Incantation – „Unholy Deification“ (VÖ: 25.08.2023)
Spricht man von einflussreichen Death Metal Bands darf Incantation wahrlich nicht fehlen. Seit einigen Jahren schießt eine neue Kapelle nach der anderen aus dem Boden, die mehr als deutlich von dem schmutzigen Sound beeinflusst ist, den die Truppe um Frontmann John McEntee seit über 30 Jahren praktiziert.
An diesem hat sich auf Album Nr. 12 grundlegend nicht viel geändert, was wohl auch niemand erwartet hätte. „Unholy Deification“ ist düsterer, brutaler Death Metal wie man ihn von Incantation erwartet.
Zwischen Doom und Raserei
„Offerings (The Swarm) IV“ legt mit bösen Tremolo-Riffs zügig los und Schlagzeuger Kyle Severn brettert gnadenlos nach vorne, ehe das Tempo nach einer Minute stark gezügelt wird. Dabei bleibt es aber natürlich nicht. Incantation legen stets sehr viel Wert auf möglichst dynamisches Songwriting, so gehört schnelle Raserei genauso zum charakteristischen Bandsound wie schleppende Parts, die auch gerne in Doom-Territorium münden. „Concordat (The Pact) I“ verbindet beides noch effektiver und brilliert vor allem mit seinem tonnenschweren Main-Riff, voll mit quietschenden, widerlichen Harmonien, die bei Incantation einfach nicht fehlen dürfen.
„Chalice (Vessel Consanguineous) VIII“ ist ein echtes Riffmonster, das die meiste Zeit kaum vom Gaspedal geht. Im starken Kontrast dazu steht das folgende „Homunculus (Spirit Made Flesh) IX“. Ein bärenstarker schleppender und atmosphärischer Death-Doom-Kracher mit packender Gitarrenarbeit. Ein ganz klares Highlight auf dem Album.
Nach einem Ambient-Intro als Eröffnung der zweiten Albumhälfte, entwickelt sich „Megaron (Sunken Chamber) VI“ ebenfalls zu einem intensiven Brett, das mit so manchem Hammerriff aufwartet. Und irre ich mich, oder kommen John McEntees tiefe Röchel-Vocals hier nochmal ein Stück brutaler daher?
Epischer Abschluss
„Convulse (Words of Power) III“ und besonders „Altar (Unify in Carnage) V” siedeln sich wieder mehr im langsamen Tempo an, wobei Letzterer den Gang aufs Gaspedal ganz sein lässt und sich für mich dabei eher wie ein Zwischenstück anfühlt, um es danach wieder richtig krachen zu lassen. Dieses Versprechen löst „Exile (Defy the False) II“ voll und ganz ein und ist ein dynamisches, intensives Brett mit einigen starken Leadeinlagen und sauharten Riffs.
Zum Schluss geht es mit „Circle (Eye of Ascension) VII“ noch einmal in finsteres Death-Doom-Terrain. Eingeleitet durch Bass und Schlagzeug nimmt die Nummer ab der Hälfte ein bisschen Fahrt auf, ohne an Heaviness einzubüßen. Die gelayerten Vocals in der zweiten Hälfte verleihen eine Wucht und Epik, von der man sich am liebsten noch viel mehr wünscht. Ein mehr als ordentlicher Abschluss allemal.
Jedenfalls vorausgesetzt man hört das Album in der regulären Reihenfolge. Alternativ kann man nämlich den Nummerierungen innerhalb der Songtitel folgen und so die Songs in chronologischer Reihenfolge hören. „Unholy Deification“ ist nämlich ein Konzeptalbum über das Gottwerden und allerlei okkulte Rituale. Mehr über das Konzept erzählt Bassist und Texter Chuck Sherwood im Interview.
Fazit
Incantation kann man nur bedingt als stilistisch breit gefächerte Band bezeichnen. Sie haben ihren Sound und den ziehen sie durch. Der beruht in erster Linie auf Atmosphäre und Riffgewalt. „Gesungene“ Hooks sind sowieso Fehlanzeige, weswegen diese Elemente umso elementarer sind. In beiden Punkten trifft „Unholy Deification“ genau ins Schwarze. Viel bahnbrechendes Neues kann man jedoch nicht erwarten und die Band liefert das, wofür man sie kennt. Das jedoch auf sehr, sehr hohem Niveau. Nicht jeder Song schafft es richtig hängen zu bleiben und seine eigene Identität zu entwickeln, andere schaffen dies mit Bravour und die Highlights überwiegen. Richtige Durchhänger gibt es keine und das Album ist super getaktet, sodass es im Flug vergeht, zumal die Songs selten auf der Stelle stehen und oft willkommene Wendungen nehmen. Eine gewisse Eintönigkeit bringt die Band erzwungenermaßen von Grund auf mit, an dieser werden sich manche mehr stören als andere. Wer ohnehin Fan von Incantation ist, wird mit dem Album sicherlich keine Probleme haben. Die Produktion gerät noch etwas wuchtiger und schmutziger als auf den Vorgängern und vor allem doomige Nummern wie „Homunculus (Spirit Made Flesh) IX“ dröhnen mit jeder Menge Wucht aus den Boxen.
Cover & Tracklist
01 Offerings (The Swarm) IV
02 Concordat (The Pact) I
03 Chalice (Vessel Consanguineous) VIII
04 Homunculus (Spirit Made Flesh) IX
05 Invocation (Chthonic Merge) X
06 Megaron (Sunken Chamber) VI
07 Convulse (Words of Power) III
08 Altar (Unify in Carnage) V
09 Exile (Defy the False) II
10 Circle (Eye of Ascension) VII
Mehr Infos
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Bildnachweis: Relapse Records.
+ Dynamische Songs voller Wendungen
+ Starke, brutale Riffs
+ Interessantes Konzept
- Einige Songs fühlen sich etwas gleichförmig an
- Moshcheck