The Haunted – „Songs of Last Resort“ (VÖ: 30.05.2024)
Acht lange Jahre hat es gedauert bis die schwedischen Melodic Death/Thrash/Groove-Metaller von The Haunted sich endlich mit einem neuen Album zurückmeldeten. Album Nr. 10 hört auf den Namen „Songs of Last Resort“ und ist ein ziemlich derbes Brett geworden.
The Haunted gingen Ende der 90er aus den frisch aufgelösten At the Gates hervor und setzten den Sound der Göteborg-Metal-Pioniere mit einer Menge Hardcore– und Groove-Einfluss fort. Anfangs bestand die Band aus den drei At the Gates-Muckern Anders und Jonas Björler an Gitarre und Bass und Adrian Erlandsson am Schlagzeug, sowie aus Patrik Jensen (Witchery, live bei The Halo Effect) an der Gitarre und Peter Dolving am Gesang, der nach dem ersten Album zwischenzeitlich durch Marco Aro (The Resistance, Face Down) ersetzt wurde.
Nachdem man sich mit dem 2003 zurückgekehrten Dolving am Gesang zunehmend in kommerziellere Gefilde entwickelte und dabei bei vielen alten Fans auf nicht mehr allzu große Gegenliebe stieß, brach die Band schließlich zusammen und reformierte sich 2013 mit (mehr oder weniger) neuem Line-Up wieder. Marco Aro kehrte ans Mikro zurück und der ’99 zu Cradle of Filth und schließlich zu Paradise Lost gewechselte Erlandsson nahm wieder auf dem Drumhocker platz. An die Stelle von Anders Björler trat Ola Englund als zweiter Gitarrist, der vielen als Gitarristen-YouTube-Größe und Solar Guitars-Gründer bekannt sein dürfte. Jonas Björler und Patrik Jensen hielten von der Gründung bis heute die Stellung.
Melodisch geradeaus auf’s Maul
Seit dem Neustart setzte man mit „Exit Wounds“ und „Strength in Numbers“ auf bewährt-kompromisslosen thrashigen Sound, der die Fanlager vor allem nach dem kontroversen „Unseen“ wieder deutlich versöhnlicher stimmte.
„Songs of Last Resort“ knüpft dort an und ist ein aggressives, knallhartes Gemisch aus Thrash- und Groove-Metal mit starkem Göteborg-Melodeath-Einschlag. Der Opener „Warhead“ trägt die At the Gates-D.N.A. voll nach außen und ist direkt ein wahres Brett mit maximaler Riffpower und starkem Solo-Part. Bei einem Gitarristenduo wie Jensen und Englund aber eh keine Überraschung. „In Fire Reborn“ hält das hohe Level aufrecht, setzt statt purem Aggro-Geholze aber auf einen melodischen Refrain.
„To Bleed Out“ schlägt, im Wechsel mit deftigem Kopfnicker-Chugging, eine noch wesentlich melodischere Richtung ein und drosselt erstmals das Tempo. Coole Nummer, am stärksten sind The Haunted hier aber vor allem dann, wenn sie mit erhöhter Drehzahl alles kleinhacken, wie zum Beispiel im verdammt spaßigen Riff-Brett „Through the Fire“.
Aber egal ob im Vollgas-Modus oder in Midtempo-Gefilden, The Haunted geben zu jeder Zeit präzise auf’s Maul und geben dabei stets auf eine gewisse Catchiness acht. „Labyrinth of Lies“ entpuppt sich als langsamste und harmloseste Nummer des Albums, aber keine Sorge: Mit den Kommerz-Ausflügen der letzen Dolving-Jahre von The Haunted hat das nichts zu tun. Auch hier brüllt Marco alles mit eine Menge Wut im Bauch nieder. Vor allem dient der Song als coole Abwechslung und gipfelt in einem bockstarken melodischen Solo. In der Digibook-Edition des Albums folgt im Anschluss mit „Feeding the Furnace“ nochmal ein höllisch aggressiver Bonustrack, der keine Gefangenen macht. Der Schlusssong „Letters of Last Resort“ bringt das ganze pessimistisch und finster zu ende. Da sich Marco hier jedoch etwas zurückhält und stattdessen News-Samples und die fiesen Riffs sprechen lässt, hat der Song eher Outro-Charakter, schließt das Album aber extrem stimmig ab.
Fazit
The Haunted ist mit „Songs of Last Resort“ ein sehr starkes Album gelungen, welches man durchaus zu den Glanzstücken der Diskographie zählen kann. Das Klampfer-Gespann Jensen/Englund feuert hier aus allen Rohren und schüttelt sich jede Menge fette Riffs aus den Ärmeln. Frontmann Marco ist durchgehend auf 180 und gibt eine muskulöse, angepisste Performance, die jeden noch so melodischen Song zu einem echten Wutklumpen mutieren lässt. Auch wenn die Vocals etwas eindimensional sein mögen, ist das Album dennoch abwechslungsreich genug und die Songs kommen meist in unter 4 Minuten präzise auf den Punkt.
Besonders „Warhead“ ist ein gewaltiger Brecher, der alle Stärken der Band perfekt vereint. „Songs of Last Resort“ ist aber generell durchweg ein Volltreffer geworden, der ohne Längen und mit variationsreichem Songwriting von Anfang bis Ende Spaß macht.
Cover & Tracklist
01 Warhead (03:39)
02 In Fire Reborn (03:18)
03 Death to the Crown (02:56)
04 To Bleed Out (04:29)
05 Unbound (03:34)
06 Hell is Wasted on the Dead (02:53)
07 Through the Fire (03:01)
08 Collateral Carnage (04:03)
09 Blood Clots (01:30)
10 Salvation Recalled (03:26)
11 Labyrinth of Lies (03:30)
12 Feeding the Furnace (2:32) [Bonustrack]
13 Letters of Last Resort (04:06)
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Bildnachweis: Century Media Records.
+ Starke Gitarrenarbeit
+ Härte und Melodie perfekt vereint
+ Abwechslungsreiches, kompaktes Songwriting
- Moshcheck