Die Florida Death Metal Legende Obituary ist 5 Jahre nach dem selbstbetitelten Album zurück mit ihrem neuen Album Dying of Everything.
Wat schriev mer en su enem Fall?
Was schreibt man in so einem Fall? Der Titel eines Songs meiner liebsten Kölner Band, die mit Metal nix am Hut hat, passt zu vorliegender Scheibe wie das Mett aufs Brötchen.
Ganz genau, was schreibt man über eine Band, die eigentlich seit 34 Jahren mehr oder weniger den gleichen Stil fährt? Man kann so etwas natürlich kritisieren. Man kann der Band vorwerfen, unkreativ zu sein. Natürlich darf man es langweilig finden. Man kann es aber auch gutheißen und sich einfach freuen, dass es Konstanten gibt und dass Bands existieren, die sich keinem Trend anbiedern.
Genau so ein Fall ist Obituary. Ähnlich wie Motörhead oder meinetwegen AC/DC findet man Änderungen im Sound und Songwriting nur marginal.
Stillstand ist der Tod…auch bei Obituary?
So darf man auch bei der neuesten Veröffentlichung nicht davon ausgehen, dass Obituary ihren Still grundlegend geändert haben. Das ist gut so!
Auch Dying of Everything bietet überwiegend im Midtempo angesiedelten Florida Death Metal, der einmal mehr massiv von Celtic Frost beeinflusst ist.
Trevor Peres‘ Gitarrensound erkennt man beim ersten Ton und spätestens nach dem ersten Durchgang des ersten Riffs weiss man, wer hier spielt. Ganz zu schweigen von John Tardys‘ Vocals, die noch genauso krank klingen wie vor 30 Jahren und zum Wiedererkennungsmerkmal Nummer Eins geworden sind.
Und was ist jetzt so toll daran?
Wie bereits erwähnt, waren großartige Änderungen im Stil von Obituary eher selten. Nimmt man mal World Demise von 1994 raus, dass die Die Hard Fans mit leichten Industrial Spielereien schockierte, gibt es seit jeher schnörkellosen Death Metal auf die Ohren, der zwar heute nicht mehr sonderlich innovativ und noch weniger progressiv ist aber dafür einfach Bock macht.
Obituary beschränken sich auch Anno 2023 auf relativ simple Songstrukturen mit wenigen Riffs pro Song, die dafür aber sofort im Ohr hängen bleiben.
Songs wie der Titeltrack ballern auch tempo mäßig ordentlich nach vorn und lassen die ein oder andere Erinnerung an die frühen 90er aufkommen, als Obituary mit Cause of Death und The End Complete zur Speerspitze der Szene zählten.
Aber die Band auf Vergleiche mit den ersten 3 Alben zu limitieren, wäre zu billig. Schließlich gab es danach noch viele gute bis sehr gute Alben zu entdecken. Die Qualität eines Obituary Albums definiert sich in der Bissigkeit der Songs und im Sound. Auch hier ist sicherlich Diskussionspotential vorhanden. Ich finde allerdings, dass der Sound organischer und fetter daher kommt als auf den letzten Alben. Die Gitarren sind allenfalls einen Ticken zu laut im Vergleich zum Rest. Aber damit kann ICH leben. Obituary präsentieren sich auf Dying of Everything wieder deutlich bissiger und zielgerichteter. Die Songs haben deutlich mehr Stringenz als auf den letzten (guten) Alben und man hört einfach, dass die Band Bock hat.
Das einzige, was mir nicht so ganz in den Kopf geht, ist das Coverartwork vom leider 2022 verstorbenen polnischen Künstler Mariusz Lewandowski. Das ist zwar Lewandowski-typisch vom Allerfeinsten, passt für mich aber nur bedingt zu einer Death Metal Band.
Weitere Infos, Bezugsquellen und Formate findest Du in unserem Newsbeitrag
01. Barely alive
02. The wrong time
03. Without a conscience
04. War
05. Dying of everything
06. My will to live
07. By the dawn
08. Weaponize the hate
09. Torn apart
10. Be warned
Bildnachweis: Relapse Records.