Warbringer – „Wrath and Ruin“ (VÖ: 14.03.2025)
Im letzten Jahr schien eine regelrechte Thrash-Flaute geherrscht zu haben. Neben ein paar kleinen Juwelen von Bands wie Desolus oder Spitfire, gab es nur eine kleine Handvoll nennenswerter großer Releases. 2025 sieht schon jetzt nach dem genauen Gegenteil aus. Neben einiger Genregiganten, von denen wir in diesem Jahr noch mit großer Wahrscheinlichkeit hören werden (Testament, Anthrax, Sodom), haben gerade erst letzte Woche Destruction ein solides, spaßiges Brett abgeliefert, Sacrifice legten vor kurzem eine mehr als ordentliche Comeback-Scheibe vor und jetzt kehren Warbringer mit ihrem heißerwarteten siebten Album zurück.
„Weapons of Tomorrow“ hat mich 2020 regelrecht umgehauen und präsentierte die 2004 gegründeten Thrasher in absoluter Höchstform. Das einstige Thrash-Revival, dem Warbringer angehörten scheint mittlerweile mehr als abgeflacht und einige Bands (und deren Brieftaschen) scheinen diesem Genre nicht mehr viel abgewinnen zu können und haben sich inzwischen in kommerziellere Gefilde aufgemacht, die deren Wurzeln teilweise nicht mehr ansatzweise erkennen lassen. Warbringer feuern derweil immer noch aus allen Rohren und zeigen sich auch auf „Wrath and Ruin“ von ihrer furiosen, hungrigen und besten Seite. So cool old-schoolig die Kalifornier beispielsweise auf ihrem 2008er Debut drauflos dreschten: Warbringer sind mit den Jahren nur noch viel besser und ausgereifter geworden und zu grandiosen Songwritern herangewachsen.
Zwischen Zerstörungswahn und finsteren Klängen
Der sechsminütige Opener „The Sword and the Cross“ setzt direkt ein riesiges Ausrufezeichen und ist ein gewaltiges Thrash-Brett. Packend, komplex, perfekt ausbalanciert zwischen technischem Anspruch und Stumpfsinn an den richtigen Stellen und ausgestattet mit einer unbändigen Aggression, die sich vor allem durch John Kevills mächtige Vocal-Performance äußert.
„A Better World“ kommt etwas kompakter daher, setzt dem aber noch gekonnt eins drauf und drückt bis zum Ende auf Vollgas. Der Song hat einen willkommenen Melodic Death Metal-Einschlag, der der Band extrem gut zu Gesicht steht. „Neuromancer“ drosselt das Tempo in der ersten Hälfte deutlich, weiß aber gekonnt nicht minder brutal reinzuhauen und wartet nicht nur mit einer intensiven Nackelmuskelbearbeitung, sondern auch mit fantastischen Leads auf, an denen es auf der ganzen Scheibe sowieso keinen Mangel gibt. Auch kommt hier das Bassspiel besonders gut zum Tragen.
„The Jackhammer“ geht danach wieder auf volle Speed-Attacke und erweist sich zwar nicht unbedingt als eines der herausragenderen Stücke, erfüllt aber als recht kurzer Thrash-Abriss seinen Zweck mit Bravour und macht seinem Namen alle Ehre. „Through a Glass, Darkly“ macht es wieder etwas spannender. Ruhiges Intro, schleppendes Tempo, finstere Stimmung mit leicht spürbaren Black-Metal-Anleihen und melodischen Leads. Über allem ein John Kevill, der hier absolut brilliert und in seinen Screams jede Menge Emotionen und die tiefpessimistische Stimmung perfekt rüberbringt.
Im Kontrast dazu zieht „Strike from the Sky“ das Tempo wieder maximal an und ist ein simpel gestrickter, mit massig Energie reinhauender Thrasher mit Highspeed-Riffing, manischen Schreien, Gangshouts und Mosh-Part wie direkt aus den 80ern. Die letzten beiden Stücke knacken beide wieder die Sechs-Minuten-Marke, „Cage of Air“ geht sogar steil auf die Sieben zu. Diese Zeit nutzen Warbringer perfekt aus und schaffen ein komplexes, episches Stück mit einigen Wendungen und einem bärenstarken von Akustikgitarren eingeleitetem Finale, das in der letzten Minute sogar kurz in einem wütenden Black-Metal-Inferno gipfelt. Ein riesiges Highlight auf „Wrath and Ruin“, an das mit „The Last of My Kind“ nicht minder grandios angeschlossen wird. Die Melodeath-Anleihen aus „A Better World“ kehren zurück und treiben die Catchiness der Nummer massiv in die Höhe, ehe der Song und damit auch das Album mit ruhigen Klängen zu Ende gebracht wird. Der erste Instinkt: Direkt von vorne hören!
Fazit
Warbringer beweisen sich erneut als eine der besten modernen Thrash-Metal-Bands, die ein großes Gespür für Dynamik und packendes Songwriting an den Tag legen und dabei auf höchstem spielerischen Niveau und einer geballten Ladung Wut und Power zu Werke gehen. Alle Beteiligten liefern durch die Bank absolute Top-Performances ab. Sänger John Kevill hat eine wahnsinnige stimmliche Präsenz und bringt seine pessimistischen, düsteren Texte mit viel Zorn und großer Glaubwürdigkeit rüber. Carlos Cruz ist nicht nur hinter den Drums eine tighte, alles zertrümmernde Maschine, sondern auch als Songwriter und an anderen Instrumenten eine riesige Geheimwaffe für die Band.
Das sehr hohe Niveau von „Weapons of Tomorrow“ wird mit Leichtigkeit gehalten und die acht Songs haben es gewaltig in sich, egal ob sie gnadenlos drauflosprügeln oder komplexer und atmosphärischer ausfallen. „Wrath and Ruin“ wartet mit viel Abwechslung auf und hat mit Knallern der Marke „A Better World“, „Cage of Air“, „Neuromancer“ oder „The Last of My Kind“ eine enorme Hitdichte.
Als netter Bonus liegt der CD-Version des Albums eine Livescheibe mit 15 Songs als zweite Disc bei. Zu dieser kann ich an dieser Stelle nichts sagen, seinen Kauf wert ist „Wrath and Ruin“ für alle Thrash-Metal-Fans aber allemal.
Warbringer auf Tour
Zwei Monate nach Album-Release geht es für Warbringer ab auf große Europa-Tournee zusammen mit Decapitated, Cryptopsy und Carnation. Seht hier alle Deutschland-, Österreich- und Schweiz-Termine der „Infernal Bleeding Over Europe 2025”-Tour:
15.05.25 DE – München / Backstage
16.05.25 CH – Aarau / KiFF
17.05.25 DE – Lindau / Vaudeville
18.05.25 AT – Wien / Szene
21.05.25 DE – Schweinfurt / Stattbahnhof
22.05.25 DE – Dresden / Blauer Salon
26.05.25 DE – Berlin / Hole44
28.05.25 DE – Hamburg / Logo
29.05.25 DE – Vechta / Gulfhaus
30.05.25 DE – Dortmund / Junkyard
03.06.25 DE – Frankfurt / Das Bett
04.06.25 DE – Karlsruhe / Substage
Cover & Tracklist
01 The Sword And The Cross
02 A Better World
03 Neuromancer
04 The Jackhammer
05 Through a Glass, Darkly
06 Strike From The Sky
07 Cage of Air
08 The Last of My Kind
Bonus-CD:
01 Firepower Kills (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
02 The Black Hand Reaches Out (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
03 Crushed Beneath the Tracks (Live in Nantes, France – April 20th, 2023)
04 Living Weapon (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
05 Woe to the Vanquished (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
06 Living in a Whirlwind (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
07 Guitar Solo/ Outer Reaches (Live in Nantes, France – April 20th, 2023)
08 Shellfire (Live in Munich, Germany – April 5th, 2023
09 Descending Blade (Live in Krakow, Poland – April 4th, 2023)
10 Hunter-Seeker (Live in Krakow, Poland – April 4th, 2023)
11 Defiance of Fate (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
12 Silhouettes (Live in Nantes, France – April 20th, 2023)
13 Remain Violent (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
14 Combat Shock (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
15 Total War (Live in Budapest, Hungary – April 7th, 2023)
Mehr Infos
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Bildnachweis: Napalm Records.
+ Großer Abwechslungsreichtum
+ Starke Vocals
+ Klare, wuchtige Produktion
+ Komplexes Songwriting
- Moshcheck