Santa Cruz – „Katharsis“ (V.Ö. 18.10.2019)
Es war einmal eine aufstrebende junge Band namens Santa Cruz. Die vier Musiker aus Finnland hatten sich seit ihrem 2009er EP Debüt „Another Rush Of Adrenaline“ mit großem Erfolg dem typisch skandinavischen Sleazerock verschrieben und so dauerte es nicht lange bis die Herren mit der Genre Konkurrenz von Crashdiet, den Crazy Lixx oder Hardcore Superstar verglichen wurden. Was nicht von ungefähr kam, sie konnten auf diesem Gebiet nämlich locker mit den Schwedensleazern mithalten und scharten infolge dessen auch eine immer größere Fangemeinde um sich. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2019 und das fünfte Santa Cruz Album „Katharsis“ steht für den 18.10. in den Startlöchern.
Santa Cruz und der komplette Reboot
Von der ursprünglichen Santa Cruz Besetzung ist seitdem nur noch Sänger und Gründungsmitglied Archie Cruz übrig geblieben. Eben jener trennte sich im letzten Frühling auf einer Amerika-Tour von seiner alten Band und leitete damit einen kompletten Neustart ein. Nachdem er sich um Ersatz für die geschassten Kollegen bemüht hatte, ging es direkt in die Hideout Recording Studios in Hollywood um dort unter der Regie des renommierten Produzenten Kane Churko (u.a. bereits tätig für Five Finger Death Punch und Papa Roach) neues Songmaterial für das neue Album „Katharsis“ einzuspielen.
Gelungener Neustart oder die pure Orientierungslosigkeit?
Um es gleich mal vorwegzunehmen: von der sleazigen Rotzigkeit der alten Santa Cruz ist kaum etwas übrigblieben. Der synthielastige Opener „Changing Of Seasons“ klingt mit seinen kitschigen Chören verdächtig nach Linkin‘ Park und besticht zudem noch mit vollkommen deplazierten pseudo-bösen Growls. „Into The War“ hätten Thirty Seconds To Mars nicht besser schreiben können, der Song schreit in seiner kommerziellen Berechenbarkeit geradezu nach Radio Airplay. Keine schlechte Nummer, aber in Summe viel zu poppig. Die Nummer trieft förmlich aus den Lautsprecherboxen, so klebrig ist das alles.
„Tell Me Why“ ist ein äußerst schwaches „It’s My Life“ Plagiat, den Chorus des alten Bon Jovi Hits hätte man nicht schlechter kopieren können. „I Want You To Mean It“ eine total austauschbare, vor Kitsch nur so triefende Schmachtfetzenballade und „Testify“ soll wohl Fans von Blink182 und Konsorten ansprechen. Ganz am Ende dann noch ein lahmes Cover des Cyndie Lauper Gassenhausers „Time After Time“, weil: „wir sind ja immer noch total 80er!“
Loben kann ich hier höchstens noch die recht fette, wenn auch hoffnungslos überambitionierte Produktion, aber der ganze Rest? Neee, dass ist nix. Es tut mir in der Seele weh, aber für mich als alten Santa Cruz Fan gibt es hier nicht wirklich viel zu holen. Das ist höchstens etwas für Freunde der von mir zitierten Combos, hat mit Sleaze und Glam aber genauso viel zu tun wie Cannibal Corpse mit Melodic Rock.
ich bin raus und höre mir stattdessen lieber nochmal die neue Crashdiet an. Die wissen wenigstens noch wo ihre musikalischen Wurzeln liegen. Operation gelungen, Patient tot. R.I.P. Santa Cruz.
Video, Cover + Tracklist
1. Changing Of Seasons
2. Bang Bang
3. Into The War
4. I Want You To Mean It
5. True Believer
6. Tell Me Why
7. Testify
8. Smoke Signals
9. It Was You
10. Salvation
11. Time After Time
Bildnachweis: M-Theory Audio, cmm-marketing.com.