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    SKUM – Das Interview zu „Molitva“

    By KjoMai 25, 2020

    SKUM – Das Interview zu „Molitva“

    Für eine dicke Überraschung im Frühling sorgten die Death Metaller von SKUM. Ihre neue Platte „Molitva“ punktet bei allen Magazinen und wird von Fans wie Kritikern hoch gelobt. Wir von Moshpit Passion berichteten HIER. Im ausführlichen Interview mit Frontmann Nikola Grgic reden wir über den neuen Silberling und stellen euch die Band etwas genauer vor.

    Euer letztes Album kam 2013 raus. Was ist alles in den letzten 7 Jahren passiert? Wieso hat es so lange gedauert?

    Das stimmt. Zum einen sind wir ziemliche Schildkröten, was unseren Output angeht. So ehrlich müssen wir schon mal sein. Vier bis fünf Jahre hätten wir wahrscheinlich eh gebraucht. Wir werkeln einfach recht ausgiebig an unseren Sachen herum, bevor wir das Ergebnis final abnicken. Alle Vier innerhalb der Band haben gleiches Mitspracherecht. Wenn also z.B. Christian, unserem Basser, eine Gesangslinie nicht gefällt, dann wird halt nochmal an dem Song gearbeitet. Fertig ist ein Stück erst, wenn alle damit zufrieden sind. Da sind vor allem Christoph und Roberto wirklich detailversessen. Nicht, das Christian und mir so was egal wäre, aber wenn es bei uns eine Rangfolge an Gründlichkeit gäbe, was unser Arrangement und Sound angeht, wäre dass wohl Christoph, Roberto, Christian und dann irgendwann ich. Vor allem Christoph, unser Schlagzeuger, der auch gleichzeitig unser Tontechniker ist, hat einen sehr perfektionistischen Anspruch an das Material, was natürlich positiv, aber eben auch zeitintensiv ist. Auch gönnen wir uns den zeitlichen Luxus, eine Vorproduktion aufzunehmen. Da kann man sich alle Sachen nochmal alleine anhören und auf Herz und Nieren prüfen, das sind dann unsere Hausaufgaben.

    Naja, und zum anderen stehen wir alle im Leben. Die letzten 7 Jahre waren für alle von uns von Umbrüchen gezeichnet, sowohl im privaten, wie auch im beruflichen Leben. In dieser Zeit wurden 5 Kinder innerhalb der Band gezeugt, und nun, die größte Veränderung als Eltern ist wohl, Du lebst nicht mehr nur für dich selbst. Christian hat in der Zeit bei the Other angefangen und auch schon wieder aufgehört.

    Von daher, in den 7 Jahren ist bei uns Einiges los gewesen. Wir haben zwar einige Konzerte weniger gespielt, aber SKUM war die ganze Zeit da und ein Teil von uns. Mir persönlich kommt dieser Zeitraum gefühlt gar nicht so lang vor.

    In 20 Jahren habt ihr vier Alben rausgebracht. Erzählt uns doch etwas von der Entwicklung zwischen jeder Platte.

    Hui, da muss ich tief ins Gedächtnis greifen…
    Als die SKUMWORKS Vol.I 2003 rauskam, gab es uns schon einige Zeit. Diese haben wir noch damals in Ehrenfeld bei Tihomir Kolar aufgenommen, ehemals bei 2$-Haircut. Das war mit Skum unser einziger richtiger Studioaufenthalt. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber es müssten 4 Tage gewesen sein, die wir mit den Aufnahmen da verbracht haben. Das war noch eine Analog-Aufnahme mit einem 16-Spur Tascam. Das war eine schöne Zeit. Zwischen 2003 und 2008 hat sich etwas in unserem Line up getan. Zum Einen haben wir beschlossen, ohne Felix am Keyboard als festen Bestandteil weiterzumachen, zum Anderen habe ich an der Gitarre aufgehört, um mich zukünftig mehr auf die Vocals zu fokussieren. Nach einigem Hin und her fand sich mit Tristan ein wirklich guter Gitarrist, der mit uns die Vol.II schrieb und einspielte. Hier haben wir uns wirklich sehr ausgetobt. Ich glaube, eine Rezensent schrieb zu der Paltte mal was im Sinne einer Collage, und damit hat er sicher Recht. Wir haben da wirklich Einiges hineingestopft. Es war auch viel Ausprobieren dabei. Auch die ganzen Intros und Zitate, die wir da hineingebracht haben. Ich mag die Energie der Scheibe, nach wie vor. Im Zeitraum bis zur Prasina ist einiges passiert. Tristan hat uns verlassen. Ingo, auch bekannt durch sein Wirken bei Hagridden, begleitete uns einige Zeit in Sachen Gitarre. Unsere langjährigen Freunde Daniel (Gitarre) und André (Bass) haben sich entschlossen, mit dem Bandleben abzuschließen. Für André, der zuerst ging, was nicht leicht für uns war, kam Christian zu uns. Ihn kannten wir von Orkus, mit denen wir auch schon gespielt hatten. Menschlich passte es einfach direkt bei uns. Kennst du das, wenn du jemanden triffst, und sich das gemeinsame Lachen zu sehr niveauflexiblen Themen im gleichen Frequenzbereich vereint? Genau so. Dazu pusht er uns immer wieder nach vorne, damit wir überhaupt mal irgendwo hingehen.

    Als kurz darauf Daniel dann auch ging, hat uns das erst mal aus der Bahn geschmissen. Da haben wir tatsächlich das bisher erste und einzige Mal eine bewusste Auszeit genommen, um uns zu sortieren. Wirklich mal den Kopf frei bekommen, die vergangene Zeit reflektieren. Was Christoph und mir ziemlich leid getan hat, da Christian ja gerade erst frisch eingestiegen ist. Aber das hat er ganz stoisch einfach ausgesessen. Bei uns allen war auch im Leben neben der Band einiges in Bewegung. Nach einem knappen halben Jahr hat mich Christoph angerufen, dass es da über Jan, den Gitarristen von seiner Wrestling-Band (Weird Wrestling Circus), einen Freund gäbe, der eine Band suche. Und so lernten wir Roberto kennen, der ganz entgegen gängiger Gitarristen-Klischees sehr bodenständig, in sich ruhend, und geradezu bescheiden unfassbar geilen Kram im Proberaum auf uns abfeuerte, songdienlich, auf den Punkt. Seitdem ist unser Line up zu viert einfach sehr rund. Wir haben den Versuch, den Gedanken von zwei Gitarristen, vor allem für die Bühne, umzusetzen, recht schnell aufgegeben. Es gab mit Robert Darlak (In Blackest Velvet und später Horrizon) eine Zeitspanne, in der wir das probiert haben. Technisch, menschlich und von der Motivation ist Robert wirklich gut, doch fügte es sich einfach nicht zusammen. Und so haben wir beschlossen, es einfach so zu viert zu halten. Vom Bauchgefühl, was mir persönlich sehr wichtig ist, war das der richtige Weg. Allein schon vom Equipment her kann man die meisten Shows kuschelig mit einem Auto machen, wenn man nicht gerade die Backline stellt.

    Naja, und zur darauf folgenden Zeitspanne habe ich ja bereits eingangs was erzählt.

    Plant ihr 2020 wo ihr 20 Jahre alt werdet noch etwas besonderes? Party? Konzert? Ect. Pp?

    Hachje, eigentlich wäre ja am 11.04. unsere Releaseparty mit Neck Cemetary als Support gewesen. Wir sind mit der Location im Kontakt, um einen Folgetermin zu finden. Was wir ansonsten noch machen, verrate ich jetzt mal noch nicht.
    Insgesamt bin ich froh, dass wir, mit Christoph und mir als Letzte aus der Urbesetzung, überhaupt noch am Start sind, und dieses Familiending SKUM am Leben halten, welches für uns einerseits Ausdrucksform und gleichzeitig auch therapeutisches Mittel der Mentalhygiene geworden ist.

    Da sich unser aller Alltag gerade sehr deutlich verändert, kreisen eine Menge Gedanken und Sorgen um und in uns Allen. Wir haben glücklicherweise nach wie vor Rechte, Freiheiten, und viele Möglichkeiten, unser Leben zu gestalten. Ohne, dass uns jemand dabei bedroht, einsperrt oder uns vorschreibt, wie dieses Leben auszusehen hat. Und glücklicherweise genießen wir immer noch, gerade was die existenziellen Dinge, wie Wasser, Nahrung, Unterkunft und Kommunikationsmöglichkeiten echten Luxus.
    Auch wenn mal nicht jedes Regal befüllt ist. Gleichzeitig gilt es gerade jetzt um so mehr, sich diesen „Luxus“ als selbstverständlich zu erhalten, und darauf zu achten, miteinander an einem Umfeld zu arbeiten, welches uns eben nicht in ein finsteres Mittelalter aus wie auch immer gearteten Ideologien und Glaubenssätzen wirft. Gerade jetzt gilt es, auf sich selbst und auch auf seinen Nächsten Acht zu geben, damit es uns allen gut geht. Beschissen und finster wird die Welt von ganz allein. In jedem von uns liegt die Entscheidung, wie viel Licht wir hinein bringen. Das ist aber meist der Weg mit dem größeren Widerstand. Deshalb passiert ja soviel Schmutz, der einem das Herz zerreißt. Jetzt bin ich etwas abgeschweift von der ursprünglichen Frage, ich wollte sagen, ja, sicher, wir schauen, was es in der Zukunft noch so von uns gibt. Und ja, aktuell gibt es einige dringlichere Themen, die einigen Raum einnehmen.

    Trotzdem machen wir natürlich einfach mit unserem Kram weiter, zum einen, weil es uns, wie auch schon seit über 20 Jahren hilft, klar zu kommen, und auch, weil uns der Gedanke Freude bereitet, wenn wir mit ein wenig Output von uns andere Menschen draußen erreichen, und Ihnen, und sei es auch nur ein Augenblick, eine gute Zeit bereiten.

    Euer neues Album ist seit Anfang April 2020 raus und nennt sich „Molitva“. Wieso habt ihr nicht den englischen Titel „Prayer“ oder „Gebet“ auf Deutsch benannt? Wieso gerade Kroatisch?

    Interessante Frage. Ja, warum denn nicht? Warum schreibt überhaupt jemand Texte und weshalb bedient sich wer dabei welcher Sprache? Den Versuch einer Antwort darauf kann allgemein mit Perspektive auf die Biographie des Texters und der Sozialisation in dem entsprechenden Umfeld gefunden werden. Das kann ich mir nicht anmaßen. Dafür bin ich nicht schlau genug. Deshalb bleibe ich mal bei mir. Damit wird das Ganze nicht zwingend schlauer, aber zumindest kenne ich mich da was besser aus.
    Es ist ja so, viele, mich eingeschlossen, und Dich auch, da du diese Frage stellst, wachsen im gesellschaftlichen Kontext auf, das Lieder in der Unterhaltungsmusik, wozu unser geliebter Lärm in all seinen Facetten auch gehört, häufig auf Englisch geschrieben sind. Oder anders gesagt, wenn eine aus irgendeinem primär nicht englischem Sprachraum stammende Metal-Band auf Englisch textet, würde da niemand auf die Idee kommen, zu fragen, warum die das denn so machen. Weil das allgemein akzeptierter gesellschaftlicher Konsens ist. Egal, ob du da jetzt aus Deutschland, Brasilien oder Kasachstan kommst.

    In meinem persönlichen Fall ist es nun so, dass die kroatische, damals serbokroatisch, oder für die Nerds, der Herzogovina-Dialekt meiner Mutter, eben meine Muttersprache ist. Deutsch habe ich dann aufgrund der Umstände erst im Kindergarten gelernt. Englisch läuft ganz passabel bei mir, Französisch konnte ich mal ganz gut, und auf Spanisch kann ich mir ein Bier bestellen. Vielleicht auch zwei und was zu essen.
    Warum die Info?
    Zum einen texte ich in der Sprache, in der ich mich passend ausdrücken kann. Dazu muss ich so ehrlich sein, dass ich Deutsch auch besser spreche als meine Muttersprache. Diese habe ich schließlich nur zu Hause und im familiären Umfeld gesprochen, in der Schule also nie gelernt. Mein Freundeskreis war international durchmischt, da haben wir eben deutsch gesprochen. Was bedeutet, grammatikalisch bin ich in meiner Muttersprache durchaus mal holprig unterwegs. Trotzdem kann mich in meiner Muttersprache ausdrücken und meine Gedanken in Worte kleiden. Warum also ein Albumtitel in dieser Sprache, bzw ganze oder Teile der Texte? Jede Sprache hat ihren ganz eigenen Klang, ihren Singsang, Rhythmus und Melodie. Und darüber hinaus auch kulturell bedingt unterschiedliche Wörter, die in manch anderen Sprachen anders oder auch gar nicht auftauchen. Für mich resultieren daraus Klangfarben, welche ganz unterschiedliche Atmosphären verursachen. In welcher Sprache ich singe, lege ich nicht vorher fest. Im Entstehungsprozess unserer Musik entsteht erst der instrumentale Teil. Meist haben die Jungs schon zu Hause Ideen oder ganze Arrangements aufgenommen, welche wir vor den Proben schon anhören können.

    Sowohl zu Hause oder unterwegs, als auch im Proberaum höre ich intensiv in die Musik und lasse mich inspirieren, was für eine Gesangslinie wie wohin passen würde. Und wo ich besser die Fresse halte. Dabei gehe ich intuitiv vor und achte auf die Eindrücke, welche die Musik bei mir hinterlässt, also welche Bilder oder Worte dabei hervorkriechen, oder manchmal auch rennen. Dies ist ein Prozess, welcher sich bis zur finalen Aufnahme in ständiger Entwicklung befindet. Also können ursprüngliche Ideen zu Liedern im Verlauf sich in ganz andere Richtung entwickeln. Das endgültige Destillat kann sozusagen eine ganz andere Richtung genommen haben. Ebenso verhält es sich mit der Sprache. Meine Texte können auf Deutsch, Englisch, oder kroatisch stattfinden, da dies Sprachen sind, in denen ich meinen Gedanken Ausdruck geben kann. Auch hier verändert sich die gesungene Sprache im Schreibprozess. Im Endeffekt findet der Text in der Sprache statt, in der er sich passend anfühlt und auch anhört. Das diesmal nichts auf Deutsch geschrieben wurde, hat sich einfach ergeben.
    Im Texten wird da nichts aus Prinzip festgelegt. Ein weiterer Punkt ist, dass eine slawische Sprache beim Hören einfach nett ballert. Zumindest sagen das die Jungs. Abschließend kann man die Frage „wieso gerade Kroatisch?“ beantworten mit: Weil es bunter ist. Und weil wir es können.

    Eure Vinyl ist auf 300 Stück limitiert. Ihr habt die Kosten selber übernommen und bringt das feine Teil auch selber raus. Was waren die Gründe sich gegen ein Label zu entscheiden?

    Danke für das Lob.
    Ähm, wir haben uns nicht gegen ein Label entschieden. Es stand gar keins zur Debatte. Wir wurden nicht angefragt und haben auch nicht gesucht. Wir haben geschaut, wie viel wir in den Pott schmeißen und uns leisten können, und somit das Beste rausgehauen, was wir für das Geld machen konnten. Priorität war hier, von uns allen, wir wollen Vinyl, weil das ganze Ritual des Musik Hörens hierbei anders ist. Die Sounddiskussion will ich hier gar nicht anstoßen, meine Ohren könnten das eh nicht differenzieren. Meine gefühlt wahrgenommene klangliche Wärme einer Vinyl im Vergleich zur CD ist völlig subjektiv. In einem Blindtest würde ich das garantiert verkacken. Aber wie ich eine Schallplatte auflege und höre, ist nun mal eine ganz andere Sache, als wenn ich eine CD einschmeiße. Da passiert einfach was Anderes. Da findet eine heilige Messe statt. Fertig. Unserem Basser Christian war wichtig, dass es 180 Gramm sind. Er sagt, die Qualität ist da besser. Ich habe davon keine Ahnung. I am a simple man. Für mich ist da die Quintessenz, sie ist schwerer, also ist sie auch besser. Klingt logisch. Passt. Blau sollte sie diesmal werden, stimmig zum Coverkonzept. Und wenn man schon eine Vinyl hat, dann ist es auch toll, eine CD dabei zu haben, die man sich auch ins Auto legen oder halt verschenken kann. Ebenso wie den Downloadcode, den es über uns bei bandcamp gibt.

    Ihr habt die neue Scheibe selber aufgenommen, das Design selber erstellt, seid für den Vertrieb/Marketing verantwortlich und macht sonst auch alles im DIY-Geiste. Wie wichtig ist euch kreative Unabhängigkeit?

    Hm, für uns ist das die oberste Maxim.
    SKUM ist der letzte Bereich in unserem Leben, der nicht bis in den letzten Bereich durchoptimiert und nach betriebswirtschaftlichen Regeln ausgerichtet ist. Diese Band ist unsere Bastion des Chaos, Haha! Im Ernst, wir sind nur uns gegenseitig Rechenschaft schuldig und das ist manchmal schon schwer genug. Ich finde es gut und richtig, wie wir das machen. So haben wir die Freiheit, diese Band als Familie zu führen. Es gab immer wieder Phasen in unserer Freundschaft, in dem einer von uns eher schlecht als recht durchs Leben kam. Da war es dann zeitweise nicht möglich, seinen Anteil zum Proberaum beizusteuern oder schlicht im Rahmen von „funktioniert und läuft geradeaus“ durchzugehen. Das haben wir alles zusammen durchgestanden. Diesen Raum muss es innerhalb unserer Band geben. Das ist uns wichtig. Wenn einer eine miese Zeit erlebt und durchhängt, ziehen wir denjenigen halt mit, in dem Vertrauen, dass es irgendwann wieder besser wird. Hätten wir ein eher leistungsorientierten Bandverständnis, welches Erwartungen eines Labels erfüllen und sich auch Gedanken um Zielgruppen machen muss, ist so etwas schwerer umsetzbar. Da wir in unserer Entscheidung unabhängig und auch vom finanziellen Erfolg völlig unabhängig agieren können, haben wir für uns die maximale Freiheit, wie der Mikrokosmos SKUM aussieht. Und mich persönlich stimmt das sehr zufrieden.

    Ich will gerne über ein paar Tracks sprechen. Worum geht es in den Liedern „Cowards“, „Mother Lord“ und „Ruin“?

    In Cowards geht es darum, dass das Wohlergehen und der Reichtum weniger auf den Kosten von vielen gewonnen wird. Und das sind alles unsere Geschwister. Wir alle sind involviert in dieser Mechanik, Cowards, das sind sowohl diejenigen, die sich aktiv am Leid bereichern, als auch wir alle, die wider besseren Wissens so etwas in Kauf nehmen und durch unsere Bequemlichkeit diese Strukturen begünstigen. Wie weit man sich da angesprochen fühlt, muss jeder selbst mit sich ausmachen. Wir leben in einem System, in dem es kaum möglich ist, ohne Widersprüche und Paradoxen auszukommen. Je mehr man sich damit auseinandersetzt, wie man seine Spuren in dieser Welt sauber und ohne Blut lassen möchte, desto schwieriger und frustrierender ist das. Ich denke, dass man dafür auch ein wenig Gelassenheit braucht, um mit der Gewissheit klarzukommen, dass man definitiv Fehler machen wird und dabei trotzdem in seiner Haltung stabil bleibt.

    Mother Lord, hier geht es um die Erwartungen, welche an uns gestellt werden. Dies kann das direkte familiäre Umfeld, die Gesellschaft, aber auch Freunde sein. Weißt du, liebende, reflektierte Eltern oder echte Freunde können einen sehr dabei unterstützen, sich selbst zu finden, und auch weiterzuentwickeln. Auch indem sie dir mal den Kopf waschen, wenn du nur Blech machst oder dich in eine Sackgasse aufmachst, aus der man nur schwer wieder raus kommt. Umgekehrt kann einen ein mieses Umfeld ganz schön negativ unter Druck setzen und in die Scheiße reiten. Oft sind solche Personen selber auch tatsächlich davon überzeugt, alles aus Liebe und Notwendigkeit getan zu haben. „the road to hell is full of good intentions.“ Ein Beispiel hierfür wäre der Vater, der seinem Sohn eintrichtert, dass er immer knallhart und der Beste sein muss, Da wird oft ein überzeichneter Stereotyp als Ideal dargestellt, welches weder gesund noch erreichbar ist. Toxische Männlichkeit ist hier als Beispiel ganz passend. Dieses ganze ach so harte Geseier von krampfhaft harten Typen geht mir so auf den Zeiger. Keiner von denen ist so tough wie seine Mutter. Auch ein Grund, warum das Lied Mother Lord heißt. Darum geht es in dem Song. Es ist für mich und für jene, die sich darin wiederfinden, eine Absage an die Erwartungshaltungen, die an uns gestellt werden. Sei frei, lieb wen und wie du willst. Solange du niemandem Leid zufügst, nimmst du keinem was weg. Du kannst aussehen wie Barbie und dich mit Kernphysik und Schminke auskennen. Du kannst voll der Muskelberg sein und dir trotzdem die Nägel machen lassen und bei Disneyfilmen heulen, und dabei UFC geil finden. Trau dich, die Uniform von Geschlechterrollen und anderen Klischees, die Prinzessin, der Nerd, der Proll, einfach mal abzulegen und zwischen den Stühlen zu tanzen. Früher hätte ich gesagt, bau dir deinen eigenen verdammten Stuhl. Aber darum geht es nicht. Denn der Platz, den du dir aussuchst, ist jetzt vielleicht passend, aber in ein paar Jahren nicht mehr. Und wenn du mit deiner ureigenen Persönlichkeit nun mal voll das Klischee bedienst, quasi die Blaupause bist? Wenn du glücklich so bist, dann bist du auch gut so. Wir entwickeln uns nun mal stetig während unseres Daseins. Und manche Person verfeinert dabei einfach ihr bestehendes Profil, während andere ganz neue Facetten entdecken.

    Ruin, das ist der Versuch, die Situation mit Worten zu umreißen, wenn einem das Leben, wie man es kennt, aus den Händen gerissen wird, und einem nur die Flucht in eine ungewisse Zukunft bleibt. Ein Thema, dass mich nicht erst seit den aktuellsten politischen Ereignissen umtreibt, Es geht um die Verzweiflung, die Angst, der Sehnsucht nach dem Verlorenen und schlicht die Trauer um den Verlust. Es ist ein kurzer Text, bei dem einige Bilder in meinem Kopf kreisen. Schön ist das nicht. Aber gebunden in diesem Lied macht es die mir die Welt leichter.

    Da wir uns Moshpit Passion nennen, könnt ihr uns eine lustige, traurige oder unfassbare Moshpit-Geschichte aus eurer Jugend erzählen?

    Da gibt es bestimmt die eine oder andere Anekdote, aber die meisten davon gehören in den gemütlichen Austausch im privatem Umfeld.
    Cheers!

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    Bildnachweis: Skum (Facebook).

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