Upon Stone – „Dead Mother Moon“ (VÖ: 19.01.2024)
Es scheint als feiere der klassische 90er Jahre Schweden-Melodic-Death-Sound gerade ein kleines, aber hochqualitatives Comeback. Nur nicht in Schweden, sondern in den Vereinigten Staaten. Letztes Jahr lieferten die Amis Majesties mit „Vast Reaches Unclaimed“ ein fantastisches Debut ab, welches den Spirit früher In Flames voller Authentizität und mit haufenweise starker Melodien in die Neuzeit katapultierte. Jetzt bringen Upon Stone mit ihrem ersten Langspieler mehr als adäquaten Nachschub.
Alte Schule in neuem Gewand
Neben In Flames oder Bands wie Gates of Ishtar oder Dismember, sind es aber vor allem At the Gates, die mit ihrem Referenzwerk „Slaughter of the Soul“ Pate für den Sound von Upon Stone stehen. Auch Bands wie Darkest Hour und Shadows Fall (deren Frontmann Brian Fair als Gastsänger in „Paradise Failed“ zu hören ist), die in den 2000ern den Göteborg-Sound in ein Metalcore-Gewand packten, sind hörbare Einflüsse.
Aber keine Sorge: Breakdowns, Klargesang und andere Metalcore-Ästhetiken bleiben dem Album fern. Im Kern ist „Dead Mother Moon“ klassischer Melodic Death Metal, der durch großartige Gitarrenarbeit besticht und eine stetige Balance aus knüppelnder Härte und melodischer Erhabenheit schafft.
Gewisse Hardcore-Einflüsse, besonders im Gesang, lassen sich aber durchaus festmachen und insgesamt gerät der Sound von Upon Stone ein gutes Stück brachialer als beispielsweise bei den Eingangs genannten Majesties.
Drummer Wyatt Bentley knüppelt ordentlich drauf los und die Produktion verleiht seinem Spiel eine Menge Druck und Power. Wenn er die Double-Bass durchdonnert oder zur gelegentlichen Blast-Attacke ausholt, soll das am anderen Ende der Lautsprecher auch gespürt werden.
Reichlich Riffs und reichlich Power
Das Album hat einen gewaltigen Drive und kommt im Affentempo voran. Die Songs geraten dabei aber allesamt äußerst dynamisch und lassen keine Monotonie zu. Besonders „My Destiny; A Weapon“ gelingt der Balanceakt aus derbem Gekloppe und Melodie mit Bravour. Das nachfolgende „Dusk Sang Fairest“ nimmt sich in seiner Wuchtigkeit ein ganzes Stück zurück und stellt Melodie, Atmosphäre und Epik komplett in den Vordergrund. Dieses Wechselspiel geht über die knappe halbe Stunde Laufzeit hinweg voll auf und auch für atmosphärische Interludes wird Zeit gefunden, was den Hörfluss keineswegs eindämmt.
Am Ende gibt es mit der 90er Misfits-Nummer „Dig Up Her Bones“ noch ein Punk-Cover obendrauf, dass sich (vom etwas überbordenden Gröl-Refrain vielleicht mal abgesehen) erstaunlich gut in den Gesamtsound des Albums einfügt, aber nicht unbedingt zu den stärkeren Momenten der Platte gehört. Das Prädikat „Nett“ muss da reichen.
Fazit
Der Rest des Albums schießt über dieses Prädikat immerhin weit hinaus. „Dead Mother Moon“ steckt voller starker Riffs und Melodien und ist ein tempo- und energievolles Album, dass durch seine 32-Minuten-Spielzeit schnörkellos durchbrettert und dabei jede Menge Spaß macht. Das Album ist zu 0,0% weichgespült und bewahrt sich eine ordentliche Portion Härte.
Die Magie eines „The Gallery“ oder „The Jester Race“ wird zwar nie erreicht und bleibt einzigartig in dieser Zeit Mitte der 90er verkapselt, Upon Stone machen hier aber einen sehr guten Job, diesen Sound mit einer Menge Wucht und Riff-Power in die Neuzeit zu hieven. Dazu noch ein tolles Artwork von Andreas Marschall (In Flames, Blind Guardian, Running Wild. Obituary,…) – welches überhaupt erst mein Interesse an diesem Album geweckt hat – und fertig ist ein rundes, beachtliches Debut, dass jedem Old-School-Melodeath-Fan ausdrücklich ans Herz gelegt sei.
Cover & Tracklist
01 Dead Mother Moon
02 Onyx Through the Heart
03 My Destiny; A Weapon
04 Dusk Sang Fairest
05 Paradise Failed (feat. Brain Fair)
06 Nocturnalism
07 To Seek and Follow the Call of Lions
08 The Lantern
09 Dig Up Her Bones (Misfits Cover)
Mehr Infos
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Bildnachweis: Century Media / Sony Music.
+ Tolle Riffs und Melodien
+ 90er Melodeath-Sound mit modernem Anstrich
+ Kraftvolle Produktion
- Misfits-Cover bestenfalls nett
- Moshcheck