der sie klingen, heute Teil jeder „Heavy Metal Classics“-Playlist auf Spotify wären.
Man kann gespannt sein, in welch fantastische Weiten uns Sandstorm als nächstes entführen. Hoffentlich geht die Reise schon bald weiter!
Bock auf die Platte? Dann holt sie euch direkt im Shop von Dying Victims Productions!
Line-up & Tracklist
Reptile Anderson – Bass, Vocals
P.J. „The Butcher“ La Griffe – Drums
Stevie „Broke“ Whiteless – Guitars, Vocals
1. „Desert Warrior“
2. „Eat Me Alive“
3. „Evil Wins“
4. „Power of the Pyramids“
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Bildnachweis: Dying Victims Productions.