Soulfly – „Totem“ (VÖ: 05.08.2022)
Max Cavalera ist seit je her ein verdammt umtriebiger Kerl und so vergeht kaum ein Jahr, in dem es nicht irgendwas Neues von ihm zu hören gibt. Die letzte Platte seiner Hauptkapelle Soulfly liegt aber immerhin schon vier Jahre zurück, was die bisher längste Pause zwischen zwei Soulfly-Scheiben bedeutet.
Seit der letzten Platte hat sich nicht nur in der Welt einiges getan, sondern auch innerhalb der Band, schließlich hat sich Max‘ langjähriger Wegbegleiter und Leadgitarrist Marc Rizzo vom Acker gemacht. Rizzo hat den Sound der Band seit seinem Einstieg 2003 stark mitgeprägt und war sowohl bei Soulfly, als auch bei Cavalera Conspiracy eigentlich kaum noch wegzudenken.
Bei der ersten großen Tournee seit der Pandemie, mit den Brutalo-Deathern 200 Stab Wounds, hat man sich Fear Factory-Klampfer Dino Cazares als Ersatz ins Boot geholt. Der ist auf „Totem“ nicht zu hören, stattdessen wird Max an der Gitarre von Produzent Arthur Rizk und seinem Eternal Champion-Bandkollegen John Powers unterstützt. Deren Leads tun dem Soulfly-Sound sehr gut und bringen eine Menge frischen Wind hinein.
Gewohnter Cavalera-Krawall…
Abgesehen davon bleibt es weitgehend beim Alten. Soll heißen: Es knallt. Und das gewaltig. „Totem“ ist ein brutales Album, dass sich vor allem sehr an der alten Death-Metal-Schule bedient und wenig Platz für Experimente lässt. Max‘ Sohnemann Zyon bringt am Schlagzeug dennoch einige interessante Ideen und Dynamiken ein, welche den exotischen, verspielten Charakter von Soulfly wieder mehr unterstreichen.
Mit „Superstition“ brettert das Album mit aller Brachialität drauf los. Ein gnadenlos Death- und Thrash-Gebolze mit walzendem Chorus, starken Leads und Tribal-Percussion im Finale. „Scouring The Vile“ dreht die Heaviness noch ein Stück auf und kommt sehr dynamisch daher, mit Gastvocals von niemand geringerem als Obituary-Schreihals John Tardy, der die Nummer mit seinem unverkennbaren Gekotze veredelt. „Filth Upon Filth“ und „Rot In Pain“ schließen stilistisch unmittelbar an diese Brecher an und machen ebenso wenig Gefangene.
…nicht ohne Überraschungen
Angefangen mit dem tonnenschweren „The Damage Done“ lassen es die Cavaleras erstmal etwas langsamer angehen, ohne an Härte einzubüßen. „The Ecstasy Of Gold“ startet wieder gewaltig durch mit starkem Death-Metal-Einschlag und wechselt schlussendlich in einen Breakdown mit starkem Solo.
Das folgende Instrumentalstück „Soulfly XII“ stimmt dann zum ersten Mal entspannte Töne an und kommt sogar mit Synthesizer-Klängen daher. Passend zu den meisten anderen, ziemlich kompakten Songs auf „Totem“, ist es mit zweieinhalb Minuten das bisher kürzeste „Soulfly“-Instrumental. Im harten Kontrast dazu zählt das abschließende „Spirit Animal“ satte neuneinhalb Minuten und wartet mit einigen Überraschungen auf. Die Tribal-Klänge in den ersten drei Minuten arten in etwas überladenen Lärm aus, danach nimmt die Nummer aber deutlich Fahrt auf und wartet mit ein paar echten Monsterriffs auf, inklusive Gastvocals von Richie Cavalera (Incite) und Solo von Chris Ulsh (Power Trip). Im letzten Drittel nimmt das Stück experimentelle Züge an, mit Vocals und Hörnern des serbischen Reggea-Musikers Hornsman Coyote, mit dem Max schon 2004 auf „Moses“ zusammengearbeitet hat.
Fazit
„Totem“ ist in etwa das geworden, was man von einem Cavalera-Album anno 2022 erwarten kann. Es ist ein konsistentes Album, das fast durchgehend ordentlich knallt und Spaß macht, dabei aber auch keine Bäume ausreißt und sicherlich nicht als überragendes Album in Erinnerung bleiben wird. Wer Fan der letzten Platten aus dem Hause Cavalera ist, kann hier aber bedenkenlos zugreifen. Die Produktion von Arthur Rizk, der bereits die starke Cavalera Conspiracy-Scheibe „Psychosis“ veredelt hatte, gibt dem Album einen rumpeligen, schmutzigen Old-School-Vibe, der den Krawall-Songs sehr zu Gute kommt. Max ist gut bei Stimme und trümmert mit sauharten Riffs in gewohnt brutaler Manier alles kurz und klein. „Totem“ lässt sich stilistisch, wie auch qualitativ irgendwo zwischen „Enslaved“ und „Ritual“ einordnen und zählt für mich zu den stärksten Soulfly-Alben.
Cover & Tracklist
01 Superstition
02 Scouring The Vile
03 Filth Upon Filth
04 Rot In Pain
05 The Damage Done
06 Totem
07 Ancestors
08 Ecstasy Of Gold
09 Soulfly XII
10 Spirit Animal
Mehr Infos
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Bildnachweis: Nuclear Blast.
+ Deutlicher Old-School-Death-Metal-Einschlag
+ Starke Produktion
+ Erfrischende Soli
+ John Tardy-Gastauftritt
- Wenig Neues und Herausstechendes
- Moshcheck