Warpath im Interview
Die Hamburger „Warpath“ veröffentlichten jüngst mit „Disharmonic Revelations“ ihr drittes Album nach der Reunion und ihr siebtes insgesamt. Ihr könnt unser Review der neuen Scheibe hier nachlesen:
Aufgrund der Güte des neuen Outputs ließen wir es uns nicht nehmen, der Band zum neuen Album ein paar Fragen zu stellen.
Warpath zum neuen Album, zur Band und zum Weltgeschehen
Mit wem habe ich die Ehre?
Dicker: Vocals
Claudio Illanes, Guitars
Roman Spinka, Guitars
Norman Rieck, Drums
Mit „Disharmonic Revelations“ steht euer drittes Album seit der Reunion in den Startlöchern. Wie fühlt ihr euch im „Warpath“-Lager und wie sind die Resonanzen bisher? Seid ihr mit eurer Arbeit zufrieden?
DICKER : Die Rezensionen sind gut bis sehr gut, und natürlich sind ein paar weniger gut. Wir zu wenig Werbung geschaltet hahaha. Und Ja, von meiner Seite aus bin ich auf jeden Fall mit dem Album zufrieden. Natürlich gibt es immer ein paar Kleinigkeiten, die man hinterher anders hätte machen können oder wollen. Aber irgendwie ist ein Album auch immer eine Art Zeitaufnahme, das ‚hier und jetzt‘ in Sachen Songwriting . Man arbeitet eine gewisse Zeit im Proberaum an den Songs, schreibt die Lyrcis und Vocallines, geht die Sachen durch und dann ins Studio. Zehn Tage für die Aufnahme, zwei für den Mix. Da kann schon was auf der Strecke bleiben. Aber ich finde das Album klingt frisch und spontan, rau und nicht überproduziert. So muss das sein!
NORMAN: Wir haben es endlich geschafft in die TOP 10 des LEGACY-Magazins zu kommen. Das ist eine große Ehre für uns.
„Warpath“ zocken das erste Mal in ihrer langen Geschichte mit zweit Gitarristen. Wie kam es dazu? Eine blöde Frage: Wie genau kann das eigentlich dem neuen Album angehört werden, außer dass 2 neue Leute am Ideenreichtum beteiligt waren?
CLAUDIO: Es gibt jetzt bei WARPATH mehr doppelläufige Gitarrenharmonien, was für mehr Abwechslungsreichtum sorgt. Und das Schöne ist, wir können das dann natürlich auch live perfekt umsetzen. Kompositorisch hat man natürlich auch viel mehr Möglichkeiten.
Ich finde, dass euer Sound auf dem neuen Album richtig schön old school klingt, an allen Ecken und Enden drückt und dem Ganzen ein wenig 90er Groove anhaftet. So musste ich nach Genuss eures Albums seit langer Zeit mal wieder „Chaos AD“ auflegen…
DICKER: Dann haben wir doch schonmal was Gutes getan. In den 90ern gab es ne Menge sehr guter und wegbereitende Alben. Panteras – Cowboys from Hell, Judas Priests Painkiller, Sepulturas – Chaos AD oder Roots, Machine Heads – Burn my eyes, nicht zu vergessen Bands wie Type O Negative oder die Hardcore Szene…
Apropos Sound. Im Vergleich zum direkten Vorgänger „Filthy Bastard Culture“ ist dieser prächtigst von Jörg Uken (Soundloge-Studio) in Szene gesetzt worden. Selbst auf Spotify ist deutlich hörbar, dass es klarer, druckvoller (vor allem im Drumbereich) aus den Boxen dröhnt. Richtig geil!!!
NORMAN: Wir haben auch alles ohne Trigger aufgenommen und die Drums größtenteils uneditiert gelassen. Alles was auf dem Album zu hören ist, wurde auch so gespielt. Die Aufnahmen sind so halt wirklich rough! Da hatte aber auch unser Produzent Jörg Uken immer ein Auge drauf, der ja selber ein sehr guter Drummer ist. Außerdem kann ich glaube ich ganz gut Schlagzeug spielen 😀
Obwohl es euch seit 1991 mit einer etwas längeren Unterbrechung gibt, kommen bei Stichwort „Crème de la Crème des deutschen Thrash Metals“ zunächst andere Bands in den Sinn. Ich habe das Gefühl, ihr wolltet euch mit dem neuen Album Gehör verschaffen und der deutschen Thrash Metal-Szene zeigen, dass mit euch zu rechnen ist.
DICKER: Das musst du den Rest der Band fragen….die haben den Großteil des Materials geschrieben. Ich persönlich denke, es hängt in erster Linie mit unseren neuen Klampfern zusammen: Die sind einfach besser. Außerdem harmonieren sie mehr mit Norman unserem Drummer und die Bandchemie ist eine wesentliche bessere! Das bekommt mit Sicherheit auch der Hörer mit! Und, JA, natürlich ist mit uns zu rechnen!
NORMAN: Ich hab noch nie so easy mit Gitarristen/Songwritern zusammenarbeiten können wie mit Roman und Claudio. Es macht einfach tierisch Spaß.
ROMAN: Bei Creme de la Creme muss man wohl zu Recht KREATOR, SODOM und DESTRUCTION nennen. Dann gab es noch DEW-SCENTED, die waren großartig. TANKARD, DEATHROW HOLY MOSES und DARKNESS kommen direkt danach. Aber damit eins klar ist: JETZT SIND WARPATH AUCH AM START!!!
Der oft „verschmähte“ Gesang eures Shouters Dirk „Digger“ Weiß gleicht für mich diesmal einem Hassbatzen, der allen Kritikern mit seiner Leistung das Maul stopfen möchte. Ich finde, dass seine Performance im Vergleich zum Backkatalog einer deutlichen Leistungssteigerung gleichkommt. Oder passt sein Timbre einfach besser zu den neuen Songs?
DICKER: Die Songs sind schon eine Steilvorlage für mich gewesen. Eine Herausforderung…., die ich, wie ich finde, ganz gut gelöst habe. Das recorden mit Jörg ist anders gelaufen als bei den letzten Alben. Auf der Filthy Bastard Culture habe ich mich selbst in Proberaum aufgenommen, und bei der Bullets for a desert session war ich vom Regieraum weit entfernt, nur über die Kopfhörer verbunden. Es hat alles länger gedauert und es war ständig der Geruch von Grass in der Luft. Das ging schon auf die Stimme. Trotzdem bin ich mit den Alben auch zufrieden! Bei Jörg waren klare Entscheidungen da, keine Debatten und Herumprobierereien. Der versteht seinen Job und was er da macht. Er ist da ein absoluter Profi! Außerdem kenne ich meine Stimme mit jedem Jahr ein bisschen mehr, was natürlich auch nicht von Nachteil ist. Ich singe auch noch in einer zweiten Band, SACRIFIRE, da ist mein Gesangsstil krass anders, viel melodischer!
ROMAN: Ganz ehrlich: Ich finde Dirks Stimme hat nicht nur einen riesen Wiedererkennungswert, sondern gehört definitiv in eine Reihe mit Leuten wie Mille, Schmier, Angelripper oder Marc Grewe! PUNKT!
Obwohl ihr euch in einer engen stilistischen Bandbreite bewegt sind die neuen Tracks doch sehr abwechslungsreich und variieren des Öfteren das Tempo. Habt ihr euch für dieses Album andere Ziele gesteckt oder nur euer ganzes Potential ausgeschöpft? Im Infowisch ist von einem „wesentlich ausgereifteren Songwriting-Ansatz“ zu lesen. Was genau soll das bedeuten und warum erfolgt dieser bei Album Nummer 7?
NORMAN: Wir haben uns mehr Zeit gelassen und größtenteils haben Roman, Claudio und ich die Songs geschrieben. Unser Basser Sören hat auch einen Song beigesteuert. Dirk spielt auch Gitarre und schreibt natürlich Songs. Vielleicht sind es auch unsere durchaus verschiedenen musikalischen Backgrounds die den „Sound“ des Albums bestimmt haben.
ROMAN: Das Ziel war dem Original ‚WARPATH Sound‘ treu zu bleiben, aber dennoch eine Brücke in die Neuzeit zu schlagen. Also quasi Alben wie „Massive“ und „Against Everyone“ mit Claudios und meinen Einflüssen zu verbinden.
Ein weiteres großes Plus dieses Albums ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass konstatiert werden muss: All killers, no fillers! Alle Songs haben das gewisse Etwas. War das Kalkül oder kam das einfach so aus euch heraus?
CLAUDIO: Das ist einfach so entstanden, da gab es kein Kalkül.
ROMAN: Da im Prinzip JEDER in der Band Songs schreibt, versucht man sich natürlich immer gegenseitig zu übertreffen. Das tat der Qualität des Songmaterials sicherlich gut.
NORMAN: Wir haben übrigens bereits 3 neue Songs für’s nächste Album im Kasten.
Mein absoluter Lieblingssong (und bereits Bestandteil meiner allo-time-fave-Spotify-Playlist) ist „Parasite“, der alles birgt, was ein Thrash-Song braucht. Checkt den Song hier:
Welche Songs kommen bei euch am besten an? Welche Bands/Alben habt ihr während der Schaffenszeit gehört und welche Bands/Alben sollten unsere Leser unbedingt mal antesten?
DICKER : Meine Faves sind ganz klar “ The Last one“, “ Parasite“ & “ Egos Aspire“ , aber ich mag auch jeden anderen Song auf diesem Album! Bestimmte Faves, Alben oder Bands hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht!
NORMAN: Alle, wirklich alle! Ich spiele das Album gerne durch…Von Anfang bis zum Ende!
CLAUDIO: „Parasite“, „Unpredictable Past“ und „Resurrection“
ROMAN: Ich liebe „Digitized World“, der fällt musikalisch etwas aus dem Rahmen, ein besonderer Song.
Eine Frage zu den Texten: In „Scars“ habt ihr einen deutsch gesungenen Refrain, was ich schon super passend und als Highlight empfinde. „In Pech und Schwefel, Blindheit, Wut und Zorn. Trieb ich Herz und Seele immer weiter bis nach vorn“. Mich würde ein Blick hinter die Kulissen dieses Songs, der eine Lebensgeschichte aufzeichnet, interessieren?
DICKER: Der Text zeigt einen Teil meines Lebens, und die Narben die ich mir im Laufe des selbigen zugezogen haben und die dazugehörigen Situationen. Letztendlich steckt natürlich in der Kernaussage die Erkenntnis, die ich für mich dabei herausgezogen habe!
Insgesamt nehmen „Warpath“ bei den Texten kein Blatt vor den Mund und verarbeitet das ganze Chaos und den Aufruhr um euch herum. Mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist allerdings eine neue Dimension von Grauen auf die Welt geprasselt, die erst bei VÖ von „Disharmonic Revelations“ zeitlich eintrat. Dennoch ist genau euer Album mein Ventil, um diese ganze Wut, die ich aufgebaut habe, zu kanalisieren. Kuzum: Euer Album kam genau zur richtigen Zeit! Dafür möchte ich mich bei euch bedanken!
DICKER: Der Krieg in der Ukarine…..Für mich kam das mindestens genauso unerwartet , wie für Dich und viele andere Menschen auf diesem Planeten! Unfassbar, daß es in der heutigen Zeit noch zu solchen Handlungen kommt. Verstand genug sollte man eigentlich von allen führenden Politikern dieser Welt erwarten können. Das Krieg und Gewalt keine Lösung sind , scheint an dem Mann, der diesen Krieg ins Leben gerufen hat, völlig vorbeigegangen zu sein. Das das Album textlich und musikalisch da mitten ins Herz der Angelegenheit trifft, ist so gut wie es eigentlich traurig ist. Alleine in der Hinsicht, daß es sich tatsächlich bestätigt. Lügen, Schuldzuweisungen, Tatsachenverdrehungen, Falschinformationen und Unterdrückung, Geld, Macht und Historie sind die Schleier hinter denen sich der wahre Grund für diesen Krieg findet. Es ist schlichtweg ein grausames Verbrechen, Menschen ihr Zuhause, ihre Idee zu leben und das Recht glücklich zu sein einfach zu nehmen.
Die letzten Worte gebühren euch:
NORMAN: Vielen Dank 🙂
ROMAN: Nur der HSV!
CLAUDIO: ‚MOSHPIT PASSION‘ ist ein tolles Format! Auch eure Podcasts auf YOUTUBE sind ziemlich cool. Macht weiter so!
Dicker: Schönes Wochenende und peace on earth!
Warpath haben ihre Visionen umgesetzt und geliefert
01. The Last One
02. Disharmonic Revelations
03. Parasite
04. A Part Of My Identity
05. Visions And Reality
06. Scars
07. Egos Aspire
08. MMXX
09. Resurrection
10. Decisions Fall
11. Digitized World
12. The Unpredictable Past
13. Innocence Lost (Bonus Track)
14. MMXX (Alternative Version) (Bonus Track)
Weitere Infos
Bleibt auf dem Laufenden mit mehr Informationen mitten aus dem Moshpit auf diesen Kanälen:
Bildnachweis: Massacre Records, Massacre Records.