Stallion – „Christmatized“ (VÖ: 27.11.2020)
Spätestens (!), wenn man das November-Blatt seines Kalenders abgerissen hat und der finale Monat des Jahres angebrochen ist, ist es so weit: Weihnachtslieder, wohin man auch hört. Mariah Carey, Wham!, Chris Rea. Und diese verdammten Sleigh Bells in JEDEM Song. Kling, Glöckchen, Klingelingeling. It’s the most wonderful time of the year. Nein, verdammte Axt. Ist es nicht. Zumindest aus musikalischer Sicht.
Auch wenn gefühlt immer nur dieselben zehn Weihnachtslieder gespielt werden, gibt es zahllose ihrer Art. Jeder zweite Künstler, der seine großen Zeiten hinter sich hat, wirft nach dem obligatorischen Cover-Album auch noch ein verkitschtes Weihnachtsalbum mit seinen Versionen von „Let It Snow“ oder „Jingle Bells“ auf den Markt, um selbst ein bisschen am Weihnachtsgeschäft mitzuverdienen. Auch altgediente Metal-Legenden bilden da leider keine Ausnahme – ja, ich meine euch, Rob Halford und Dee Snider.
Fuck your fucking Sleigh Bells!
Aber es geht auch anders! Das beweisen Stallion mit ihrer am 27. November erschienenen EP „Christmatized“ eindrucksvoll. Die fünf Jungs aus Baden-Württemberg, die seit 2013 den Heavy- und Speed-Metal der glorreichen 80er wiederaufleben lassen, haben nämlich keine mit Kitsch und Sleigh Bells durchzogenen 08/15-Coverversionen eingespielt, sondern sich dem „Genre“ Weihnachtssongs stattdessen mit einem dicken Augenzwinkern und wahnsinnig viel Spielfreude angenommen. Und vor allem schielen sie zu keiner Sekunde darauf, dass ihre Platte an Heiligabend von Altrockern aufgelegt wird, wenn die wenig metalaffine Familie zu Besuch kommt. Stattdessen ziehen Stallion ihren gewohnten Stiefel gnadenlos durch und legen uns eine richtig schön unweihnachtliche und unbesinnliche Speed-Metal-Weihnachts-EP unter den Baum.
Accept lassen grüßen
Ob bei der gelungenen Eigenkomposition „Santa (Can You Hear Me)“, der King-Diamond-Interpretation „No Presents For Christmas“, dem Hit-Medley „Christmatized (A Very Merry Medley)“ oder einem „Let it Snow“-Cover – Frontmann Pauly kreischt und keift, dass die Christbaumkugeln zerbersten und Drummer Aaron drischt so explosiv auf sein Instrument, dass das Christkind vor Schreck von seiner Wolke fällt. Oder wo auch immer es sich so rumtreibt. Besonders viel Spaß bereitet aber – wie immer bei Stallion – das perfekt aufeinander abgestimmte, an Accept und oft auch Judas Priest erinnernde Spiel der beiden Gitarristen Äxxl und Clode.
Fazit
Auch wenn es extrem schade ist, dass Stallion die Releasetour zu ihrer Anfang des Jahres veröffentlichten Platte „Slaves of Time“ ausfallen lassen mussten, hatte die Corona-Zwangspause doch etwas Gutes: „Christmatized“ ist eine der spaßigsten Kombinationen aus Weihnachten und Metal, die je auf Vinyl gepresst wurde. „Santa (Can You Hear Me)“ und „No Presents For Christmas“ sind astreine Heavy-/Speed-Metal-Banger, die – wenn man vom Text einmal absieht – auch auf einer regulären Stallion-Platte berechtigterweise Platz gefunden hätten. Und „Christmatized (A Very Merry Medley)“, in dem Mariah Careys „All I Want For Christmas“, John Lennons „Happy Xmas (War Is Over)“ sowie Paul McCartneys „Wonderful Christmas Time“ headbangtauglich gemacht und schlichtweg „stallionisiert“ werden, macht die drei nervtötend oft gespielten Klassiker endlich wieder hörbar. Einziger Wehrmutstropfen an „Christmatized“: Nach knackigen 15 Minuten ist der Spaß schon vorbei.
Ach ja. Ein paar Euro von den widerlich vielen Milliarden, die in der Weihnachtszeit über die physischen und digitalen Ladenkassen wandern, möchten Stallion natürlich auch abhaben. Deswegen gibt es das auf 275 Stück limitierte „Christmatized Vinyl Box-Set“ für 69,99 Euro. In „Stallion Santa’s Sack“ findet man unter anderem die farbige Vinyl-EP, einen Stallion-Weihnachtspulli und Stallion-Christbaumkugeln. Wenn ihr noch ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Mutti sucht, bekommt ihr das proppevolle Paket HIER.
Cover & Tracklist
1. „Santa (Can You Hear Me)“
2. „No Presents For Christmas“
3. „Christmatized (A Very Merry Medley)“
4. „Let It Snow! Let It Snow!“
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Bildnachweis: Glory Stables Records.