Rotting Demise im Interview
Mit „My Whole Wrath“ legen die Ruhrpottler von „Rotting Demise“ ein Albumeinstand nach Maß vor. Das am 03.02.2023 im Rahmen einer hochkarätig besetzten Releaseshow mit „Grima“ und „Kanonenfieber“ erscheinende Album (hier geht es zum Review) ist es Wert, dem Quintett ein paar Fragen zu stellen.
Rotting Demise äußern sich zum Genre, zu den Texten und zu noch ganz viel mehr
Hallo „Rotting Demise“! Mein Name ist Clement und ich schreibe für Moshpit Passion. Mit wem habe ich die Ehre?
Hey Skullment! Wir sind „Rotting Demise“, eine fünf köpfige Truppe aus dem Ruhrgebiet.
Damian – Gesang, Max – Gitarre, Alex – Gitarre, Marco – Bass, Chris – Drum
Unsere Leser möchten euch gerne kennenlernen. Erzählt mal ein wenig von euch. Beispielhaft: Was ihr neben der Musik so macht und wie ihr zu „Rotting Demise“ gefunden habt.
Wir sind natürlich alle arbeiten^^. Von Logistikdienstleister, über Kommissionierung, IT-Systemtechnik, Bau bis hin zum Studium.
Die Frage wie wir uns gefunden haben, würden wir gerne mit einem „wieder gefunden“ deklarieren. Max ist 2020 bereits einmal bei Rotting Demise vorstellig gewesen, hat sich damals aber entschieden nicht aktiv am Projekt teil zunehmen, aufgrund von verschiedenen Faktoren. Als Damian im Juni 2021 gepostet hat, dass die Band kurz vor dem Aus steht, hat sich Max direkt bei ihm gemeldet und gemeinsam haben die beiden den Karren wahrlich aus dem Dreck gezogen. An der Stelle möchten wir dazu sagen, dass die Band über 4 Jahre von vielen Besatzungswechseln geplagt und gebeutelt wurde, was sämtliche Prozesse extrem belastet und in die Länge gezogen hat.
Weiter im Kontext… Nachdem Max im Boot war, dauerte es nicht lang und es waren ein neuer Drummer, und Gitarrist gefunden. Selbst in dieser Zeit, blieb uns der Wechsel zweier Mitglieder leider nicht erspart. Allerdings haben wir dadurch zu Chris und Marco gefunden. Somit stehen wir in der heutigen Besatzung, mit einer druckfrischen Platte am Start und bereit dazu, mit euch gemeinsam die Clubs in Schutt und Asche zu zerlegen!
Zunächst ein Lob für das ziemlich geile Cover-Artwork von „My Whole Wrath“! Ich wurde sofort an eine „The Walking Dead“-Szenerie erinnert, wo die Gruppe merkt, von wem das reichlich vorhandene Fleisch in Terminus abstammt…der Typ mit der Motorsäge sieht auch aus wie ein mutierter Daryl aus. Wer zeichnet sich künstlerisch dafür verantwortlich?
Das Artwork wurde von Andreas Christanetoff von Armaada ART gezeichnet. (ein russischer Künstler) Dieser hat bereits für Größen wie Acranius gearbeitet.
Ihr habt bisher eine EP veröffentlicht, deren drei Songs sich auch eurem ersten Album wiederfinden. Allerdings sind die Songs neu eingespielt worden, oder? Denn sie haben einen viel fetteren und differenziert klingenderen Sound. Wer hat euch produktionstechnisch unter die Arme gegriffen?
JA, wir haben alle drei Songs neu eingespielt, zum einen, weil die Band über die Jahre und Besatzungswechsel stetig gewachsen ist und auf ein Neues heraus gefordert wurde. Und zum Anderen, weil wir grundsätzlich wollten, dass jeder seinen Stil, auch in die vorhandenen Songs einbringen kann.
Wir sind diesbezüglich sehr Dankbar über die Hilfe unseres Produzenten Jens, von den AMP Studios!
Bei Anblick der Tracklist wird sofort klar, wohin die lyrische Reise hingeht. Neben den typischen Death Metal-Themen scheint euer Sänger Damian, der sich für die Lyrics verantwortlich zeichnet, auch ein Ventil zu suchen, um seine inneren Dämonen zu entlassen. Wie wichtig sind euch die Texte und die Themen, die darin verarbeitet wurden?
Vollkommen richtig! Ja, Damian ist für sämtliche Texte verantwortlich.
Lyrisch legen wir sehr viel Wert auf einen Sinn! Viele Bands behandeln die gleichen, ausgelutschten Themen… Mord, Totschlag und so weiter… Klar behandeln wir auch den Tod ausführlich und explizit in unseren Texten. Allerdings versuchen wir der Sache immer wieder einen gewissen „Sinn“ oder einen besonderen Ausdruck zu verleihen. Damian spricht in seinen Texten viele Sachen und Themen an, „Kayakos Grudge“ handelt vom Film „the Grudge“, „No Time to Die“ handelt vom Film „Castle Freak“, zu „Sleepy Hollow“ muss nicht viel gesagt werden, der Name sagt alles und zu guter Letzt hätten wir da noch „Arachnophobia“ um mal die Liste der Lyriken abzuschließen, welche an Filme geknüpft sind.
Wir haben aber auch durchaus kritischere Texte. „Rot in Demise“, zum Beispiel, behandelt das Thema der Pädophilie und wie wir mit solch gestörten Persönlichkeiten umgehen würden.
Ein weiteres Eisen in unserem Schmiedefeuer nennt sich „Gods Fallen Kingdom“ (bereits für das Album Nr.2) und ist sehr kritisch im Bezug auf Religionen.
Musikalisch seid ihr im Death Metal verortet, seid sehr rifflastig und habt mit Damian einen Growler, der auch Pig-Squeals kann. Mir gefällt vor allem, dass ihr musikalisch Dreck gefressen habt und nicht so technisch hochpoliert seid. Dennoch seid ihr sehr detailverliebt und scheut euch nicht, Melodien einzubauen. Insgesamt klingt ihr sehr eigenständig. Wer stand Pate für den Sound und wie geht ihr vor beim Songwriting?
Der Death Metal soll natürlich in erster Linie bei uns stehen, allerdings wollen wir auch ein großes Stück aus dem Black Metal mit in unsere Songs einbeziehen. Wieso? Ganz klar! Atmosphäre ist das Zauberwort! Der Death Metal bringt die Härte, welche wir einfach benötigen, der Black Metal bringt die Atmosphäre und Stimmung, welche unseren Liedern und Lyriken die Gewisse Ernsthaftigkeit verleiht. Das spiegelt sich in gewissen Gitarrenparts, aber auch in Damians vielfältiger Stimme wieder. Er growlt und nutzt Squeals, verwendet aber auch Screams, was den Songs final natürlich eine gewisse Fülle verleiht.
Wir haben keinen geplanten Writingprozess. Meistens bringt einer der Saitenspieler ein Riff oder eine Melodie bei der Probe an und wir bauen was draus, weils schlichtweg geil klingt.
Max hatte einen solchen Moment mit „Decay of Time“ und Alex mit Kayako´s Grudge.
Trotz einiger Tempovariationen haltet ihr „My Whole Wrath“ meist im Midtempo. Ihr legt sehr viel Wert auf Groove und Dynamik und baut mächtig Druck in den Songs auf. So richtig old school klingt das meines Erachtens nicht, ihr habt schon einige moderne Metal respektive Deathcore-Bands auf Shirts stehen, oder?
Druck und Dynamik sind, grade in dem Genre, wichtig! Sonst wird es zu dem berühmten Einheitsbrei und natürlich experimentieren auch wir mit gewissen Sprüngen in den Corebereich. Vlt. Kann man es ja auch als modernen Deathmetal bezeichnen
Auf einen Song am Ende möchte ich hier ausdrücklich eingehen, denn mit dem am Ende stehenden „Decay Of Time“ treibt ihr schon fast Gefühlsduselei, da ihr immens intensiv und fast schon melancholisch werdet. Ein Song mit vielen Facetten, der einen Ausblick darüber geben könnte, wohin die Reise mit „Rotting Demise“ noch hingehen wird? Quasi euer „As I Die“?
Als ein „As i Die“ im Paradise Lost – Stil möchten wir dieses nicht bezeichnen, da wir uns beim Writingprozess keinerlei Vorgaben oder Knotenpunkte setzen. Also ein klares NEIN. „Decay of Time“ ist tatsächlich ein Song des Zufalls. Max spielte aus Jux und Tollerei im Proberaum die Anfangsmelodie, auf welche Damian sofort angesprungen ist, mit der Aussage, „DARAUS MUSST DU WAS MACHEN!!!“. 3 Wochen später stand das Grundgerüst des Songs.
Melancholie und eine gewisse melancholische Atmosphäre ist genau das, was wir mit diesem Song treffen möchten, allerdings möchten wir mit dem Song auch motivieren!
Wieso? Weil „Decay of Time“ von der Urangst des Menschen handelt. Dem Verlust von allem. Stück für Stück alles zu verlieren, was ein einzelner im Leben hat, bis hin zum eigenen Tod. Wir möchten damit auch ein Stück erinnern, dass das Leben selbst einmalig und eigentlich viel zu kurz ist um es zu verschwenden. Wenn ihr Träume und Wünsche habt, erfüllt sie euch! Wenn ihr euch Dinge vornehmt, lieber gleich, als irgendwann! Das Leben ist zu kurz, um alles auf die lange Bank zu schieben!
Veröffentlicht ihr euer Album eigentlich über ein Label? Auf „Powermetal.de“ las ich etwas von „Black Serpent Promotion“.
Powermetal.de selbst haben die gleiche Frage in ihrem Interview gebracht und wir möchten diese genauso beantworten.
Wir haben schlichtweg, während der Produktion, festgestellt, dass wir einfach unterschiedliche Vorstellungen und Interessen haben. Somit haben wir den Deal in beiderseitigem Einvernehmen rückabgewickelt.
Ihr seid noch nicht lange unter dem Banner „Rotting Demise“ aktiv. Wie beurteilt ihr die Death Metal-Szene in eurer Heimat? Unterstützen sich die Bands oder legen sie sich gegenseitig Steine in den Weg? Wie schwer ist es, an gute Gigs zu kommen und wie sieht die Zusammenarbeit mit den Bookern bzw. Veranstaltern aus?
Also die Band „Rotting Demise“ gibt es nunmehr 5 Jahre. Die Szenerie in der Heimat ist tatsächlich sehr weit gestreut, von ambitionierten Musikern, welche die helfende Hand brauchen, bis hin zu Musikern, welche lieber nur im Proberaum bleiben und final gibt’s dann noch ein paar Truppen, welche, wie wir, so weit wie es nur möglich ist kommen wollen.
Die Unterstützung selbst ist überragend! Wir selbst arbeiten in einem sehr engen Kontakt mit den Jungs von Torment of Souls zusammen. Beste Grüße an der Stelle! Jungs, wird Zeit wieder einen Club zu zerlegen.
Die Booker und Veranstalter sind durch die Bank alle sehr freundlich und kompetent. Allerdings merkt man natürlich, dass 3 Jahre Corona nicht mal so auf oder nach geholt werden können. Somit sind unsere Terminkalender natürlich noch mit reichlich Platz bestückt.
Wir möchten an der Stelle die Möglichkeit nutzen um Booker und Veranstalter an zu sprechen. Wenn ihr Rotting Demise bei euch haben möchtet, dann schreibt uns gerne eine Mail an:
rottiung.demise_official@outlook.com
Ihr agiert mit Corpsepaint. Wie kanm es dazu und wie wichtig ist euch eure Bühnenperformance?
Das Corpsepaint ist seit Beginn der Band ein Bestandteil dieser. Es macht uns aus. Es ist sozusagen die Verbindung zwischen unserer Musik und der Aktion, welche wir auf der Bühne selbst machen um das Publikum abzuholen. Es rundet das Gesamtbild einfach ab und die Fans mögen es auch.
Wann geht ihr mal in NRW/Deutschland auf eine längere Tour und welche Band würdet ihr mitnehmen wollen?
Das „wann“ können wir Tatsache nicht beantworten, da wir alle Berufstätig sind und schlichtweg nicht wissen, was die Zeit bringt und wie es sich mit dem Job vereinbaren lässt. Allerdings arbeiten wir grade daran,für spätestens 2024 wenigstens eine kleinere Tour im Rahmen der Urlaubsplanung auf die Beine zu stellen.
Die Frage der Band möchten wir gerne mit „Torment of Souls“ beantworten!
Wohin soll die Reise mit „Rotting Demise“ noch gehen? Was genau habt ihr euch als Ziel gesteckt?
Kurzum, möchten wir so weit wie möglich mit der Band kommen und natürlich auch auf die richtig großen Bühnen.
Welche Bands/Alben sollten unsere Leser unbedingt mal anchecken, welche Bücher sollten sie lesen?
Also ihr müsst auf jeden Fall die Jungs von Torment of Souls checken. So einen Abriss sieht und hört man selten. Bücher ist eine gute Frage, da wir alle einen ziemlich unterschiedlichen Literaturgeschmack haben.^^
Die letzten Worte gebühren euch:
Wir möchten uns zuerst bedanken, bei unseren Fans, unseren Familien und allen, die uns die letzten Jahre unterstützt und supportet haben, allen voran den AMP Studios, Merch Devil und den Jungs von Torment of Souls, die sich grade beide Beine ausreissen um uns zu supporten.
Desweiteren möchten wir natürlich auch eine Bitte an alle Leser und Fans richten. Die letzten 3 Jahren haben die komplette Veranstaltungs und Kulturbranche dermaßen gebeutelt, dass schier katastrophale Zustände herrschen. Die Bands spielen mitunter vor grade mal 30 Leuten, in einem Club, der für 250 ausgelegt ist. Die Veranstalter planen und hauen sich die Nächte um die Ohren, nur um mit +-0 au der Veranstaltung zu gehen. Und die Bands greifen mehr und mehr in die Private Kasse um Merch und Cd´s zu finanzieren.
Also geht bitte auf die Shows! Supportet den Underground! Helft auch kleinen Bands, was auf die Beine zu stellen. Kauft die CD´s und den Merch! Nur so kann die Szene überleben und nur so können euch viele gute Bands weiterhin mit saugeiler Musik versorgen!
Ich danke euch und wünsche euch und „Rotting Demise“ alles Gute!
Wir danken dir, für dieses Interview und euren Support!
Bildnachweis: Rotting Demise, Rotting Demise.