„Thrash of the Titans“ mit Testament, Obituary, Destruction & Nervosa
Anlässlich ihres brandneuen, fantastischen Albums „Para Bellum“ sind die Bay-Area-Thrash-Größen Testament momentan auf großer Europa-Tour unterwegs, mit einem Line-Up, dass es wirklich in sich hat. Co-Headliner sind die Florida-Death-Metal-Legenden Obituary, die das 35-jährige Jubiläum ihres Klassikeralbums „Cause of Death“ feiern. Außerdem dabei sind die deutschen Thrash-Urgesteine Destruction und die brasilianischen, mittlerweile in Griechenland ansässigen Death-Thrasherinnen Nervosa.
Ich war am 14. November in der rappelvollen Großen Freiheit 36 in Hamburg am Start und habe diesen lauten, intensiven Abend mit der Kamera festhalten können.
Nervosa
Den Start machen Nervosa, die Death-/Thrash-Truppe um Gitarristin – und seit ein paar Jahren auch Sängerin – Prika Amaral. Auch wenn ich die Band zwar stets als eine der größeren, relevanten modernen Thrash-Metal-Bands wahrgenommen habe, hatte ich mich bislang noch nie so richtig mit ihrer Musik beschäftigt. Besondere Erwartungen hatte ich entsprechend nicht, Prika & Co. haben aber von Anfang an einen ziemlich deftigen, energetischen Abriss hingelegt und in einer knappen halben Stunde für ordentlich Stimmung gesorgt. Brasilien und Thrash Metal sind schließlich eine exzellente Kombo.
Setlist
01 Seed of Death
02 Behind the Wall
03 Kill the Silence
04 Perpetual Chaos
05 Venomous
06 Jailbreak
07 Endless Ambition
Destruction
Sportliche 15 Minuten später geht es weiter mit einem der Aushängeschilder des teutonischen Thrash Metals: Destruction. Die haben eine erwartbare Mischung aus Evergreens und Songs ihres aktuellen Albums abgefeuert und diese tight und super professionell runtergespielt. „Curse the Gods“ oder „Bestial Invasion“ gehen sowieso immer, Überraschungen bleiben aber aus. Nichtsdestotrotz, wer Schmier und seine Mannschaft schon mal live gesehen hat, weiß, warum diese Band auch 40 Jahre nach ihrem Debutalbum immer noch so groß und gefragt ist. Das Line-Up ist, wie der Chef selbst, super aufgelegt und auch die neuen Stücke machen live eine Menge Spaß.
Setlist
01 Curse the Gods
02 Nailed to the Cross
03 Scumbag Human Race
04 Mad Butcher
05 No Kings – No Masters
06 Thrash Til Death
07 Bestial Invasion
08 Destruction
Obituary
Für eine Tour unter dem Namen „Thrash of the Titans“ mögen Obituary mit ihrer tendenziell etwas lahmarschigeren Gangart zwar etwas unpassend wirken, doch sind die Genre-Urgesteine live immer noch so fantastisch, dass ich kaum erwarten konnte, sie nach ihrem großartigen Auftritt beim diesjährigen Wacken Open Air wiederzusehen. Und auch mit einer fast identischen Setlist haben mich die Amis erneut komplett umgehauen. Dieser ultra prägnante, dröhnende Gitarrensound, diese fetten Drums, diese Stimme! Es ist alles einfach perfekt. Obituary gehören für mich zu den am besten klingenden Livebands überhaupt. Dass für sie momentan alles im Zeichen von „Cause of Death“ steht, macht die Sache nur noch besser. „Infected“, „Body Bag“ oder „Dying“ sind live der Wahnsinn und walzen mit ihren simplen, aber maximal effektiven Riffs alles nieder.
Und auch andere Klassiker wie „I’m in Pain“, ihr Cover von „Circle of the Tyrants“ und natürlich das obligatorische „Slowly We Rot“ am Ende sind für mein Death-Metal-Herz Freude pur. Einziger Unterschied zu ihrer Tour im Sommer diesen Jahres: Statt nach „Redneck Stomp“ mit zwei Nummern des „Back from the Dead“-Albums loszulegen, gab es dieses Mal mit „Sentence Day“ und „A Lesson in Vengeance“ zwei Brecher ihres selbstbetitelten Albums auf die Ohren. So oder so eine Wahnsinnsshow.
Setlist
01 Redneck Stomp
02 Sentence Day
03 A Lesson in Vengeance
04 The Wrong Time
05 Infected
06 Body Bag
07 Dying
08 Cause of Death
09 Circle of the Tyrants (Celtic Frost Cover)
10 Chopped in Half
11 Turned Inside Out
12 I’m in Pain
13 Slowly We Rot
Testament
Nach diesem Vollabriss ist es Zeit für die großen Headliner: Die mächtigen Testament. Mit „Para Bellum“ haben sie mich wieder komplett erwischt und ein total frisches, energetisches Album abgeliefert. Und auch live fahren die Herren immer noch große Geschütze auf. Ihr neues Hammeralbum kommt mit zwei Songs auf dieser Tour leider noch recht kurz, dafür hat man einige andere Knaller im Gepäck. Zu meiner Überraschung hält man sich mit Klassikern der unsterblichen „The Legacy“ und „The New Order“ sehr zurück. Wahrscheinlich vor allem weil man beide Alben bereits im letzten Jahr ausgiebig betourte, so auch auf dem letztjährigen Wacken, wo ich zum ersten Mal in den Live-Genuss der Thrash-Titanen gekommen bin und sogar ein nettes Interview mit Eric Peterson und Neu-Drummer Chris Dovas führen konnte (und meine Originalpressungen der ersten beiden Alben verloren habe… lange Geschichte…).
Zwischen Klassikern und Überraschungen
Den Anfang macht das wuchtige „D.N.R. (Do Not Resuscitate)“ von der überragenden „The Gathering“-Scheibe. Absolut passend für die brutale Gangart des neuen Albums, mit dessen Songs man sich aber noch für eine Weile zurückhält. Mit „WWIII“ gibt es erstmal noch eine Nummer ihres letzten Albums und für mich nochmals die Bestätigung, dass die Band mit „Para Bellum“ dessen Vorgänger um ein Vielfaches übertroffen hat.
Dann gibt es die doppelte Ladung „Practice What You Preach“ mit dem klassischen Titeltrack und dem nicht minder starken „Sins of Omission“. Ein weiteres, diesmal thematisches Doppelpack gibt es mit dem hymnischen Knaller „Native Blood“, gefolgt von der epischen Powerballade „Trail of Tears“, mit der ich niemals gerechnet hätte, zumal sie das Stück vor diesem Jahr zuletzt 2008 zum besten gegeben haben. Testament haben in meinen Augen ein tolles Händchen für Balladen, wie sie auch auf dem aktuellen Album nach langer Zeit wieder beweisen, und bringen dadurch eine schöne Abwechslung ins Set. Dem Idioten vor mir hat das offenbar so gar nicht geschmeckt, was ihn dazu bewegte, einen Becher auf die Bühne zu schmeißen und sich mit angepisster Miene vom Acker zu machen. Wie gut, dass es später mit dem wunderschönen „Return to Serenity“ sogar noch eine, noch ruhigere Ballade gab!
So gerne ich noch mehr vom neuen Album gehört hätte, hat man immerhin mit „Infanticide A.I.“ und „Shadow People“ zwei absolute Brecher im Doppelpack ausgeteilt, die live die gleiche Intensität und Power innehaben. Zum Abschluss gibt es mit dem hard-rockigen „Electric Crown“ und dem Thrash-Evergreen „Into the Pit“ noch zwei absolute Klassiker auf die Ohren. Ein „Over the Wall“ oder „The Haunting“ hätte ich zwar noch vertragen können, aber man kann ja nicht alles haben.
Setlist
01 D.N.R. (Do Not Resuscitate)
02 WWIII
03 Practice What You Preach
04 Sins of Omission
05 Native Blood
06 Trail of Tears
07 Low
08 More Than Meets the Eye
09 Drum Solo
10 First Strike Is Deadly
11 Infanticide A.I.
12 Shadow People
13 Return to Serenity
14 Electric Crown
15 Into the Pit
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